vorschläge zur verbesserung der verbindung des
Rilimandjarogebiets mit der Rüste.
Von Dr. Karl Lent.
(Fortsetzung.)
B. Personenverkehr.
Es ist freilich nicht wahrscheinlich, daß der
Personenverkehr zum Kilimandjaro in absehbarer
Zeit ein sehr intensiver werden wird. Es wäre das
nur in dem Falle zu erwarten, daß der gelegentlich
auftauchende Plan, am Berge eine Gesundheitsstation
zu errichten, ausgeführt würde. Von dem bis vor
Kurzem in Marangu stationirten Arzte wurde die
Frage wieder angeregt, und ich bin auch der Ansicht,
daß während der trockenen Monate ein vorüber-
gehender Aufenthalt in unserem gesunden Bergklima
den Bewohnern des tropischen Niederlandes gute
Dienste leisten würde. Es ist aber nicht zu ver-
lennen, daß für die sehr zerstreuten Europäer der
Kolonie, wenn ihr Gesundheitszustand eine Klima-
veränderung erheischt, die Reise bis zum Kilimandjaro
mit manchen Fährlichkeiten verbunden ist. Einem
Kranken eine sast 400 km weite Ueberlandreise durch
ein in der Trockenzeit glühendes, in der Regenzeit
an pathologischen Keimen um so reicheres Tropen-
gebiet zuzumuthen, muß ernste Bedenken hervorrufen.
In richtiger Würdigung dieses Umstandes wurde
von ärztlicher Seite der Bau einer Eisenbahn zur
Voraussetzung gemacht. Wir haben diese oben aus
wirthschaftlichen Gründen ablehnen müssen und
können auch in Anbetracht der enormen Kosten vom
sanitären Standpunkt vorläufig keine genügende
Motivirung anerkennen. Es scheint auch an maß-
gebender ärztlicher Stelle in neuester Zeit der Plan
eines Sanatoriums in Ostafrika, während er in
Kamerun?) mehr Anerkennung findet, aufgegeben zu
sein. Darauf deutet ein — wohl dem Chefarzt der
Schußtruppe zuzuschreibender — Aufsaß über „Klima
und Gesundheitsverhältnisse Deutsch-Ostafrikas“, 7“)
in welchem u. a. gesagt wird: „Sanatorien fehlen
in Ostafrika ganz, sind vor der Hand aber auch
kein Bedürfniß, da das Gouvernement sich dadurch
helsen kann, daß es den erholungsbedürftigen Rekon-
valeszenten Seereisen auf den Küstendampfern der
deutschen Ostafrikalinie gewährt.“
Es würde sich also in absehbarer Zeit nur um
den Verkehr der Kilimandjarobewohner selbst und
den Ab= und Zugang von Beamten und einigen
Privatpersonen handeln.
Für die erste Theilstrecke Tanga — Korogwe
bietet die Eisenbahn eine günstige Kommunikation.
Auf der nächsten, Korogwe — Buiko, dürften Reit-
thiere vorläufig am billigsten und einfachsten den
Personenverkehr vermitteln. Ich möchte dazu die
*) Die sanitären Einrichtungen und vie Anlage einer
Gesundheitsstation im Kamerungebirge. Deutsches Kolonial=
blatt, V. Jahrg. 1894, S. 69.
*#) Deutsches Kolonialblatt, V. Jahrg. 1894, S. 126.
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raschen und ausdauernden Esel vorschlagen, welche
in Aegypten zu gleichem Zweck in so ausgedehntem
Maße verwendet werden. Ein Tagemarsch von
30 km bildet für diese Thiert, wie mir Dr. Bolkens
aus längerer eigener Erfahrung mittheilt, durchaus
keine übermäßige Anstrengung. Es handelt sich
zudem nur um drei aufeinanderfolgende Tage, nach
welchen ihnen eine beliebige Ruhepause gegönnt
werden kann. In Korogwe sowohl wie in Buiko
wäre dauernd eine Anzahl von Reiteseln zu
stationiren, so daß der vom oder zum Kilimandjaro
Reisende dort stets ein Beförderungsmittel vorfindet.
Für die Buikostation böten die Thiere zudem die
Annehmlichkeit einer raschen Küstenverbindung. Die
dortigen Beamten könnten in 3 Tagen nach Korogwe
und in einem weiteren halben Tage per Bahn nach
Tanga gelangen.
Umständlicher würde sich der Personenverkehr
auf der Theilstrecke Buiko — Ronga gestalten. Die
Benutzung der dem Gütertransport dienenden Last-
schiffe ist wegen ihrer Langsamkeit zu verwersen.
Wenn der Reisende überhaupt auf die bequeme und
schattige Wasserstraße reflektirt, so muß ihm doch die
Möglichkeit einer raschen Beförderung hier um so
eher geboten werden, als die zum Theil sumpfige
Flußniederung keine günstigen Gesundheitsverhältnisse
verspricht. Es ist daher die Frage zu erwägen,
ob nicht zweckmäßig für Personenverkehr ein besonderer
kleiner Dampfer von der Art unserer Pinassen in
Dienst zu stellen wäre.
Eine Züricher Firma (Aktiengesellschaft der
Maschinenfabriken von Escher, Wyß & Co.) ließ
mir kürzlich einen Prospekt der von ihr erbauten
Dampfschaluppen zukommen Als Betriebskrast der-
selben dient ein Naphthamotor, der vor einer gewöhn=
lichen Dampfmaschine manche Vortheile besitzt.
„Die Eigenschaft des Naphthas, viel leichter als das
Wasser in Dampfsorm überzugehen und sich wieder
zu kondensiren, bringt es mit sich, daß, um die gleiche
Kraftleistung zu erzielen, der Damyfkessel viel kleiner
und leichter sein kann als bei Wasserdampf; da das
Naphtha ferner außer zur Dampferzeugung gleichzeitig
als Feuerungsmaterlal benußt wird, ist die Fcuerung
bedeutend vereinfacht. Ohne jede Vorbercitung, nur
durch das Oeffnen eines Hahnes, wird das Anheizen
vorgenommen und in wenigen Minuten die erforder-
liche Dampfspannung von 4 bis 5 Atmosphären
erzielt. Die Größe der Flamme ist ein= für allemal
regulirt und irgend welche Wartung des Feuers
während der Fahrt unnöthig. Da der Naphthadampf
mit dem doppelten Nutzeeffekt von Wasserdampf
arbeitet, ist der Verbrauch an Brennstoffen sehr
gering, so daß diese Boote ihren Bedarf für 20 bis
24 Stunden mitführen.“ Die genannte Gesellschaft
baut die sogenannten Naphthalaunches bisher in
drei Modellen a, b und c, deren Dimensionen,
Leistungen und Preis die folgenden sind: