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Es ergiebt sich somit durch die Belastung eine
Verlängerung der gesammten Marschdauer von 13
auf 17 Stunden. Beladen legen die Thiere im
Mittel 3 km in der Stunde zurück. Dabei ist zu
berücksichtigen, daß die Moschistation in einer Höhe
von 1160 m, der Kalkplatz nur von 750 m liegt.
Nahezu die ganze Differenz von 400 m ist am letzten
Tage (Rau—Moschi) zu überwinden. Alle acht Tage
ging eine Eselkarawane hin und zurück. Zur Be-
aufsichtigung kam ein Mann auf 5 bis 8 Thiere.
Die Märsche wurden in aller Frühe angetreten,
nachmittags geruht an verschiedenen dazu geeigneten
Weideplätzen. Schäden erlitten die Esel nur, wenn
die Sättel schlecht waren und scheuerten. In der
ganzen Zeit wurden durch reißende Thiere 3 Lastesel
verwundet und 2 (durch Löwen) auf dem Marsche
selbst weggeschleppt. Derartige Störungen haben sich
in neuester Zeit noch wiederholt.
Bezüglich der Einrichtung eines geregelten Esel-
transports von der Rongamündung bis Moschi
äußerte sich Herr Johannes in folgendem Sinne:
Eine Eselstation wäre zweckmäßig am Pangani selbst,
nicht im benachbarten Kulturlande von Aruscha ein-
zurichten, weil es dort zu viel Ungeziefer gebe. Die
bepackten Esel würden die Strecke Ronga— Moschi
in drei Etappen zurücklegen können.
1. Ronga— Kahe 6 Stunden,
2. Kahe—Naufluß -
3. Raufluß — Moschi 4 -
16 Stunden.
Herr Techniker Wilken, der Leiter des Stations-
baues in Moschi, der den Eselverkehr eingerichtet hat,
theilte mir zur selben Frage Folgendes mit:
„Bezüglich des Eseltrausports geht meine An-
sicht dahin, daß Sperrgut und andere zerbrechliche
Sachen nur schwer auf Eseln zu transportiren sind.
Es ließe sich aber schon erreichen, wenn ordentliche
Wege vom Stapelplatz aus geschlagen und geebnet
würden, um dann leichte Karren, von 1 bis 2 Eseln
gezogen, verwenden zu können. Der beste Weg nach
Moschi führt meiner Ansicht nach über Kahe; es
wären dann allerdings mehrere Brücken zu bauen,
die aber alle keine großen Schwierigkeiten verursachen
würden. Angenommen, die Esel gingen vom Stapel-
platz am ersten Tage bis außerhalb Kahe, am
zweiten würde die Karawane unten vor dem Moschi-
berge bleiben müssen, da der Weg hinauf die Thiere
zu sehr ermüdete. Unten vor Moschi, sowie überall
an den Lagerpläßen müßten starke Umzännungen
gebaut und, wo kein Wasser, Brunnen gegraben
werden. Ferner hätte man für 6 bis 8 Esel einen
Wärter zu rechnen (die Leute bekommen bei mir
14 bis 18 Rupies Lohn inkl. Poscho).“
Die Erfahrungen, welche man nunmehr seit sechs
Monaten in Moschi gemacht hat, berechtigen insofern
zu günstigen Aussichten bezüglich einer ausgedehnteren
Verwendung von Lasteseln, als dieselben außerordent-
lich anspruchslos und dem Steppenklima völlig ange-
paßt sind. Wenn man auf größere Schnelligkeit ver-
zichtet, so verdienen Esel jedenfalls den Vorzug vor
menschlichen Trägern. Es ist sehr instruktiv, sich in
dieser Beziehung an die Erfahrungen Privater zu
halten, welche auf eigene Rechnung und Gefahr
arbeiten. Der hier ansässige griechische Händler
Katebenides hat, soweit mir bisher bekannt geworden,
zweimal den Versuch gemacht, seine Waaren mit
Packeseln heraufzutransportiren. Er änußerte sich mir
gegenüber in befriedigter Weise. Das eine Mal
handelte es sich um 50, das andere Mal um
30 Thiere. Er kaufte sie in Pangani für 12 bis
15 Rupies das Stück. Jeder Esel trug zwei Lasten,
auf ihrer vier kam ein Treiber. Nach der Ankunft
am Kilimandjaro gingen viele zu Grunde, wohl
infolge des Klimawechsels, wie auch wir mit unseren
Reiteseln erfahren haben. Aber wenn auch alle nach
einmaliger Reise gestorben wären, so würde Katebenides
immer noch gewonnen haben, da ihm ein Träger 17
bis 18 Rupies kostet.
Auch Dr. Fischer führte auf seiner Massaircise
im Jahre 1883 sechs Packesel mit, von denen er
erwähnt, daß sie 12 Lasten trügen.
6. Das Maulthier.
Welche Bedeutung dieses Kreuzungsprodukt
zwischen Pferdestute und Eselhengst in den Ländern
hat, die ihm klimatisch zusagen, mögen erst einige
statistische Daten erweisen. Portugal besaß Ende der
achtziger Jahre 51.000 Maunlkhiere (Spanien 2320 000
Maulthiere und Esel); Frankreich, wo die Zucht am
intensivsten in den mittleren Departements betrieben
wird — die Bauern von Poitou erzielen dadurch
eine jährliche Einnahme von mehr als 13 Millionen
Francs — 360 000; die Vereinigten Staaten von
Nordamerika zwei Millionen Maulthiere. Hier hat
sich ihr Bestand seit 20 Jahren mehr als ver-
doppelt, derjeuige der Pserde keineswegs; in den
Südstaaten überwiegen Maulthiere über Pferde.
Ich schicke diese Zahlen voraus, um dem Thiere,
welches in Deutschland kaum bekannt ist, von vorn-
herein einige Achtung zu verschaffen, und wir werden
sehen, daß es für die Erschließung unserer Schutz-
gebiete ein hervorragendes Interesse verdient. In
neuester Zeit hat die Manlthierzucht von der Hand
des verstorbenen Semler eine so meisterhafte Dar-
stellung erfahren,') daß ich zur eingehenderen Orien-
tirung dringend auf dessen Werk verweise. Er be-
handelt auf 146 Druckseiten das Thier hinsichtlich
folgender Punkie: Naturgeschichte, Eigenschaften und
Nüßlichkeit, Zuchtstatistik, Zucht, Verwendung, Krank-
heiten, Stall und Mist.
Wenn das Maulthier auch einen hohen Grad
von Akklimatisationsfähigkeit besitzt, so ist es doch in
wärmeren Klimaten ungleich leistungsfähiger. Den
höchsten Grad seines Nugzeeffektes erreicht es in sub-
tropischen Steppenländern, wo trockener, grasiger oder
sandiger Boden über weite Areale verbreitet ist.
*) Trop. Agrikuliur IV. 2, S. 605 ff.