tigkeit ein Verderb. Wie ich dem leßtgenannten
Autor entnehme, pflanzen sich die Küstenkameele nicht
sort und leben meist nur einige Jahre. Aber auch
in den Binnengebieken, die dem Einfluß der See
nicht mehr ausgesetzt sind, haben wir immer noch die
normalen Regenperioden. Indessen ist der Grad
von Feuchtigkeit, welche sie zeitweilig bedingen, lokal
sehr verschieden; die Vegetationsverhältnisse bieten
einen Maßstab dafür. Wo sich zusammenhängende
Steppen mit minimalem Baumwuchs ausdehnen, darf
man immerhin annehmen, daß die Verhällnisse für
Kameelbetrieb einigermaßen günstig liegen, und daher
glaube ich auch dahin gehende Versuche befürworten
zu dürfen. Es ist nun für die vorliegende Frage
von Wichtigkeit, daß das ganze Panganigebiet von
Korogwe aufwärts bis an den Fuß des Kilimandjaro
zusammenhängende Steppe bildet. Da bis Korogwe
demnächst die Eisenbahn führen wird, so wäre für
die Herstellung der weiteren Kilimandjaroverbindung
neben anderweitigen Beförderungsmitteln immerhin
das Kameel ins Auge zu fassen. Das Land ist in
seinem Gesammtcharakter trocken, eben und heiß,
erfüllt somit die wichtigsten Bedingungen für das
Fortkommen der Thiere. Ausschlaggebend für der-
artige Versuche ist ihr billiger Preis. In Aegypten
wird nach Brehm, der das Land selbst kennen
lernte, ein Lastkameel selten mit mehr als 90 Mk.
bewerthet. Mögen sie in Aden etwas theurer sein,
so fällt das Anlagekapital immer noch kaum ins
Gewicht.
Es sind übrigens schon einige Versuche mit
Kameelen für den ostafrikanischen Expeditionsbetrieb
gemacht worden. Auf ihren Reisen zum Viktoria
Nyansa haben sowohl Dr. Peters wie Dr. Bau-
mann und zu stationärem Ausenthalt daselbst auch
Kompagnieführer Langheld Kameele mitgeführt.
In den beiden ersten Fällen sind sie zu Grunde
gegangen. Woran dies gelegen hat, ist mir un-
bekannt. Es muß aber berücksichtigt werden, daß
Forschungsreisen (s. o.) mit ganz anderen Bedingun-
gen zu rechnen haben als ein geregelter Karawanen=
verkehr. Wenn die allgemeinen Landesverhältnisse
günstig sind, so dürfen uns Mißerfolge jener von
systematischen Versuchen nicht abschrecken.
Der lebte Abschnitt dieses Aufsatzes wird Gelegen-
heit geben, auf die Bedeutung zurückzukommen, welche
Reitkameele für den Postverkehr zum Kilimandjaro
haben.
3. Der Ochse.
Der größte Nuheffekt der zu Transportzwecken
verwandten Rinder= und gezähmten Büffelrassen liegt
im Zuge; nur in unwegsamen Landstrichen dürfte sich
ihre Benutzung als Lastthiere empfehlen. Beziglich
der Leistungsfähigkeit auf beiden Gebieten verweise
ich auf die früher mitgetheilten, der indischen Praxis
entnommenen Zahlen.
Die in der heißen Zone Afrikas und Asiens ver-
ehien Nutzrinder gehören vorwiegend den Zebus
580
–
oder Buckelrindern an. Nach Rohde') lassen sie
sich in drei Gruppen zerlegen:
1. Die großen indischen Buckelochsen, von denen
schon früher die Rede war, werden in ihrer
Heimath außer zum Zuge auch zum Lasten-
tragen und Neiten benutzt. „Die männlichen
Thiere sollen früher, als man Eisenbahnen
nicht kannte, zum Depeschendienst in den in-
dischen Armeen verwendet worden sein und
eine Strecke von sechs englischen Meilen in
der Stunde zurücklegen können.“
Der etwas kleinere Schlag der mittleren Buckel-
ochsen, die bei uns in zoologischen Gärten nicht
selten sind, haben in Asien und Afrika weiteste
Verbreitung. Ueber ihre Verwendung als
Reitthiere sagt der Afrikareisende Burchell:
„Die Ochsen werden in der Regel abgerichtet,
wenn sie noch nicht ein Jahr alt sind. Die
Leichtigkeit und Geschicklichkeit, mit welcher die
Eingeborenen diese Thiere behandeln, haben
oft meine Bewunderung erregt; sie gehen im
Schritt, Trab und Galopp nach dem Willen
ihres Herrn und legen 4 bis 6 englische
Meilen in der Stunde zurück.“
Die Zwergzebus sind wegen ihrer Kleinheit
als Reit= oder Lastthiere unbrauchbar.
In Indien wie Aegypten spielt der gemeine
Büffel (Bubalus vulgaris) sowohl als Last= wie
Zugthier eine Rolle, doch ist nur die leßztere be-
deutend. Ob der bei uns jetzt wieder einwandernde
wilde Büffel (Bubalus calker), den Teleki und
v. Höhnel noch 1887 am Mern in Herden von
400 bis 600, südlich vom Baringosee sogar von
5000 Stück antrasen, zähmbar und wirthschaftlich
verwendbar ist, muß dahingestellt bleiben. Vor der
Hand kommt er nicht in Betracht.
4. Das Pferd.
Das Pferd ist lein Thier der Tropen. Eine
Besprechung seiner Leistungsfähigkeit hat daher hier
wenig Werth. Um einen beiläufigen Maßstab an
die Hand zu geben, sei bemerkt, daß unserc leichten
Kavalleriepferde mit einem Gepäck von etwa 46 kg
belastet sind, wozu das Reitergewicht von 60 bis
80 kg kommt. Im Tage legen sie durchschnittlich
22 bis 30 km zurück, Gewaltmärsche der Truppe
werden 50 bis 60 km selten übersteigen.
An der Küste des Schutzgebiets werden einige
Pferde zum Luxus gehalten, sie gehören wohl größten-
theils der kleinen Massaug= oder einer verwandten
Rasse an, die an den Küstenplätzen des Rothen
Meeres billig zu haben ist. Dr. Peters hielt am
Kilimandjaro ein kräftig gebautes Thier von mittlerer
Größe, welches sich im unwegsamen Gelände, nament-
lich im Klettern sehr bewährt haben soll. Ich fand
dasselbe vor einem Jahr wohl und munter in Tanga.
do
—
V) Nindviehzucht 1885 II, S. 249.