ist, wird die vorgeschlagenen Erleichterungen zu
wũrdigen wissen. Die bei Weitem meisten Dinge,
die sonst jeder Reisende neu anschaffen und mit sich
herumschleppen muß, findet er dann unterwegs vor.
So kann er rasch und billig durch das Land ziehen.
Eine nähere Prüfung der gemachten Vorschläge er-
giebt auch, daß die Unkosten solcher Einrichtungen
geringfügige sind, zumal sich die Herschaffung des
Materials außerordentlich erleichtert. Einiges Reise-
gepäck und vielleicht einige persönliche Diener wird
der an Bequemlichkeit gewöhnte Europäer gleichwohl
nicht entbehren können. In der Eisenbahn und im
Schiff findet Alles noch Platz; auf der Strecke
Korogwe —Buiko, für die wir oben eine gute Fahr-
straße als nothwendig bezeichneten, wäre für das
Gepäck ein Gefährt zu requiriren; führt der Be-
treffende auch noch so viele Dinge mit sich, so würde
einer der zum Gütertransport bestimmten Ochsen-
wagen es doch aufnehmen können. Diese legen,
wenn auch in langsamerem Tempo, dieselben Strecken
wie der Europäer selbst an jedem Tage zurück, und
so erhielte er in jedem Quartier prompt seine Sachen.
In Ronga sind einige der Lastthiere zur Verfügung
zu stellen, die ihn zum Kilimandjaro begleiten. Im
Allgemeinen dürfte es sich empfehlen, alles Gepäck,
dessen der Reisende nicht unterwegs bedarf, der
regelmäßigen Güterbeförderung anzuvertrauen. Sie
gelangt zwar etwas später zum Ziel, wird aber viel
billigere Spesen berechnen, da sie einem ein für
allemal bestimmten Schema folgt. Man wird außer-
dem dadurch der Sorge um seine Güter enthoben,
die unter den jetzigen Verhältnissen eine Expedition
oft so unerquicklich gestaltet.
Heute erfordert die dreiwöchentliche Reise von
der Küste zum Kilimandjaro eine komplizirte Aus-
rüstung und zu deren Beförderung durchschnittlich
20 bis 25 Träger, ist also ein kostspieliges Unter-
nehmen. In Zukunft wird sie es nicht mehr sein.
Dadurch werden sich die Besucher unseres schönen
Berglandes mehren, der gesteigerte Verkehr wiederum
wird weitergehende Erleichterungen rentiren.
C. Postwesen.
Von wirthschaftlich größerer Bedeutung als der
Personenverkehr ist das Postwesen. Es giebt nicht
viele Faktoren, die auf Handel und Wandel einen
so weitgehenden Einfluß ausüben wie dieses. So
sehr die gesammte wirthschaftliche Entwickelung und
Thätigkeit eines Landes durch schnellen und prompten
Nachrichtendienst begünstigt wird, ebenso sehr wird sie
durch eine Vernachlässigung dieser Conditio sine qua
non gehemmt. Auf wenigen wirthschaftlichen Ge-
bieten, darf man füglich sagen, machen sich Ausgaben
eher bezahlt als auf dem des Postwesens.
Wenn hier für eine Verbesserung der Postver-
bindung Vorschläge gemacht werden sollen, so liegt
es im Interesse der Sache, zunächst einen Blick auf
die derzeitigen Zustände zu werfen, um die Dring-
lichkeit der Resorm zur Anerkennung zu bringen.
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Von irgend welcher Regelmäßigkeit des Postverkehrs
zwischen Tanga und dem Kilimandjaro ist heute nicht
die Rede. Die mit dem deutschen Dampfer an-
kommenden Postsendungen bleiben im Allgemeinen
in Tanga liegen, bis durch eine Karawane Gelegen-
heit zur Weiterbeförderung gegeben wird. Um-
gekehrt gehen zwar normaler Weise Anfang jeden
Monats die betreffenden Berichte und Rechnungs-
abschlüsse der hiesigen Stationen zur Küste, allein
eine Rücksicht auf die Abfahrt der Dampfer wird
dabei nicht genommen, so daß der Anschluß dem
Zufall überlassen bleibt, zumal die Schiffe nicht nach
dem Monatsdatum, sondern vierwöchenklich fahren.
Außer der deutschen steht uns die Benutung der
französischen Linie (Messageries maritimes: Mar-
eille— Sansibar—Madagaskar) frei, allein ihre
Dampfer gehen wieder an bestimmten Monatsdaten,
daher das Intervall zwischen ihnen und den deutschen
sich beständig ändert. Dazu kommt, daß unser Küsten-
dienst, der Lokalverkehr der subventionirten Ostafrika=
Linie zwischen Tanga und Mozambique mit Berüh-
rung Sansibars, in Bezug auf Regelmäßigkeit sehr
viel zu wünschen übrig läßt.) Es kann geschehen,
daß zu Zeiten eines lebhaften Karawanenverkehrs —
wie z. B. augenblicklich infolge des Baumaterialien-
transportes nach Moschi — zweimal im Monat Post-
sendungen heraufkommen, es kann aber auch mehr
als ein Monat vergehen, ohne daß wir von der
Außenwelt etwas hören. Diejenigen Nachtheile des
derzeitigen Zustandes, die besonders drückend auf den
hiesigen Verhältnissen lasten, sind die Unregelmäßig-
keit und Langsamkeit der Beförderung.
Am besten wird dies durch eine statistische Zu-
sammenstellung der Zeitdauer veranschaulicht, welche
zwischen der Ankunft des von Europa kommenden
deutschen Dampfers in Tanga und dem Eintreffen
seiner Post am Kilimandjaro verfließt. Solange die
hiesige wissenschaftliche Station besteht, haben wir die
von 15 Schiffen mitgebrachten Sendungen erhalten
(März 1893 bis Mai 1894). Dazu sei bemerkt,
daß wir bis September 1893 die Post am selben
Tage empfingen wie die hiesige Militärstation, wo-
hin sie zunächst dirigirt wird. Seit deren Zwei-
*) Das mangelhafte Eingreifen dieser Küstenlinie macht
für uns den Werth der feanzölischen Postverbindung nicht
nur illusorisch, sondern kehrt die Benutzung derselben ge-
radezu in einen Nachtheil um. Es ist wiederholt vor-
ekommen, daß wir die Post des deutschen Dampfers
üher empfingen als die des lange vorher von Europa
abgegangenen französischen, weil uns der Anschluß an
Sansibar fehlt. So z. B. erhalten wir am Tage des Ab-
schlusses dieses Manuskripts, 30. Mai, die Postsachen des
am 1. i in Tanga eingetroffenen deutschen Schiffes
(Zeitdisserenz 29 Tagel), jevoch nur diejenigen, welche in
der Zeit vom 31. März bis 9. April Deutschland verlassen
haben. Die durch einen fremden Postdampfer beförderten
Sachen von Mitte bis Ende März slehen aber noch aus.
Fütte man also die Mitte März abgesandte Post drei
ochen in Berlin liegen lassen, so würden wir sie heute
erhalten haben; wann wir sie nun bekommen werden, ist
nicht abzusehen. An einem Vierteljahr ihrer Reisedauer
sehlen jetzt nur noch zwei Wochen!