Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

Mißbräuchen, zu stoßen. Um die Schwierigkeiten 
nach Möglichkeit zu heben, ist zunächst nur die aller- 
nächste Umgebung der Stationen ins Auge gefaßt, 
und wird es sich dabei zeigen, wie weit sich der 
Machtbereich der Behörden mit den gegebenen Mitteln 
erstreckt. Im Uebrigen sind schon viele Neger in 
den Flußthälern vom Wildbrennen selbst zurück- 
gekommen. Sie hacken oder schneiden Gras, Unkraut 
und Gestrüpp, lassen es an Ort und Stelle trocknen 
und verbrennen es dann in Haufen, um die Asche 
gleichmäßig verstreuen zu können, siehe § 7. Die 
Arbeit bei diesem Verfahren ist nicht viel größer, 
für das Land aber ergiebiger, und die meisten Nach- 
theile werden dadurch vermieden. 
Für die Bestimmungen in den §5 2, 3 und 4 
ist außer allgemeinen, in den Witterungs-, Boden- 
und Kulturverhälmissen liegenden Gründen auch der 
große Mangel an gutem Banholz maßgebend gewesen, 
der sich in der nächsten Umgebung fast aller Stationen 
und besonders solcher, welche nicht größere Mangrove- 
bestände in der Nähe haben, bemerkbar macht. Jedes 
Brett, jeder stärkere Balken fast, muß schon jeßt für 
sehr theuere Preise von Europa eingeführt werden. 
Da nun der Anbau von Nutzholz auf freien Flächen 
hier vorläufig nur unter großen Kosten und auf 
besserem Boden vorgenommen werden kann, wird es 
beabsichtigt, die noch überall in der Nähe der Sta- 
tionen auf kleineren Flächen vorkommenden Holz- 
bestände zu schonen und zu verbessern. Dies wird 
zunächst durch das Verbot des Wildbrennens in ihrer 
Nähe zu erreichen gesucht. 
Die in dieser Hinsicht vorgenommenen Unter- 
suchungen des Vorstehers des botanischen Versuchs- 
gartens bei Dar-es-Saläm, in dem jetzt Anbanversuche 
mit einigen 60 Holzarten, heimischen und fremden, 
gemacht werden, haben ergeben, daß sich z. B. in 
nächster Umgebung von Dar-es= Saläm noch eine 
Menge von Nutz= und Fruchthölzern vorfinden, deren 
ortsübliche Namen und Bennßung in beigesügter 
Liste angegeben ist. Ein großer Theil derselben 
würde bei Schonung vor dem Wildbrennen gute 
Balken= und Bretterhölzer liefern. Auch die Kaut- 
schuklianen, welche durch das Wildbrennen und den 
dadurch verursachten Wechsel und Rückgang des Kul- 
turbodens in einzelnen Theilen zu verschwinden an- 
fangen, werden sich in den geschonten Beständen 
wieder erholen. 
Da nun aber die sich erfreulicherweise stets stei- 
gernde Baulust eine täglich vermehrte Nachfrage nach 
guten Bauhölzern bedingt, so hat die Zufuhr von 
kleineren Nuthhölzern in der Nähe der Städte monat- 
lich zu-, die kleinen Bestände aber demgemäß ab- 
genommen. Ein längeres Zuwarten ist hier nicht 
thunlich. Mit den Samenbäumen verschwindet auch 
die Möglichkeit der natürlichen Verjüngung, und es 
müssen schleunige Maßregeln ergriffen werden, um 
die Holzbestände in der Nähe der Stationen zu er- 
halten und zu heben. Das Gouvernement will hier 
nicht dem Beispiel anderer Länder nachahmen, die 
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ihre Sorglosigkeit in früherer Zeit jetzt durch Auf- 
wendung der größten Kosten nicht mehr gut zu machen 
vermögen. 
Da es die Verhältnisse vorläufig nicht gestatten, 
Forstschutzpersonal anzustellen, erwartet das Gouverne- 
ment von den Stationsvorstehern und Bezirksamt- 
männern, daß sie alle Kräfte anfvenden, um unter 
Zuhülfenahme der Jumben erfreuliche Resultate zu 
erzielen. Das Gouvernement legt besonderen Werth 
darauf, daß die Jumben möglichst zu dergleichen 
Arbeiten herangezogen werden, weil sich durch den 
Verkehr mit den Bezirksämtern und Stationen und 
das gemeinsame Arbeitsziel bald eine größere Zu- 
sammengehörigkeit und größeres Verständniß wie 
bisher zu erzielen war, allmählich auch über den 
Bannkreis hinaus, herausbilden wird. Der Anfang 
ist hier in Dar-es-Saläm mit der Anlage einer Thal- 
sperre und Bewässerung, an der sich jeßt einige 
20 Jumben mit etwa 120 Mann betheiligen, ge- 
macht worden.“ 
Es bleibt unbestritten, daß das Brennen durch 
die Pflanzen= und Holzasche dem Boden eine Menge 
Nahrungsmittel zuführt und denselben auch ober- 
flächlich lockert und zu seiner Zersetzung beiträgt. 
Aus diesen Gründen könnte man bei uns unter ge- 
wissen Bedingungen das Brennen wohl vertheidigen. 
Nun haben wir in Deutsch-Ostafrika aber ganz andere 
Verhältnisse als bei uns. Der Boden, selbst der 
Sandboden, trägt vorzüglich, wenn ihm die nöthige 
Feuchtigkeit zugeführt wird, gar nichts oder wenig, 
wenn diese fehlt. Die gewaltige Einwirkung der 
Tropensonne in Verbindung mit der nöthigen Feuch- 
tigkeit läßt unsere Bodenzersetzung durch Frost und 
den Temperaturwechsel weit hinter sich. An allen 
Gesteinsarten in Deutsch-Ostafrika kann man z. B. 
eine starke Verwitterung bemerken. Wasser ist es 
und Feuchtigkeit, welche wir gebrauchen, deren größter 
Feind ist nun aber das Wildbrennen. 
Es findet naturgemäß zwischen der kleinen und 
großen Regenzeit statt, wo wir in Ostafrika gerade 
die heißesten Monate haben. Ostafrika ist jetzt fast 
allabendlich in eine Rauchwolke gehüllt. In diesen 
Monaten, in denen der Boden am meisten des 
Schutzes bedarf, wird er desselben vollständig ent- 
kleidet. Durch die Einwirkung der Sonne wird auch 
das letzte Atom von Feuchtigkeit dem Boden ent- 
zogen und alle kleineren Quellen und Bäche, welche 
einen derartigen Boden durchziehen, müssen versiegen. 
Ein Tropenregen genügt, den Boden hart wie eine 
Tenne zu schlagen. Kommt dann die Regenzeit, so 
dringt das Wasser nicht schnell genug in den Boden 
ein. Ueberall sammeln sich Rinnsale und Sturzbäche, 
welche die kostbare Aschendüngung wieder mit hinfort- 
führen und nur den geringsten Theil dem Lande zu 
Gute kommen lassen. An den steilen Berghängen 
findet dies natürlich um so schneller statt, und da sic 
auch den flachgründigsten Boden haben, fallen sie 
demgemäst um so früher der Verödung anheim.
	        
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