Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

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Marchrichten aus den deukschen Schuhgebieken. 
Deutsch-Hlkafrika. 
Ueber das Ulugurugebirge 
berichtet Dr. Stuhlmann aus Tununguo, den 
23. Oktober 1894, Folgendes: 
Dem Kaiserlichen Gouvernement berichte gehor- 
samst, daß ich zunächst im Verein mit Herrn Lieu- 
tenant Schlobach auf bisher unbegangenen Routen 
das Usaramo-Hügelland durchzogen habe. Vom 
13. d. Mts. an wurde mit der Aufnahme der Ost- 
seite. der Uluguruberge begonnen. Bis heute habe 
ich die Bachthäler Tombosi und Fisigo ausgenommen 
und gedenke in der Folge erst den Norden und dann 
den Süden zu bearbeiten. Da das Terrain schwierig 
zu begehen und recht verwickelt ist, werde ich wohl 
noch mindestens zwei Monate nöthig haben. 
Das Land ist ein Waldgebirge, dessen uniere 
und mittlere Partien jedoch völlig abgeholzt sind. 
Auf den Höhen über 1400 m sleht noch dichtester, 
tropischer Regenwald. Abgesehen von den Vorhügeln 
ist der Boden wunderbar fruchtbar, und das ganze 
Jahr hören die Niederschläge nicht auf, so daß aller 
Wahrscheinlichkeit nach sämmtliche tropischen Kulturen 
mit Erfolg hier betrieben werden können. 
Ehe jedoch das Kaiserliche Gonvernement Privat- 
leuten die Ansiedelung empfiehlt, wäre es vielleicht 
zweckmäßig, durch eine wissenschaftliche Station er- 
forschen zu lassen, welche Kulturen hier am günstig- 
sten sem würden, und auch, ob der Europäer in 
hohen Regionen vom Fieber verschont bleibt. 
Da durch das maßlose Entwalden das Klima 
und die Fruchtbarkeit offenbar sehr leiden, so würde 
es sich vielleicht jetzt schon empfehlen, die Kaiserliche 
Station Kissaki anzuweisen, bei jeder Gelegenheit die 
Waluguruchefs zur Schonung der noch bestehenden 
Wälder anzuweisen. Einen definitiven Erfolg ver- 
spreche ich mir allerdings nur, wenn mit der wissen- 
schaftlichen Station eine durch einen europäüschen 
Forstbeamten kontrolirte Forstpolizei ausgeübt würde. 
Die Eingeborenen sind mir überall friedlich ent- 
gegengekommen. Nahrungsmittel sind in den Bergen 
zu erhalten, so daß ich hoffe, den hergesandten Reis 
nur wenig angreifen zu müssen. 
  
Die Vvermessungsthätigkeit 8S. M. #. „Möwe“ in 
Ostafrika 189) bis 1895. 
Einem in der „Marine-Rundschau“ vom Liente- 
nant zur See Marks veröffentlichten interessanten 
Aufsaze entnehmen wir folgende Stellen: 
Abgesehen von einigen kleineren Aufnahmen in 
der Südsec, die meist den Charakter einer flüchtigen 
Vermessung trugen, bildet die Thätigkeit S. M. S. 
„Möwe“ an der ostafrikanischen Küste die erste Ver- 
messungsperiode unserer karine im Auslande. 
  
Das Schiff verließ im November 1890 Kiel mit 
der für Vermessungsschisfe nothwendigen Ausrüstung 
an Personal und Material und mit der Ordre, an 
der deutsch-ostafrikanischen Küste neben dem Kreuzer- 
dienst Vermessungen in noch zu bestimmendem Umfang 
auszuführen. 
Die Ankunft in Sansibar erfolgte im Januar 
1891, der Beginn der Vermessung im März dessel- 
ben Jahres, nachdem der Besehl eingetroffen war, 
eine Neuvermessung des ganzen deutsch-ostafrikanischen 
Küstengebietes unter Zugrundelegung einer sorgfältigen 
Triangulation vorzunehmen. Die englischen Karten 
erwiesen sich als durchaus zuverlässig mit Ausnahme 
einiger unvermessen gebliebener Buchten, wie Mansa- 
bai und Moabai. 
Es wurde zunächst der Küstenstrich von Dar-es- 
Saläm bis Bagamoyo in Angriff genommen. Als 
Ausgangspunkt diente der Observationspfeiler bei 
Dar-es-Saläm, auf dem Breitenbestimmungen mit 
dem großen niversalinstrument und telegraphische 
Längenbestimmungen im Anschluß an das von den 
Engländern telegraphisch bestimmte Sansibar vor- 
genommen wurden. 
Mit den astronomischen Beobachtungen Hand in 
Hand ging die Basismessung, für welche der Obser- 
vationspfeiler in Dar-es-Saläm als Ausgangspunkt 
diente. Von hier aus wurde eine Strecke von etwa 
1050 m mit dem verbesserten tahlmeßband, dessen 
Eigenschaften weiter unten erläutert werden sollen, 
gemessen. Bevor die eigentliche Messung begann, 
mußten zeitraubende Planirungsarbeiten vorgenommen 
werden, da man die der ganzen riangulation zu 
Grunde zu legende Basis mit der nur auf ebener 
Strecke zu erreichenden Genauigkeit bestimmen wollte. 
Als die Planirungsarbeiken nahezu vollendet 
waren, ging das Schiff zu einer vierwöchentlichen 
Erholungstour nach den Seychellen in See. Nach 
der Rückkehr von dort wurden die Arbeiten fort- 
gesetzt und nun erfolgreich zu Ende geführt. Es 
wurde eine ganze Reihe verschiedener Messungen mit 
dem Meßband und mit Meßlatten vorgenommen, 
deren größte Abweichung voneinander 3,1 cm betrug, 
ein in Anbetracht der schwierigen örtlichen Verhält- 
nisse sehr gutes und in der Genauigkeit absolut ge- 
nügendes Resultat. 
Das mit der Messung betraute Detachement hatte 
allerdings unter Fieber zu leiden, da das fort- 
währende Arbeiten dicht über dem frisch aufgegra- 
benen Boden eine Infektion unausbleiblich machte. 
Neben der Basismessung wurde ein Plan des 
Hafens und der Einfahrt von Dar-es-Saläm im 
Maßstab 1: 2000 aufgenommen. 
Von der gemessenen und orientirten Basis aus- 
gehend, begann nun die Triangulationsarbeit. Die 
örtlichen Verhältnisse waren zunächst der Festlegung 
eines geschlossenen Dreiecksnezes günstig. Die nördlich
	        
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