Wenn nun das Wildbrennen nur zum Zwecke
der Urbarmachung des Bodens stattfände oder um
gute Weiden zu erlangen, so würde man es mit der
Trägheit der Neger entschuldigen können. Aber weite
Flächen in nächster Nähe der Küste werden nur in
Brand gesetzt, um die armseligen paar Antilopen,
welche dort noch vorhanden sind, besser in Schlingen
und Fanggruben erlegen zu können. Nach den ab-
gebrannten Stellen ziehen sich nach der Regenzeit
die Antilopen wegen des frischen Grases zusammen.
Die Neger legen dann Dornenzäune, oft mehrere
Kilometer lang, über die Antilopenwechsel und ver-
sehen letztere mit Schlingen und Fanggruben. So
werden vier bis fünf Meilen von Dar-es-Saläm
alljährlich große Flächen niedergebrannt. Die größeren
Waldinseln, welche sich gerade hier befinden und viele
gute Nuthölzer aufweisen, gehen dadurch mehr und
mehr ihrem Untergange entgegen. Der Wald ver-
sucht zwar, alljährlich durch natürliche Besamung sein
Gebiet auszudehnen, aber das Feuer verhindert ihn
immer wieder daran. Ich habe mich in den beiden
Jahren meines Aufenthaltes in Afrika oft über den
kräftigen Jungwuchs, der diese Waldinseln umgab,
gefreut; fast stets fiel er jedoch dem Feuer zum Opser.
Selbst die Plantagen, welche wir in unseren Kolonien
haben, müssen trot ihrer geringen Anzahl schon unter
den Bränden leiden. So wurden in diesem Jahre
dem Hotelier Schlunke in Tanga mehrere Tausend
junger Kokospalmen und der Seehandlung (Perrot
& Co.) die Schattenbäume für ihren Kaffee zerstört.
Das Feuer verhindert die Ausbildung von Bau= und
Nutzholz in den kleineren Waldinseln ebenso, wie es
in den Galeriewäldern dieselbe beschränkt. Leßtere
sind ja allerdings durch die größere Feuchtigkeit,
welche sie von den Flüssen und Bächen beziehen,
durch die größere Frische der Bodenbedeckung etwas
mehr gesichert. Ihre Ausdehnung ist aber oft auch
auf einen schmalen Uferrand beschränkt, der nicht
mehr hinreicht, um die gewaltige Verdunstung auf
das erforderliche Maß zu beschränken. Die Ver-
breitung des Wildbrenneus ist größtentheils nur die
Folge der Trägheit und Gleichgültigkeit der Neger.
Um ein Stück Land von 1 Ar Größe urbar zu
machen, werden 1000 Hektar heruntergebrannt, weil
der Eingeborene einfach zu faul ist, das Feuer zu
löschen. Wo der Boden besser, in den fruchtbaren
Flußthälern, in denen es vielleicht am angebrachtesten
wäre, sindet das Brennen nur in beschränktem Maße
und nur selten als Wildbrennen statt. Der Abraum
wird hier vielfach in Haufen gebracht oder gelöst
unter Aufsicht verbrannt. Der Vorwurf der Faul-
heit trifft durchaus nicht alle Neger. Die Wasegeju
und Waschamba im Norden Usambaras scheuen keine
Mühe beim Bebauen ihres Landes. Sie benutzen
die Bäche und Quellen ihrer Heimath durch Stauen
und Kanäle in bewundernswerther Weise zur Be-
rieselung. Wie wir vorher sahen, ist die Entwaldung
Deutsch-Ostafrikas zum größten Theil eine Folge des
Wildbrennens und der damit zusammenhängenden: wieder herzustellen.
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Kulturweise des Negers. Beide sind aber auch ein
Hauptgrund für mangelnde Bodenfeuchtigkeit. Es
giebt ja noch ein Miltel, hier einzugreifen, die künst-
liche Bewässerung. So vorzüglich nun auch dieselbe
ist und so gute Resultate bisher überall damit erzielt
worden sind, so wird vorläufig dieselbe doch ihrer
Kostspieligkeit wegen nur in geringem Maße an
geeigneten Oertlichkeiten, wie es die Wasegeju thun,
Anwendung finden können. Daß die Anlegung von
Thalsperren auch mit geringen Mitteln möglich ist,
zeigt der in der Nähe von Dar-es-Saläm im Sim-
basithal gemachte Versuch. Leider verhinderte die in
diesem Jahre früher als sonst eingetretene Regenzeit
bisher die Vollendung. Durch Anlegung von Thal-
sperren und Sammelbecken würden viele Bäche, welche
in der Trockenheit versiegen oder doch nur unter
einer Kiesschicht, die ihre vollständige Verdunstung
verhindert, fortsickern, für das ganze Jahr mit Wasser
versorgt und zu Bewässerungsanlagen benutzt werden
können.
Von noch größerer und allgemeinerer Wichtigkeit
ist aber die Erhaltung und Vermehrung der Wälder,
welche der künstlichen Bewässerung vorangehen, sie
vorbereiten und ergänzen müßte. Gerade in den
Tropen sind die Wälder zur Erhaltung der Boden-
seuchtigkeit, zum Schutze der Quellen und Bäche von
allergrößter Bedeutung. Auch auf die Regenmenge
vermögen sie einzuwirken. Schon im Handeigebirge
fallen bedentend mehr Niederschläge als in der an-
grenzenden Steppe. Dies kann nicht nur der Ein-
wirkung der Passate zugeschrieben werden, da die
Wälder oft ganz vor diesen geschützt liegen und ge-
rade die Osthänge keine Bewaldung aufzuweisen haben.
Je größer nun der Waldkomplex, je günstiger ist der
Einfluß und je weiter erstrecken sich seine segensreichen
Folgen. Größere Waldungen haben wir in Afrika,
wic gesagt, nur im Usambaragebirge, dem Kilima-
ndjaro und etwa noch südlich vom Rufidji. Auch
sie sind leider im Vergleich zu den sie umgebenden
waldlosen Flächen klein genug. So erreichen die
sogenannten Urwälder in Handei nur die Größe von
etwa drei Quadratmeilen. Einwirkung auf das Klima,
die nächste Umgebung der Wälder ausgenommen, sind
dabei allerdings ausgeschlossen, aber die Erhaltung
der Feuchtigkeit in den Waldgebieten selbst, welche
eine sehr große Anzahl von Quellen und Bächen
aufweisen, ist schon sehr viel werth.
Die Galeriewälder, wenn sie die nöthige Breite
haben, ermöglichen überhaupt oft erst die Fortführung
der Wasserläuse durch Verminderung der Verdunstung
und Wasserabgabe und verdienen deshalb Schuptz.
Den größeren Waldinseln verdankt manche Quelle,
mancher Teich seine Erhaltung. Ein großer Theil
dieser Inseln steht im lockeren, alljährlich durch das
Wildbrennen wieder zerstörten Zusammenhang; ihr
Nutzen würde bei Weitem größer sein, wenn durch
Beseitigen des Wildbrennens es ihnen gestattet würde,
sich weiter auszudehnen und den Zusammenhang
Manche Quelle, mancher Ba-