Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

also am 1., mit der Bahn nach Korogwe abgehen 
können. Nachdem am Kilimandjaro selbst eine Zoll- 
stelle eingerichtet ist, fällt die Revision an der Küste 
fort. Am 2. beginnt von Korogwe die Fahrt mit 
den Ochsenwagen, am 4. trifft der Transport in 
Buiko ein, am 5. geht es zu Schiff weiter und 
am 9. wird Ronga erreicht. Dort sieht die Maul- 
thierkarawane zum Empfang der Güter bereit und 
bringt sie am 12. nach Moschi. Hier bezw. in Nau 
übernimmt die Tropa Exportartikel und schafft sie 
am 14. nach Nonga. In Ronga ist der Schiffs- 
train inzwischen liegen geblieben, er nimmt die 
Ladung ein, dampft am nächsten Morgen flußabwärts 
und erreicht am 18. Buiko, wo am selben Tage der 
nächste Wagenzug aus Korogwe mit Einfuhrgütern 
eingetroffen ist. Hier wird der Umtausch vor- 
genommen, und am nächsten Tage kehren beide 
Transportvermittler an ihren Ansgangspunkt zurück, 
der Dampfer nach Ronga, die Wagen nach Korogwe, 
wo sie ihre Ladung an die Bahn abgeben. 
In der Weise schließen alle Beförderungsarten 
unmittelbar aneinander an, es geht nirgends ein 
Tag verloren und doch sind weder Thiere noch 
Maschinen ununterbrochen in Bewegung. An dem 
einen Endpunkt ihrer Theilstrecke haben die einzelnen 
Transportmittel stets mehrtägigen Aufenthalt, es 
wechseln ab: 
Arbeitstage und Ruhetage 
Schifffahrt 5 (in Ronga) 
Ochsenwagen 6 8 (in Korogwe) 
Maulthiere 5 9 (in Ronga). 
NB. Die Eisenbahn kommt hier nicht in Betracht; 
ihre Züge werden voraussichtlich öfter verkehren, als 
es für den vorliegenden Zweck erforderlich ist. 
Es zeigt sich somit, daß bei den thierischen 
Betriebsmitteln die Ruhetage über die Arbeitstage 
überwiegen, bei der Schifffahrt ist es umgekehrt. 
Will man zweckmäßigerweise die Nuhetage zum 
Theil ausnutzen, so ist in allen drei Fällen Gelegen- 
heit gegeben: 
1. Der Schiffstrain kann während seines fünf- 
tägigen Aufenthaltes in Nonga zur Verfrachtung 
von Kalk und Bausteinen nach den am Fuusse 
liegenden Stationsplätzen herangezogen werden. Die 
Kalkindustrie wird, wie aus dem Früheren hervor- 
geht, in Ronga ihren Sitz haben, wo die Kalllager 
in weiter Ausdehnung zu Tage treten. 
2. Die Ochsenwagen lassen sich während ihres 
achttägigen Ausenthaltes in Korogwe zur Vermittelung 
des Güterverkehrs zwischen dem Gebiet des oberen 
Luengerathals und der Eisenbahnstation Korogwe 
verwerthen. Sowohl die voraussichtliche Vieh- 
wirthschaft in der Niederung wie der Plantagen= 
betrieb auf den angrenzenden Höhen werden sich mit 
Vortheil der Ochsenwagen zum Absatz ihrer Produkte 
bedienen. 
3. Die Manlthiere — als Lastenträger das am 
wenigsten leistungsfähige der hier thätigen Transport= 
mittel — werden häufig in die Lage kommen, nicht 
607 
  
1 
die ganze Schiffsladung mit einem Mal befördern 
zu können, sie kehren dann zum Stapelplatz nach 
Rau bezw. Ronga zurück, vermögen während der 
neuntägigen Pause zwischen Abfahrt und Ankunft 
der Schiffe in Ronga sogar zweimal die Tour zum 
Kilimandjaro und zurück zu machen. Das ist insofern 
von Wichtigkeit, als dadurch von vornherein die 
Zahl der erforderlichen Thiere beschränkt wird. 
Andererseits können sich diese durch Transport von 
Kalk zu Hausbauten nach dem Kilimandjaro u. s. w. 
nützlich machen. 
Daraus ergiebt sich, daß ein regelmäßiger 
14 tägiger Güterverkehr zwischen Tanga und dem 
Kilimandjaro, soweit wir die Vorbedingungen bis 
jetzt zu überblicken vermögen, mit nur in der Ein- 
zahl vorhandenen Transportmikteln erreicht werden 
kann, daß der aus anderen Gründen mißlich er- 
scheinende Mangel an Einheitlichkeit der Be- 
förderungsart diesen regelmäßigen und relativ leb- 
haften Betrieb überhaupt erst ermöglicht und daß 
er darüber hinaus mancherlei wirthschaftliche Neben- 
aufgaben zu erfüllen gestattet. 
Mit diesem Nachweis ist der Hauptzweck vor- 
liegender Studie erreicht. Jedermann wird zugeben, 
daß für Binnenkolonien der Brennpunkt der Ver- 
kehrsfrage im billigen und geregelten Güterverkehr 
liegt, daß der Anschluß an konsumtionsfähige Länder 
für die exportbedürstige Kolonie überhaupt eine 
Lebensbedingung bildet. Ich glaube nun, daß ein 
Haupttheil des Kilimandjaroverkehrs nur die Küste 
zum Ziel haben wird, daß Enropa für die Ausfuhr 
der Kilimandjaroprodukte weniger, wesentlich nur 
für die Einfuhr (Lieferung von Industrieartikeln) in 
Betracht kommt. Damit entkräftet sich der Einwand, 
daß eine 14 tägige Verbindung zwischen Tanga und 
dem Berge überflüssig sei, weil die überseeischen 
Dampfer doch nur alle 4 Wochen den Küstenplatz 
berührten. Der Kilimandjaro ist als ein Mikrokosmos 
im Makrokosmos der gesammten Kolonie zu betrachten. 
In der Weise, wie Leßtere durch ihre Erzeugnisse 
die Produktion des Mutterlandes ergänzt, kompensirt 
jenes mit gemäßigtem Klima ausgestatlete Bergland 
gewisse Bedürfuisse seiner tropischen Umgebung. 
(Schluß folgt.) 
Eisenbahnbau. 
Dem Geschäftsbericht der Eisenbahngesellschaft 
für Deutsch-Ostafrika, Usambara-Linie, entnehmen 
wir Folgendes: 
„Im Juni 1893 haben wir mit der Banaus- 
führung der Usambara-Linie auf Grund der von den 
Ingenieuren Herren Mittelstaedt und Wunder 
gemachten Vorarbeiten begonnen, nachdem der für die 
Bauleitung von uns gewonnene Königliche Eisenbahn= 
bau= und Betriebsinspektor Herr Bernhard, welcher 
für diesen Zweck von dem Herrn Minister der öffent- 
lichen Arbeiten einen zweijährigen Urlaub erhalten
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.