nach — nachdem ich den ganzen unteren Ver-
bindungspfad vom äußersten Westen bis zum Osten
begangen und aufgenommen habe — am meisten die
Stelle, wo er von dem aus der Landschaft Non
kommenden Bergfluß Rau geschnitten wird. Dies
ist der einzige Punkt, wo der Weg üppigere Hoch-
waldvegetation durchschneidet, wo reichliches Wasser
vorhanden ist, wo sich kulturfähiges Land so tief am
Bergfuß hinunterzieht und klimatisch zusagende Be-
dingungen für Europäer zu herrschen scheinen. Es
ist daher nicht zu verwundern, daß sich hier vor
wenigen Monaten der erste deutsche Kilimandjaro-
Kolonist niedergelassen hat. Ich werde den Punkt
der Kürze halber zukünftig als „Rau“ bezeichnen.
Von hier wendet sich der gleichnamige Fluß in
einem nach Nordosten geöffneten Bogen dem Pangani
zu, in welchen er etwa zwei geographische Meilen
oberhalb des Ronga einmündet. Alle bisher ge-
gebenen kartographischen Darstellungen des Fluß-
laufes (von Höhnel, Meyer, Baumann) sind
unzutreffend. Der Fluß passirt meistens dichtere
Baumsteppe, die theilweise den Charakter eincs
Steppenwaldes annimmt, und bildet eine Meile ober-
halb seiner Mündung die südliche Begrenzung des
Kulturlandes von Kahe.
Halten wir die natürlichen Zwischenpunkte Kahe
und Rau fest und schließen wir den für die nächste
Zeit wichtigsten Endpunkt der Kilimandjaro-Küsten-
straße, die Moschistation, als dritten an, so zerfällt
die Theilstrecke nach der Einzeichnung auf beigefügtem
Plane in folgende drei Etappen:
1. Ronga—Kahe 24 km
2. Kahe—Rau 27 -
3. Rau— Moschi 6/2 -
Es bleibt noch die Tracirung der Route zu er-
läutern. Ich habe dieselbe von Ronga bis nahe der
Raumündung aus das linke Panganiufer verlegt, und
zwar aus folgenden Gründen. Schon früher wurde
die Wahrscheinlichkeit betont, den Pangani noch ober-
halb Nonga als Schifffahrtsstraße zu benutzen, und
ich bin überzeugt, daß dies bis zur Raumündung
auf keine wesentlichen Schwierigkeiten stößt. Ich
habe aber bei der jetzigen Rontenaufstellung aus
gleichfalls früher dargelegten Gründen einstweilen
von einer Verwerthung dieser Strecke abgesehen,
wünsche aber, daß die Möglichkeit offen gehalten
wird. Daher ist es angezeigt, den Fluß nicht durch
eine Brücke zu sperren und die von ihm ausgehende
Straße dort beginnen zu lassen, wo elwa die ver-
längerte Schifffahrt einmal ihr Ende erreichen wird.
Der Hinblick auf die weitere Entwickelung der Dinge ist
dann besonders wichtig, wenn es sich wie hier um
bauliche Anlagen handelt, die ein vorgerückteres
Stadium entwerthen oder gänzlich werthlos machen
kann. Das ist das Eine. Der zweile Grund, wes-
halb die Landstraße nicht dicht bei Ronga bezw. ober-
halb der Mailejamündung den Pangani überschreitet,
liegt darin, daß das ganze Dreieck zwischen Ronga
und Pangani mit Aruscha und weit darüber hinaus
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in der Regenzeit Ueberschwemmungen unterworfen
ist. Das linke Ufer des letztgenannten Flusses steigt
dagegen sogleich zu einer flachen Terrasse an, welche
dauernd trocken bleibt und durch Vegetation wenig
oder gar nicht behindert wird. Daß die Straße sich
weiterhin an den Rau hält, entspricht dem Wasser-
und Schattenbedürfniß der Karawanen, was der-
jenige verstehen wird, der tagelange Steppenmärsche
durch offenes Land hinter sich hat. Nahe westlich
Kahe, wo die den Rauwald hervorrufende Boden-
feuchtigkeit nachläßt, ist über den Fluß eine Brücke
zu schlagen. Dieselbe dient einem doppelten Zweck.
Einmal gestattet der Uebertritt der Straße auf das
linke User die allzu starken Flußkrümmungen abzu-
schneiden, andererseits dürfte sich hier zweckmäßig ein
Seitenast nach den östlichen Dschaggalandschaften
Kilema, Marangu u. s. w. abzweigen. Diejenige
Strecke des jehzigen unteren Verbindungsweges, welche
von den Flüssen Rau und Dehn eingeschlossen wird,
ist im ganzen Verlauf desselben die längste, die in
vorgerückter Trockenzeit kein Wasser hat. Es empfiehlt
sich schon deshalb, sie beim Küstenverkehr derjenigen
Landschaften, die nicht darauf angewiesen sind, zu
vermeiden. Zudem bedeutet die angegebene Seiten-
verbindung für die ösllichen Gebiete eine erhebliche
Wegkürzung. Ihr entsprechend müßte am Dehn-
oder Himoübergang der Ringstraße ein ähnlicher
Stapelplatz wie in Rau angelegt werden, von dem
die Interessenten des Ostens ihre Güter abholen
bezw. zu dem sie sie hinbringen.
Wie soll nun auf dieser Route durch die
Kilimandjaroniederung der Gütertrausport bewerk-
stelligt werden, und wie weit ist dazu ein Ansbau der
Straße erforderlich?
Der Wunsch, die vorgeschlagene Küstenverbindung
des Kilimandjaro nicht von vornherein mit zu hohen
Anlagekosten zu belasten, läßt mich zunächst nur zur
Anwendung von Packthieren rathen. Als solche sind
nach den früheren Ausführungen Maulthiere den
Eseln vorzuziehen. Für sie brauchte der Weg nur
in genügender Vreite ausgeschlagen zu werden, eben
genug ist das Land a priori. Dazu kommt eine
weitere Erwägung, die ich schon andentete. Es
schließen sich an den horizontalen Theil der Strecke
die zum Berge aufsteigenden Seitenwege. Man wird,
wenn überhaupt die Erschließung des Landes in
plaumäßiger Weise vor sich gehen soll, diese Berg-
wege mit möglichst gleichmäßiger und geringer
Steigung durch Einschaltung von Serpentinen kon-
struiren. Aber die natürlichen Verhältnisse legen dem
doch Beschränkungen auf, an die man ohne Kenntniß
der Oertlichkeit vielleicht nicht denkt. Der ganze
Berghang wird durch ein sehr differenzirkes Schluchten-
system zertheilt, so daß zwischen je zwei Rinnen nur
ein mehr oder minder schmaler Rücken übrig bleibt,
dessen Breite an den einzelnen Bergseiten allerdings
sehr verschieden ist. Daher hat man für Seiten-
biegungen zur Verringerung der Steigung nicht viel
Raum, wenn nicht kostspielige Brücken eingeschaltet