Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

und danebenliegende Pulverhaus wie das Gebäude 
der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft angegriffen. 
Die Heftigkeit des Feuers ließ erkennen, daß die 
Aufständischen es auf Einnahme des Pulverhauses 
und der großen Waarenlagerräume der Deutsch- 
Ostafrikanischen Gesellschaft abgesehen hatten. 
Ich schickte darum: 
1. Den Feldwebel Görn mit einigen Soldaten 
zur Unterstützung des Zollamtsassistenten Fink 
nach dem Zollhause mit dem Befehl, die An- 
greiser vom Pulverhaus zurückzudrängen. 
Den Bauleiter Hentrich mit 3 Soldaten zur 
Unterstützung der Beamten der Deutsch-Ost- 
afrikanischen Gesellschaft. 
Den Lazarethgehülsen Thelips längs des 
Strandes mit der Weisung, die an der Inder- 
Moschee und im Banauenhain in vorzüglicher 
Deckung liegenden und von dort aus nächster 
Nähe das Fort belästigenden Angreifer zu 
vertreiben. 
Durch die geschickt vom Lazarethgehülfen Thelips 
geführte Patrouille wurde der Feind zum Verlassen 
seiner Stellung gezwungen und aus dem Araber= 
stadttheil auf das von 3 Soldaten besetzte Polizei= 
haus, die ihn sofort mit Schüssen empfingen, ge- 
worfen und so allmählich aus der Stadt gedrängt. 
An der Stadtgrenze wurde Lazarethgehülfe 
Thelips verwundet (linkes Wadenbein oberhalb des 
Knöchelgelenks durchschossen) und von der Patrouille 
zum Fort zurückgetragen. 
Feldwebel Görn vertrieb zusammen mit dem 
Bauleiter Hentrich den in den Hütten zähen 
Widerstand leistenden Feind aus dem Bereich des 
Pulverhanses und kam dann zur Ergänzung der 
Patronen nach dem Fort zurück. 
Zusammen mit Feldwebel Görn und Patrouille 
ging ich nach der Inderhauptstraßec. 
Die Aufständischen beschossen von den Barasas 
der Steinhäuser und in den Matamarohr-Ein- 
friedigungen versteckt die Patrouille. 
Ich gab nun dem Feldwebel Görn den Befehl, 
vorsichtig vorzugehen und zu versuchen, die sich 
allmählich zurückziehenden feindlichen Trupps aus der 
Stadt zurückzudrängen. 
Feldwebel Görn stieß auf hartnäckigen Wider- 
stand und konnte nur langsam, von Deckung zu 
Deckung vorlaufend, vorwärtskommen, wobei es ihm 
gelang, dem in dichten Haufen in den engen Straßen 
weichenden Feind große Verluste beizubringen und 
aus der Stadt zurückzudrängen. 
Bei diesem Vorwärtsgehen wurden 2 Soldaten 
verwundet. Feldwebel Görn und die vier bei ihm 
gebliebenen Soldaten vereinigten sich mit einigen 
20 Leuten des Alida Makran und warfen die Auf- 
ständischen aus den Negerhütten im Nordwesten der 
Stadt auf das alte Pulverhaus zurück, wobei ein 
Mann des Akida Makran schwer verwundet wurde. 
Der auf dem alten Pulverhause stehende Posten 
(Ombascha Machbub Hussein E. M. 34, die Uafar 
lr 
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Achmed Mohamed E. M. 83 und Seliman Issa 
E. M. 89 verstärkt durch den Mrimamann Bakari 
bin Marnan) empfing den Feind mit wohlgezieltem 
Feuer. 
13 dicht am Pulverhause aufgefundene feindliche 
Todte liefern für das gute Verhalten dieses Postens 
den besten Beweis. 
Nach dem Fort zurückgekehrt, meldete Zahlmeister- 
Aspirant Seidlitz, daß von der Bastion aus die 
Stadt fliehend verlassende seindliche Trupps zu 
sehen seien. 
Einige über die Stadt fort nach den Higeln 
geschossene Schrapnels richteten große Verwirrung 
an. Ein Treffer wurde beobachtet und auch später 
zwei Todte aufgesunden. 
Um 8 Uhr wurde die Meldung über den An- 
griff telegraphisch nach Darzes-Saläm übermittelt. 
Um 9 Uhr war die Stadt vom Feinde ver- 
lassen, gegen 9¼ Uhr sielen östlich der Station am 
Strande die letzten Schüsse. Der mit einer Patronille 
dahin gezogene Beamte der Deutsch-Ostafrikanischen 
Gesellschaft Lücker war auf die abziehenden Masoko- 
leute gestoßen und hatte sie durch Feuer vertrieben. 
Außer dem Lazarethgehülfen Thelips waren 
der Ombascha Mohamed Said der Polizeitruppe 
Dar-es-Saläm, die Uafar Edris Mohamed und 
Mohamed Abdallah der hiesigen Polizeitruppe, wie 
zwei Leute des Alida Makran bin Schande ver- 
wundet worden, von letzteren starb einer nachmittags. 
(Die Telegrammmeldung „.4 verwundete Soldaten“ 
beruht auf einem Irrthum.) 
Die Verluste des Feindes sind große gewesen. 
Beim Absuchen der Stadt und nächsten Umgegend 
wurden 37 Todte aufgefunden, die in allen Straßen 
und auf den Abmarschwegen gefundenen Blutspuren 
lassen auf fortgetragene Todte und Verwundete 
schließen, was auch durch die Schambabewohner 
bestätigt wird. 6 
Die Stärke der Angreifer ist auf etwa 1000 Mann 
zu schätzen, denen unsererseits 1 Offizier, 1 Zahl- 
meister-Aspirant, 1 Feldwebel, 1 Lazarethgehülfe 
und 19 Soldaten der kaiserlichen Schutztruppec, wie 
an bewaffneten Europäern Postassistent Jante, 
Zollamtsassistent Fink, Bauleiter Hentrich, Mon- 
teur Mertens, Bauanfseher Voß und Bezirks- 
amtsschreiber Lichtwark vom Gouvernement mit 
14 farbigen Bootsleuten, 2 Beamte der Deutsch- 
Ostafrikanischen Gesellschaft (Fuchs und Lücker) 
mit 6 farbigen Bootslenten wie der Akida Makran 
mit 40 Leuten und der Mrimamann Bakari bin 
Marnan mit 6 Lenten, im Ganzen also 12 Europäeer, 
49 Soldaten, 20 Bootsleute und 48 Einheimische 
gegenüberstanden. 
Unsererseits wurden 2100 Gewehrpatronen 
M./71.84, 3 Kartätschen, 6 Granaten und 4 Schrap- 
nels verschossen. 
Die Aufständischen gelangten in die Stadt, indem 
sic um die Posten der Polizeitruppe und der Leute 
des Akida Makran von mit dem Standort dieser
	        
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