Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

Diese sehr differente Ausdehnung der einzelnen 
Tagestouren, zu welcher zunächst die ungleiche Ver- 
theilung geeigneter Anlageplätze Veranlassung giebt, 
harmonirt indessen sehr wohl mit den Strömungs-= 
verhältnissen, welche die Bergfahrlen in sehr ver- 
schiedenem Grade verzögern. Das früher besprochene 
Längsprofil veranschaulicht dieses. Soweit die bisher 
vorliegenden dürftigen Daten eine Berechnung 
gestatten, ist auf der Strecke Opuni—Mabirioni die 
Neigung des Flußbettes am schwächsten, sie beträgt 
im Mittel 0,086 pCt. d. h. auf 1 km 86 cm. 
Die daraus resultirende Stromgeschwindigkeit ist so 
gering, daß Bergfahrten von 45 und 48 km pro 
Tag auch bei belasteten Schleppkähnen nicht zu groß 
erscheinen. Auf den drei anderen Theilstrecken haben 
wir stärkeren Gegenstrom zu erwarten, da die 
mittleren Gefälle derselben 0,095, 0,111 und 
0,222 pCt. betragen. Die oberste Etappe Nonga— 
Mikwajuni soll nach Baumann sogar reißend, der 
Fluß dort zudem von Inseln durchsetzt sein. Das 
gebietet Vorsicht in der Schifffahrt und hier zunächst 
in der Veranschlagung der Tagesstrecken. Die unterste 
Etappe Mabirioni—Buiko hat das stärkste Gefälle 
und rechtfertigt die nur auf den halben Betrag der 
Mitteltouren berechnete Tagesleistung. Diese Strecke 
kommt durch ihre geringe Bemessung einem weiteren 
Bedürfniß entgegen. In Buiko hat die Umladung 
von den Wagen auf das Schiff bezw. umgekehrt 
stattzufinden. Um diesem Geschäft nicht einen ganzen 
Tag zu opfern, ist eine der von Buiko ausgehenden 
Tagereisen auf die Dauer eines halben Tages zu 
beschränken, und die andere Hälfte für die Ver- 
ladung frei zu halten. Auf der Landstrecke ist dies 
nicht thunlich, da der nächste Futterplahz, Sapanga, 
27 km entfernt ist; es muß die Verkürzung daher 
auf die Schifffahrt verlegt werden, und darum 
empfiehlt sich das nur 24 km enlfernte Mabirioni 
als nächste Station. Die in der Kilometerzahl un- 
bedeutende Differenz verschärft sich durch die ungleiche 
Geschwindigkeit der Betriebsmittel: Zugthiere und 
Dampfmotor. 
Wie weit im Allgemeinen die für die Schifffahrt 
in Aussicht genommenen Tagestouren ihrer Leistungs- 
fähigkeit entsprechen und vermuthlich hinter derselben 
zurückbleiben, kann ich nicht wohl entscheiden. Dazu 
sehlt es mir an einer genügenden Kenntniß einerseits 
der Stromverhältnisse und zweitens der Fahr- 
geschwindigkeit der zu verwendenden Schiffe. Es 
handelt sich hier wesentlich nur um das gegenseitige 
Verhältniß der einzelnen Tagesstrecken. Daran knüpft 
sich ein besonderes Momenk, welches bei den übrigen 
Transportarten wegfällt. Es ist die sehr ungleich- 
  
Sumpfstrich das Lager vom Flusse trennt, wird es sich 
auch zur gleichmäßigeren Vertheilung der Tagesstrecken 
empfehlen, die Anlegestelle etlwas weiter abwärts zu ver- 
legen, dorthin, wo sich auf der Baumannschen Karte die 
Ortsbezeichnung Langate Lessulenge sindet. Der Name 
Opuni wird im Folgenden beibehalten, weil dieser all- 
gemeiner bekannt ist. 
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mäßige Geschwindigkeit der Berg= und Thalfahrten. 
Dieser Umstand rechtfertigt die Erwartung, daß bei 
letzteren die Gesammtstrecke in wenigen Tagen zu- 
rückgelegt werden kann. Da aber die Einrichtung 
von besonderen Zwischenstationen, mit denen stets 
mehr oder minder umfangreiche bauliche Anlagen 
verbunden sind, den Betrieb kompliziren und ver- 
theuern würde, so erscheint eine Verlängerung der 
Thalfahrten unter der Voraussetzung wünschenswerth, 
daß zwei Etappen der Bergfahrt zu einer zusammen- 
gezogen werden, wodurch die Zahl der Landungs- 
stellen keine Vermehrung erfährt. Im obersten Theil 
der Schifffahrt folgen zwei kurze Touren aufeinander, 
welche in ihrer Vereinigung die einzelnen mittleren 
Etappen kaum übersteigen. Man wird sie daher 
wohl zusammenziehen dürfen und erhält dann für 
die Thalfahrt folgende vier Tagesstrecken: 
1. Ronga—Opuni 49½ km 
2. Opuni—Lassiti 48 
3. Lassiti— Mabirioni 45 
4. Mabirioni—Buiko 24 
An der letzten kurzen Etappe ist nichts zu ändern; 
dies erscheint aber aus dem oben angeführten 
Grunde auch nicht wünschenswerth. 
Es ergiebt sich somit die Nothwendigkeit, sechs 
Anlegepläße einzurichten, von denen die beiden End- 
stationen Ronga und Buiko etwas umfangreicher, die 
übrigen für den Transithandel bestimmten weniger 
bedeutend zu sein brauchen. An allen Punkten ist 
aber sowohl zur Unterkunft der Reisenden wie zur 
Deponirung von ütern bei unvorhergesehenen 
Zwischenfällen je ein solides Haus aufzuführen. 
Diese Forderung könnte als sehr kostspielig Bedenken 
hervorrufen. Indessen sind wir bezüglich derartiger 
Bauten auf dieser Strecke des Reiseweges so günstig 
gestellt, wie wohl nur in wenigen Binnengebieten 
unserer Kolonien. Es wurde bereits gelegentlich der 
Besprechung des Eseltrausporkes am Kilimandjaro 
erwähnt, daß in dem Winkel zwischen Ronga und 
Pangani technisch verwendbarer Kalkstein ansteht. 
Ich habe dieses Lager, das bereits zur Einrichtung 
von Kalköfen an Ort und Stelle geführt hat, vor 
einiger Zeit besucht und einerseits eine erhebliche 
Ausdehnung desselben, andererseits ein Heranreichen 
bis an das Panganiufer konstatiren können. Es ist 
das eine wirthschaftliche Thatsache von nicht zu unter- 
schäßender Bedentung. Die Verfrachtung dieses zur 
Mörtelbereitung — die sonst im Binnenlande fast 
ausgeschlossen ist — werthvollen Materials strom- 
abwärts hat nicht die geringsten Schwierigkeiten. 
Aber auch zur Gewinnung von Bruchsteinen bietet 
sich nahe dem oberen Ende der Schifffahrtsstrecke 
Gelegenheit. Im Allgemeinen entsernen sich in der 
Panganiniederung die begleitenden Gebirgszüge weit 
vom Flusse. An einer isolirten Stelle jedoch, 9 km 
unterhalb der Nongamündung, erhebt sich aus dem 
Alluvialboden unmiktelbar am linken Ufer eine Fels- 
partie, die den Suaheli-Karawanen unter dem Namen 
onymba ya mawe“ bekannt ist. Das Gestein ist 
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