würde dadurch vor dem Versiegen errettet werden.
Kleinere Quellen, kleinere Teiche ohne Baumschatten
zu halten, ist in den Tropen, wenn die Verhältnisse
nicht besonders günstig liegen, wegen der ungeheueren
Verdunstung einfach undenkbar. Aus kleinen Quellen
aber setzen sich Bäche und Flüsse zusammen.
Wir haben in Ostafrika, wie wir vorher sahen,
ein Land übernommen, in dem die Wälder verwüstet
waren, und deshalb ist es um so mehr nöthig, das
noch Vorhandene zu erhalten und nach besten Kräften
zu bewahren. Eigentliche Urwälder, aus denen wir
schöpfen können, besitzen wir, abgesehen vielleicht vom
Kilimandjaro, überhaupt nicht. Die Waldungen im
Handeigebirge sind zum größten Theil, wie bereits
oben angeführt, Ansamungen auf verlassenem Kultur-
boden; nur an sehr wenig Orten kann hier von Ur-
wald die Rede sein. Allerdings ist der Boden noch
so kräftig gewesen, daß er in kurzer Zeit wieder
zurückerobert werden konnte. Dazu kommt, daß
überall Ueberhälter als Schattenbäume slehen geblieben
waren, so daß sofort eine Ansamung stattfinden konnte.
Leider sind unsere weißen Pflanzer hier nicht
immer den Negern gefolgt. Sehr oft wurden große
Komplexe kahl abgeholzt; Stämme, die sehr schön
als Schattenbäume dienen konnten, mit eingeschlossen.
Es liegt dies mit an der Art und Weise des Holz-
fällens, die noch vielfach angewandt wird. Mehrere
Stämme werden angeschlagen mit einer Falllerbe,
welche fast vier Fünstel des Stammes umfaßt. Dann
fällt man an geeigneter Stelle einige Bäume, welche
die ersteren mit herunterreißen. Hierbei ist es denn
natürlich hinderlich, wenn Stämme als Schattenbäume
stehen bleiben. Daß bei dieser Fällungsart, ab-
gesehen von den vielen dadurch verursachten Unglücks-
fällen, von einer Aufarbeitung des Holzes keine Rede
sein kann, ist selbstverständlich. Wenn Privatpersonen
derartig wirthschaften, ist es erklärlich, sie müssen,
durch ihre Mittel gezwungen, möglichst schnell, mög-
lichst viel kultiviren. Doch größere Gesellschaften,
die den Zweck verfolgen, ein Land dauernd zu kul-
tiviren, dürften dies nicht thun. Die Nückschläge
werden sich nur zu bald zeigen. Wir schöpfen hier
nicht aus dem Vollen, wie andere Länder, sondern
greifen unsere letzten Beslände an. Die Anpflanzung
der Schattenbäume verursacht später Schwierigkeiten.
Jedenfalls sind sie oft bei Anlage der Pflanzung,
wo z. B. der Kaffee und die Vanille den meisten
Schatten verlangen, noch nicht im Stande, diesen zu
gewähren. Beispielsweise haben die Kaffeeplantagen
in Derema und Nguelo unter dem Mangel an
Schattenbäumen zu leiden. Hier hat die weitgehende
Entwaldung, welche selbst steilere Abhänge nicht ver-
schont, außer der Windbruchgefahr für die Pflanzen
den Nachtheil, daß sie die oberen Bodenschichten zu
rasch austrocknet.
Hätte man wirklich alten Urwald vor sich, so
würde eine hinreichende Humusschicht dies verhindern.
Ich habe durchschnittlich nur 2 bis 5 cm Humus
gefunden. Jetzt, wo die herumliegenden, an Quellen
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und Feuchtigkeit reichen Waldkomplexe noch vorhanden
sind, hat dies nicht viel zu sagen, wohl aber später,
wenn diese fallen. Auch für die Gefahr der Laub-
krankheit ist dies zu beachten. Die Pilzgefahr wächst
nicht nur mit den größeren zusammenhängenden be-
bauten Flächen, sondern auch mit der plötzlichen Ent-
wässerung des Bodens, das sehen wir überall.
In Derema war schon der Grundsatz befolgt,
den Kaffee mehr in getrennten Kämpen anzubauen
und dazwischen steile Hänge und Kuppen bewaldet
zu lassen. In Buloa hatte man auch Schutzbäume
stehen lassen, aber in Nguelo und in der neuen
Plantage in Mlaesa ist leider davon abgesehen. Die
Plantagen machten, abgesehen von diesen und einzelnen
anderen Sachen, die hier zu beschreiben zu weit
führen würde, im Frühjahr dieses Jahres einen sehr
guten Eindruck, und es ist deshalb nur zu wünschen,
daß man obengenannte Dinge wieder mehr in den
Vordergrund stellt. Gerade weil ich nach den von
mir gemachten Beobachtungen und Bodenuntersuchungen
glaube, daß im Usambaragebirge sowohl wie im
Bondeilande und an vielen anderen Stellen der
Ebene, der Gebirge und der Küstenländer Plantagen-
bau vortheilhaft getrieben werden kann, muß ich
immer wieder darauf zurückkommen: Erhaltung und
Pflege des Waldes zu fordern. Geschieht dies nicht,
werden die Plätze der Plantagen nicht mit Rücksicht
auf die Lage, sondern nur nach dem Boden aus-
gesucht, werden die sleilen Klippen, Hänge und
Quellenthäler entwaldet, dann wird der Wald in
kurzer Frist verwüstet sein. Die Plantagen haben
darunter am schwersten zu leiden, denn mit dem
Wald schwindet die Feuchtigkeit, die Quellen und die
Fruchtbarkeit, Windbruch und Pilzgefahr nehmen zu.
Man kröste sich nicht damit, daß der arabische Kaffee
nur wenig Feuchtigkeit gebraucht. Dies ist wohl der
Fall, wo große Luftfeuchtigkeit vorhanden. Die Orte,
wo der arabische Kaffee im Handeigebirge angebaut
wird, sind nicht immer den Meereswinden ausgeseht,
und man kann schon jetzt an den entwaldeten Stellen
eine geringere Luftfeuchtigkeit wahrnehmen. Ich bin
sogar von dem Vorsteher der Plantage in Buloa
selbst darauf aufmerksam gemacht worden. Es wäre
dringend zu wünschen, daß die Plantagen in den
Waldbeständen an geeigneten, unter fachmännischer,
das ist forstmännischer Leitung ausgesuchten Plätzen
angelegt werden, daß überhaupt für die ganze Be-
siedelung nach einheitlichem Plane, der auf die Er-
haltung des Waldes auch als Schutzwald Bedacht
nimmt, vorgegangen wird.
Die letzten Reste der Waldinseln, in der Nähe der
Küste durch die Holzwerbung der Neger und das
Wildbrennen täglich vermindert, werden ebenfalls in
kürzester Frist ganz verschwinden, besonders aber die
Nuhholzarten in denselben. Die NuStzholzgewinnung
der Neger übersteigt Alles. Um ein Brett von 30 cm
Breite und 5 cm Stärke zu erhalten, wird ein ent-
sprechender Nußholzstamm gefällt. Mit der Axt, die
Säge fehlt, bearbeitet man den Stamm von zwei