Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

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der Kapitän Simon Cooper, im Einverständniß mit 
Witbooi, welche Beide sich für den Vertrag mit 
verantwortlich fühlen, sofort Patrouillen ausgeschickt, 
um sie wieder zurückzuholen. 
nach Goamus eine Strafe für den Stamm sein soll, 
so habe ich mich damit einverstanden erllärt. Der 
neue Kapitän Manasse Lambert befindet sich Fami- 
lienverhältnisse halber noch in Bersaba, wo ich den- 
selben gesprochen habe. Ich habe ihn um Beschleu- 
nigung seiner Abreise ersucht und ihm in Aussicht 
gestellt, daß ich seinem etwaigen Wunsche, den Stamm 
nach dem Nosob zurückzuführen, seiner Zeit nichts in 
den Weg legen würde. 
bendrik Witbooi. 
Der Major Leutwein ist von seinem Zuge nach 
dem Süden über Keetmanshoop, Bersaba, Gibeon 
und Rehoboth zurückgekehrt und am 24. März d. Is. 
wieder in Windhoek eingetrossen. Ueber seine be- 
züglich des Charakters und des zukünftigen Verhaltens 
Hendrik Witboois gewonnenen Anschauungen, die, 
wic er bemerkt, sich auf einer zweimaligen Anwesen- 
heil in Gibeon und auf mehrfachen, längeren Unter- 
er Folgendes berichtet: 
Es wäre sanguinisch, zu behaupten, daß Witbooi 
nicht ab und zu mit Sehnsucht an die Tage zurück- 
dächte, wo er als unabhängiger Kapitän schrankenlos 
der Beherrscher des 
Namalandes zu werden, nachstreben konnte. Indessen 
walten sowie seinem Ziele, 
ist derselbe ganz der Mann, der sich auf den Boden 
der einmal gegebenen Thatsachen stellt, andererseits 
aber auch in das Festhalten an seinem gegebenen 
Ich habe die feste 
Ueberzeugung gewonnen, daß von seiner Seite keine 
Wortbrüchigkeit zu erwarten sein, ja, daß er bei 
Worte einen gewissen Stolz setzt. 
richtiger Behandlung sogar eine Stütze unserer Sache 
werden wird. 
Alle Anzeichen deuten auf das Bestreben Witboois, 
sich im Gebiete von Gibeon dauernd häuslich nieder- 
zulassen. Erhat sicheinen Missionar ausgebeten und auch 
bereits einen solchen erhalten. Es ist dies Missionar 
Stahlhnut, bisher verlretungsweise in Gokhas und 
ursprünglich für das Ovamboland bestimmt. Ich 
habe denselben vorläufig zurückgehalten, die Missions- 
leitung um seine Belassung in Gibeon gebeten, da 
ich ihn für die dortigen Verhältnisse ganz besonders 
Ferner hat der Kapitän mit meinem 
geeignet halie. 
Einverständniß die Einrichtung eines Geschäfts in 
Gibcon gestattet. Die Farm Nictmond beabsichtigt 
der Kapitän demnächst selbst zu bewirthschaften und 
will versuchen, dort Korn zu bauen. Daß Witbooi 
sich in Gibeon ein neues Haus einrichtet, ist schließlich 
vielleicht auch noch erwähnenswerth. Endlich hat 
derselbe auf meinen Wunsch sich jetzt bereit erklärt, 
unserJ Gewehre, die ich ihm nach seiner Unterwersung 
Da die Verbannung 
vorläufig gelassen hatte, wieder herauszugeben. Die- 
selben werden mit nächster Gelegenheit hierher über- 
führt werden. Dieses Zugeständniß wurde ihm 
übrigens sehr sauer, da die Gewehre seinc weitaus 
besten sind. 
Dafür, daß Witbooi bei richtiger Behandlung 
auch eine Stütze unserer Sache werden würde, liegt 
als Hauptbeweis sein bereits von mir geschildertes 
Auftreten in Gokhas vor. Auch hat er mir durch 
Absendung von Patronillen bei verschiedenen Gelegen- 
heiten gute Dienste geleistet. 
Ein Hauptverdienst an diesem loyalen Verhalten 
Witboois sowie auch seiner Leute gebührt dem 
Stationschef Premierlientenant v. Burgsdorff. 
Derselbe übt einen entschieden erziehenden Einfluß 
auf den ganzen Stamm aus, forgt für Kirche und 
Schule und genießt allgemeine Verehrung. In der 
Schule wird sehr viel Werth auf Erlernung der 
deutschen Sprache gelegt, an welcher der Kapitän 
selbst sowie sein ältester Sohn eifrig theilnehmen. 
Der Unterricht wird von dem Reiter Hitscher von 
der Station ertheilt. Zu Polizeizwecken beschäftigt 
gegenwärtig Premierlientenant v. Burgsdorff fünf 
Witboois, darunter einen Neffen des Kapitäns, sowie 
e auf r den Unterkapitän Samnel Izaak, den besten Freund 
redungen mit dem Kapitän sowie auch auf wieder- 
holtem, freundschaftlichem Zusammensein gründen, hat 
unserer Sache unter den Witboois und ein in jeder 
Hinsicht achtungswerther Charakter. 
Rus dem Berriche der Missionen und 
der Antistlaverei-Bewegung. 
Seitens der Berliner evangelischen Missions- 
gesellschaft für Deutsch-Ostafrika ist am 21. Februar 
eine neue Station auf dem Ngaziberge bei Wugu, 
der Hauptstadt Kimueris, gegründet worden. Die 
Station ist etwa 1080 m über dem Meerc gelegen 
und liegt in dem Bezirke der deutschen Station 
Masinde. Die Wasser= und Landverhältnisse sind die 
besten. Der Missionar Wohlrab, der mit den 
Brüdern Langheinrich und Gleiß die Station 
Ngazi gründete, ist nach seinem Sih Mlalo zurück- 
gekehrt, während die Letzteren auf der neuen Station 
verbleiben. 
Am 6. Februar sind der Missionar Maaß, der 
Diakon Wiczoreck und die Dialonisse Johanna 
Landwehr wohlbehalten in Dar-es-Saläm an- 
gelommen. Während die beiden Lebteren ihre Thä- 
tigkeit im dortigen Krankenhause aufgenommen haben, 
hat Missionar Maaß nebst Diakon Bokermann 
und Schwester Anna Krause sich nach Kisserawe 
begeben, wo der Gründer dieser Station, Missionar 
Greiner, nach wie vor waltet. 
Aus den im Maiheft der Brüdergemeinde ver- 
öffentlichten Briefen der Brüder Meyer und Richard 
geht ein erfreuliches Zusammenwirken der dort thä- 
tigen Missionare mit den deutschen Behörden am
	        
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