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Die Oberfläche des Gebietes, das beiderseits ab-
getreten wird, ist übrigens nahezu gleich.
Während der „Thalweg“ des Flyflusses zum
Theil die Grenze bilden soll und demnach das östlich
dieses „Thalwegs“ gelegene Stück dieses Flusses an
Großbritannien übergeht, ist dagegen im Artikel 5
ausgemacht, daß die Fahrt über den ganzen Lauf
dieses Flusses für die Unterthanen beider vertrag-
schließender Mächte, allein mit Ausnahme der Be-
förderung von Kriegsmaterial, frei sein soll und daß
auf diesem Fluß keinerlei Abgaben erhoben werden
sollen.
Einrichtung direkter niederländischer Sliaatsverwaltung
auf Lombok.
Die niederländische Regierung hat der zweiten
Kammer der Generalstaaten einen Gesetzentwurf zugehen
lassen, durch den zum niederländisch-indischen Budget
von 1895 ein Nachtragskredit für Errichtung einer
direkten Staatsverwaltung auf Lombok beantragt
wird. Die jährlichen Kosten werden auf 71 748 fl.
veranschlagt. Lombok soll mit den zugehörigen Inseln
einen Theil der Residentur „Bali und Lombok"
bilden und in zwei Unterabtheilungen: West= und
Ost-Lombok zerfallen. An der Spitze der Gesammt-
lokalverwaltung sieht ein Assistent-Resident mit
7200 fl. Jahresgehalt. Die Kosten der Civilver=
waltung einschließlich der Polizeitruppe werden auf
jährlich 5.1480 fl. berechnet.
Pandel der Somaliküste.
Der englische Konsulatsberichl über die Ent-
wickelung des Handels und Verkehrs in den mit
Aden in Verbindung stehenden Häfen der Somali-
küste, Zaila, Berbera, Bulhar, Harrar und Jibuti
für das Jahr 1893/94 stellt im Allgemeinen einen
Zurückgang des Handels infolge der ausgedehnten
Viehseuche im Somalilande fest. Die Gesammt-
einfuhr der englischen Häsen an der Somaliküste
(Berbera, Bulhar und Zaila) betrug im Berichtsjahre
360 107 Pfd. Sterl. gegen 374 947 Pfd. Sterl. im
Vorjahre.
Die Ausfuhr aus den genannten Häsen belief
sich auf 391 159 Pfd. Sterl. gegen 330 928 Pfd.
Sterl. im Jahre 1892/93. Unter den in der Ein-
fuhr aufgeführten Artikeln, welche den Werth von
10 000 Pfd. Sterl. überstiegen, sind genannt: amc-
rican grey shirtings, countr cloths, Reis,
Datteln, Jowari. Des Ferneren kommen an Ein-
fuhrartikeln in Betracht: europäische Baumwollenstosfe,
Getreide, Zucker, Tabak.
Als Ausfuhrartikel, deren Gesammtwerth den
Betrag von 10 000 Pfd. Sterl. überschreitet, sind für
Berbera und Bulhar Häute und Felle, Vieh (Rinder,
Schafe, Ziegen), Gummi, Federn und Ghec genannt,
außerdem: Kaffee, Perlmutterschalen und Warras.
Als Ersatz für die durch die Viehseuche verminderte
Milchnahrung ergiebt sich eine Mehreinfuhr an Ge-
treide und Nahrungsmitteln. Aus derselben Ursache
erklärt sich auch die Mindereinfuhr von Bekleidungs-
stoffen, zu deren Bezahlung kein Aequivalent vor-
handen war.
Von Interesse sind einige Bemerkungen des Be-
richtes über Jibuti, nach welchen die dortige franzö-
sisch-afrikanische Gesellschaft von Jibnti nach Hyabili
etwa fünf englische Meilen weit einen Schienenweg
gelegt hat. Der Betrieb dieses Schienenweges wurde
jedoch seitens der Donkalis und der Black-Isa-
stämme bisher verhindert, weil diese fürchten, daß
ihre Kamele nicht mehr zum Transport benutzt
werden würden. Aufsallend ist in der Statistik die
Durchschnittsberechunng von 10 Rupies = 1 Pfd.
Sterl., welche insofern den thatsächlichen Kursver-
hältnissen wenig entspricht, da im Berichtsjahre für
das Pfd. Sterl. 15 bis 17 Rupies gezahlt wurden.
Die oben erwähnten Zahlen sind danach um die
Hälfte zu hoch gegriffen.
Wollproduktion und Wollbandel Australiens in der Seit
vom 1. Juli 1894 bis Ende Januar 1395.7)
Seit Ende des Jahres 1891, wo die Anzahl
der in diesen Kolonien vorhandenen Schafe auf
124 439 915 Stück berechnet wurde, ist ein stetiger
Niedergang zu verzeichnen.
Für die Kolonie Neusüdwales werden die
Herdenbestände am Schlusse des Jahres 1894 auf
56 974 975 Stück angegeben, was eine Minderzahl
von 5713 Stück gegen das Vorjahr ergiebt. In
der Kolonie Neuseeland wurden am 1. April 1894
im Ganzen 20 230 829 Schafe gezählt, was gegen
die gleiche Periode des Vorjahres sogar einen Zu-
wachs von 872 829 Stück bedeutet. Ueber die
übrigen Kolonien fehlen zur Zeit noch die begzüglichen
Angaben.
Die Ursachen dafür, daß die Wollerträge in den
letzten Jahren ungeachtet geringerer Schafbestände
sich immer noch gehoben haben, dürfte zum Theil
darin zu suchen sein, daß die Witterungsverhältnisse
sich in hohem Grade zuträglich erwiesen und daß
die alten und minderwerthigen Thicre mehr und mehr
aus den Herden ausgesondert worden sind. Es ist
gelungen, in einzelnen Fällen das Durchschnittsschur-
gewicht der — wie dies hier regelmäßig geschieht — in
Großherden frei umherlaufenden, sich selbst Nahrung
suchenden, nie in den Stall kommenden und weder
gehüteten noch künstlich gefütterten feinhaarigen Merino-
schase bis zu 91½ Pfund Englisch (etwa 4½ kg)
Schweißwolle für das Schaf zu steigern. Dabei
ergiebt diese Wolle einen Ertrag von etwa 42 bis
16 Prozent reiner Wolle.
Die Nachfrage erwies sich in der Berichtsperiode
schwächer als je seit dem ungünstigen Jahre 1885/86.
Der auf dem Geschäftsleben immer noch schwer
lastende Druck und die Einschränkungen weiter Kreise
*) Deutsches Handels-Archiv 1895, S. 199 ff.