erst abends vorher in der Dunkelheit ausgesetzten
Posten vertrauten Stadtbewohnern herumgeführt
wurden.
Das Verhalten sämmtlicher Europäer, Soldaten
und Bootslente, des Akida Makeran bin Schande wie
des Mrimamannes Bakari bin Maruan war muster-
haft. Bei dem aus größter Nähe — aus der
20 m entfernten Moschee und dem ebenso nahen
Bananenhain — plötzlich eröffneten, lästigen Feuer
wurde Ruhe bewahrt.
Besonders verdient hervorgehoben zu werden
das Austreten des Postens auf dem alten Pulver-
hause und die geschickte Führung der Patrouillen
seitens des Feldwebels Görn und des Lazareth=
gehülfen Thelips, deren schneidigem Draufgehen
in erster Linic das schnelle Zurückdrängen des Feindes
aus der Stadt zu danken ist.
Bald nach 8 Uhr vormittags war die Telegraphen=
leitung nach Mohorro wieder zerstört.
Sofort nach abgeschlagenem Angriff wurde das
Pulverhaus durch die Soldatenweiber und Ketten-
gefangenen gerämmt und das Handelspulver im Fort
untergebracht, wohin auch die Zollkasse und Kassen-
bücher überführt wurden.
Nachdem Kundschafter ausgeschickt worden waren,
wurden Posten auf den zur Vertheidigung ein-
gerichteten flachen Dächern einiger günstig gelegener
Indiersteinhäuser aufgestellt und auch dem Alida
Makran mit seinen Leuten ein Steinhaus über-
wiesen.
Die Kundschafter hatten in den Schamben nahe
der Stadt feindliche Trupps angetroffen und infolge
dessen nur ungenügende Nachrichten gebracht.
Die Nacht zum 8. verlief ruhig.
Ein Gang durch die Stadt überzengte miich,
daß nur einige von der Bevölkerung verlassene
Hütten ausgeraubt waren.
Gegen 11 Uhr ging S. M. S. „Seeadler“ auf
der Rhede zu Anker. Ich begab mich an Bord,
um den Kommandanten über die Lage zu orientiren.
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Gegen Mittag traf vom Akida Abdallah bin
Omar die Meldung ein, daß er am 6. d. Mts. den
von der (ersten) Zerstörung der Telegraphenleitung
bei Massaninga zurückkehrenden Omari Muenda am
oberen Matando geschlagen und zwei Leute gefangen
genommen habe.
Abdallah bin Omari erhielt durch den zurück-
kehrenden Boten den Befehl, nach hier zu kommen.
Am 9. d. Mts. marschirte Postassistent Jante
mit einer vom Feldwebel Görn geführten Vedeckung
von 15 Poltzeisoldaten und 20 Makranleuten
unter Bakari bin Marnan ab und stellte die auf
1½ km Länge diesseits des Madingeraflusses zerstörte
Telegraphenleitung wieder her
Patrouillen konnten mangels verfügbarer Askari
und eines Unteroffiziers als Führer nicht geschickt
werden.
Nachmittags war die Leitung zwischen Mohorro
und Dar-es-Saläm unterbrochen.
Am 10. d. Mis. früh schickte ich Feldwebel
Görn mit 15 Soldaten und einigen Makranleuten
unter Bakari bin Marnan über den Singino auf
Lingaura vor. Durch diese Patrouille wie von der
Schamba kommende Makranleute wird festgestellt,
daß die Aufständischen nach dem Mawudsifluß ab-
gezogen waren.
Die Akida Makrau bin Schande und Abdallah
bin Omari, wie die Mrimalente Mohamadi Muni-
schande und Bakari bin Marnan, die Araber und
die vier Wangindohäuptlinge Mzee Tutera bin Abedi,
Mohamed Kitoe, Mpungo Mpogoro und Mkape
haben sich offen für das Gouvernement erklärt.
Die Hallung der übrigen Bevölkerung der Stadt
und Schambas gab zu Zweifeln Anlaß.
Nach einer mit den Akidas Makran bin Schande
und Abdallah bin Omar gehabten Besprechung der
angenblicklichen Lage glaube ich nicht an eine Rück-
kehr der Aufständischen in nächster Zeit.
Ein Anlaß zur Gesährdung des Friedens ist in
der allgemein im weiteren Hinterlande infolge der
Verheerungen durch die Heuschrecken herrschenden
Humgersnoth zu erblicken. Einmal wird die hunger-
leidende Schabruma= und Mjaobevölkerung Menschen-
jagden veranstalten, um mehr Sklaven zum Verkauf
bringen zu können, anderseits auch willig den Auf-
forderungen seitens der Sklavenhändler folgen und
zu Raub und Plünderung nach der Küste kommen.
Zur wirksamen Vertheidigung des Forts reicht
die gegenwärtige Besatzung aus.
Da die Polizeitruppe in ihrer jeßigen Stärke
einem Patrouillengang in den Schambas und
zngs der Telegraphenlinie nicht ausreicht, habe ich
die zu sichernde zu einer täglichen Begehung in die
nachfolgenden Abschnitte eingetheilt und überwiesen:
1. Im Süden: Vom Strand bei Ras Tikwiri
bis zu dem Mparahügel am Alexandra-Creek den
hiesigen Maskat= und Mschihiri-Arabern.
2. Im Westen: Vom Lingaura-Creek (Alexan-
dra Pt.) bis zur Barra-Barra (Hauptweg nach dem
Dondegebiet) dem Akida Makran bin Schande.
3. Im Westen: Im Anschluß daran bis zum
Matando (Oberlauf des Madingeraflusses) dem
Mrimamann Mohamadi Munischande und dem Akida
Abdallah bin Omari.
4. Die Begehung und Sicherung der Telegraphen-
linie von der Stadt bis zum Madingerafluß dem
Mrimamann Bakari bin Marnan.
5. Die Begehung und Sicherung der Telegraphen=
linie vom Madingerafluß bis zur Landschaft Samanga
dem Wangindohäuptling Mzee Tutera bin Abedi.
Auf den vorerwähnten Abschnitten sollen die
Beauftragten je 6 bis 8 bewaffnete Leute unter-
halten, die seitens des Bezirksamtes verpflegt werden.