Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

erst abends vorher in der Dunkelheit ausgesetzten 
Posten vertrauten Stadtbewohnern herumgeführt 
wurden. 
Das Verhalten sämmtlicher Europäer, Soldaten 
und Bootslente, des Akida Makeran bin Schande wie 
des Mrimamannes Bakari bin Maruan war muster- 
haft. Bei dem aus größter Nähe — aus der 
20 m entfernten Moschee und dem ebenso nahen 
Bananenhain — plötzlich eröffneten, lästigen Feuer 
wurde Ruhe bewahrt. 
Besonders verdient hervorgehoben zu werden 
das Austreten des Postens auf dem alten Pulver- 
hause und die geschickte Führung der Patrouillen 
seitens des Feldwebels Görn und des Lazareth= 
gehülfen Thelips, deren schneidigem Draufgehen 
in erster Linic das schnelle Zurückdrängen des Feindes 
aus der Stadt zu danken ist. 
Bald nach 8 Uhr vormittags war die Telegraphen= 
leitung nach Mohorro wieder zerstört. 
Sofort nach abgeschlagenem Angriff wurde das 
Pulverhaus durch die Soldatenweiber und Ketten- 
gefangenen gerämmt und das Handelspulver im Fort 
untergebracht, wohin auch die Zollkasse und Kassen- 
bücher überführt wurden. 
Nachdem Kundschafter ausgeschickt worden waren, 
wurden Posten auf den zur Vertheidigung ein- 
gerichteten flachen Dächern einiger günstig gelegener 
Indiersteinhäuser aufgestellt und auch dem Alida 
Makran mit seinen Leuten ein Steinhaus über- 
wiesen. 
Die Kundschafter hatten in den Schamben nahe 
der Stadt feindliche Trupps angetroffen und infolge 
dessen nur ungenügende Nachrichten gebracht. 
Die Nacht zum 8. verlief ruhig. 
Ein Gang durch die Stadt überzengte miich, 
daß nur einige von der Bevölkerung verlassene 
Hütten ausgeraubt waren. 
Gegen 11 Uhr ging S. M. S. „Seeadler“ auf 
der Rhede zu Anker. Ich begab mich an Bord, 
um den Kommandanten über die Lage zu orientiren. 
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Gegen Mittag traf vom Akida Abdallah bin 
Omar die Meldung ein, daß er am 6. d. Mts. den 
von der (ersten) Zerstörung der Telegraphenleitung 
bei Massaninga zurückkehrenden Omari Muenda am 
oberen Matando geschlagen und zwei Leute gefangen 
genommen habe. 
Abdallah bin Omari erhielt durch den zurück- 
kehrenden Boten den Befehl, nach hier zu kommen. 
Am 9. d. Mts. marschirte Postassistent Jante 
mit einer vom Feldwebel Görn geführten Vedeckung 
von 15 Poltzeisoldaten und 20 Makranleuten 
unter Bakari bin Marnan ab und stellte die auf 
1½ km Länge diesseits des Madingeraflusses zerstörte 
Telegraphenleitung wieder her 
Patrouillen konnten mangels verfügbarer Askari 
und eines Unteroffiziers als Führer nicht geschickt 
werden. 
Nachmittags war die Leitung zwischen Mohorro 
und Dar-es-Saläm unterbrochen. 
  
Am 10. d. Mis. früh schickte ich Feldwebel 
Görn mit 15 Soldaten und einigen Makranleuten 
unter Bakari bin Marnan über den Singino auf 
Lingaura vor. Durch diese Patrouille wie von der 
Schamba kommende Makranleute wird festgestellt, 
daß die Aufständischen nach dem Mawudsifluß ab- 
gezogen waren. 
Die Akida Makrau bin Schande und Abdallah 
bin Omari, wie die Mrimalente Mohamadi Muni- 
schande und Bakari bin Marnan, die Araber und 
die vier Wangindohäuptlinge Mzee Tutera bin Abedi, 
Mohamed Kitoe, Mpungo Mpogoro und Mkape 
haben sich offen für das Gouvernement erklärt. 
Die Hallung der übrigen Bevölkerung der Stadt 
und Schambas gab zu Zweifeln Anlaß. 
Nach einer mit den Akidas Makran bin Schande 
und Abdallah bin Omar gehabten Besprechung der 
angenblicklichen Lage glaube ich nicht an eine Rück- 
kehr der Aufständischen in nächster Zeit. 
Ein Anlaß zur Gesährdung des Friedens ist in 
der allgemein im weiteren Hinterlande infolge der 
Verheerungen durch die Heuschrecken herrschenden 
Humgersnoth zu erblicken. Einmal wird die hunger- 
leidende Schabruma= und Mjaobevölkerung Menschen- 
jagden veranstalten, um mehr Sklaven zum Verkauf 
bringen zu können, anderseits auch willig den Auf- 
forderungen seitens der Sklavenhändler folgen und 
zu Raub und Plünderung nach der Küste kommen. 
Zur wirksamen Vertheidigung des Forts reicht 
die gegenwärtige Besatzung aus. 
Da die Polizeitruppe in ihrer jeßigen Stärke 
einem Patrouillengang in den Schambas und 
zngs der Telegraphenlinie nicht ausreicht, habe ich 
die zu sichernde zu einer täglichen Begehung in die 
nachfolgenden Abschnitte eingetheilt und überwiesen: 
1. Im Süden: Vom Strand bei Ras Tikwiri 
bis zu dem Mparahügel am Alexandra-Creek den 
hiesigen Maskat= und Mschihiri-Arabern. 
2. Im Westen: Vom Lingaura-Creek (Alexan- 
dra Pt.) bis zur Barra-Barra (Hauptweg nach dem 
Dondegebiet) dem Akida Makran bin Schande. 
3. Im Westen: Im Anschluß daran bis zum 
Matando (Oberlauf des Madingeraflusses) dem 
Mrimamann Mohamadi Munischande und dem Akida 
Abdallah bin Omari. 
4. Die Begehung und Sicherung der Telegraphen- 
linie von der Stadt bis zum Madingerafluß dem 
Mrimamann Bakari bin Marnan. 
5. Die Begehung und Sicherung der Telegraphen= 
linie vom Madingerafluß bis zur Landschaft Samanga 
dem Wangindohäuptling Mzee Tutera bin Abedi. 
Auf den vorerwähnten Abschnitten sollen die 
Beauftragten je 6 bis 8 bewaffnete Leute unter- 
halten, die seitens des Bezirksamtes verpflegt werden.
	        
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