Gneiß und nach der allgemeinen Erfahrung zu
massiven Bauten gut geeignet. Diese Depots schätzens-
werthen Rohmaterials am oberen Ende der Schiff-
fahrtsstrecke helfen über die Hauptschwierigkeiten der
Stationsbauten hinweg. Es kommt hinzu, daß sich
längs des Flusses eine Baumvegetation hinzieht,
welche das nöthige Bauholz in unmittelbarer Nähe
zur Verfügung stellt. Die Entnahme der erforder-
lichen geringfügigen Holzmenge kommt gegenüber den
früher geltend gemachten Bedenken kaum in Betracht;
allenfalls könnte man den Bedarf von weiter strom-
aufwärts gelegenen und vertheilten Punkten beziehen,
die Stämme dann mit geringer Mühe verflößen.
Der zur Mörtelbereitung weiter erforderliche Sand
dürfte auch an Ort und Stelle zu beschaffen sein,
da nach Baumann der Boden der oberen Pangani-
niederung „oft mit grauem, manchmal fast schwarzem
Sande“ bedeckt ist. Für leichtere Nebenbauten bietet
sich in den Blattrippen der Raphiapalmen, die den
Fluß begleiten, ein bequemes und properes Material;
anßerdem möchte ich auf die Verwendung des Thones
der in allen unseren Steppen sehr häufigen Termiten-
hügel hinweisen. Ich verdanke die Anregung dazu
einem lesenswerthen Schrifichen von Frih Bley,
der aus diesem Thon mit Erfolg Ziegel gebraunt
hat. Zur Dachdeckung würde wohl Wellblech zu
importiren sein, woraus auch keine nennenswerthen
Unkosten erwachsen, da die Baustellen an der Haupt-
verkehrsstraße liegen.
Bei dieser Gelegenheit soll der eventuellen Mög-
lichkeit gedacht werden, den Pangani auch unterhalb
Buiko zum Transport von Baumaterial für die nach
Korogwe zu bauende Fahrstraße bezw. ihre Stations-
häuser zu benutzen. Wenn auch durch Schnellen
lotale Unterbrechungen bewirkt werden, so dürfte es
sich vielleicht immer noch lohnen, die eingeschaltelen
fahrbaren Strecken auszunutzen. Baumstämme können
auch über reißende Stellen verflößt werden, wenn
man Aufmerksamkeit darauf verwendet und die sich
festsebenden wieder befreit. Da eine erheblichere
Lichtung des Panganiuferwaldes mit Nachtheilen
verbunden ist, so wäre zur Holzgewinnung und zum
Transport der Bäume auch der bei Maurinu mün-
dende Mkomasi heranzuziehen, auf dessen schöne
Userbestände schon Fischer hingewiesen hat.
An der Rongamündung empfiehlt sich die An-
lage eines größeren Stapelplatzes. Hier schließt sich
an die Schifffahrt der Transport durch Maulthiere.
Es muß Gelegenheit geboten werden, Güter, mögen
sie zur Aus= oder Einfuhr bestimmt sein, dort für
kurze Zeit zu deponiren. Dazu kommt, daß der
Schiffstrain an der Kopfstation voraussichtlich slets
mehrere Tage liegen bleibt, seine Bemannung also
ein Unterkommen verlangt. Bezüglich des Bau-
materials dieser Rongastation gilt dasselbe wie für
die weiter abwärts gelegenen; nur empfiehlt es sich,
*) Deutsche Pionierarbeit in Ostafrika.
) Verlin 1891.
(VI. Hausbau) S. 103.
603
die Hölzer hier aus dem Ronga= und Weri-Weri-
gebiet zu beziehen, da sich dort an die Erhaltung
des Uferwaldes geringeres Interesse knüpft. Bau-
steine können statt von dem flußabwärts gelegenen
„nyumba ya mawe“ von der Nordwestecke Nguenos,
vielleicht auch vom „Baumann-Hügel“ (beides Gneiß)
bezogen und zu Wasser verfrachtet werden.
Theilstrecke IV: Ronga— Kilimandjaro.
(Ronga—Moschi 67½ km.)
Die günstigste Verkehrsvermittelung auf dieser
kurzen Landstrecke dürfte Transport durch Maul=
thiere sein. Um ein Urtheil über die zweckmäßigste
Gestaltung desselben, Wahl der Route u. s. w. zu
erlangen, ist eine flüchtige Betrachtung der Verkehrs-
verhältnisse am Kilimandjaro selbst nothwendig.
Heute ist das in einem Halbring die Süd= und
Ostseite des Berges umziehende Kulturland durch
zahlreiche innerhalb der Landschaften verlaufende
Pfade verbunden. Dazu kommt zur Verkehrsver-
mittelung zwischen den äußeren Flügeldistrikten ein
Weg, der sehr erheblich am Hange hinaufsteigt und
in einer durchschnittlichen relativen Höhe von 2000 m
oberhalb des Urwaldgürtels als sogenannter „neu-
traler Verbindungspfad“ verläuft. Drittens zieht
sich um den Südfuß des Berges von Taweta bis
Kibongoto ein fast stets Steppenland durchquerender
Pfad, der Seitenzweige in die einzelnen Kulturland-
schaften hinausschickt, und den ich daher bei der
Landesaufnahme als „unteren Verbindungspsad“ be-
zeichnet habe. Eine Prüfung dieser drei Wegsysteme
ergiebt die ausschließliche Qualisikation des leht-
genannten zur Verwendung als Verkehrsstraße im
europäischen Sinne. Die beiden anderen haben so
erhebliche Steigungen zu überwinden, sei es infolge
Durchquerung von Schluchten oder ihres Ansteigens
am Hange überhaupt, daß sie nur für Fußgänger,
und auch für diese in der nassen Jahreszeit nur
schwierig passirbar sind.
Sollte es zu einer Besiedelung des Kilimandjaro
kommen, so wird eine Zertheilung in mehrere Kultur-
centren unvermeidlich sein, da das Gebict doch
großentheils schon heute bewohnt ist und nur hier
und dort kulturfähiges Land in erheblicher Ausdeh-
nung für europäische Ansiedelungen frei ist. Es er-
giebt sich dann die Nothwendigkeit, alle diese Kultur-
stätten durch ein zweckmäßiges Wegesystem an einen
gemeinsamen Abführungs= und Zuführungskanal ihrer
Produkte und auswärtigen Bedürfnisse anzuschließen.
Diesem Erforderniß würde ein Ausbau des jetzigen
unteren Verbindungspfades in zweckdienlicher Weise
entgegenkommen, so zwar, daß ähnlich, wie es schon
heute der Fall ist, an diese Ringstraße radiale, nach
innen gerichtete Seitenzweige ausetzten.
Die Ausführung dieses Vorschlages vorausgesetzt,
würde cs sich nun darum handeln, den geeignetsten
Punkt dieser Straße ausfindig zu machen, um ihn
mit dem diesseitigen Ende der Panganischifffahrt zu
verbinden. Dazu empfiehlt sich meiner Meinung