Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

Australien hat seinen Bezug beinahe verdoppelt, 
dagegen weisen die Verschiffungen nach indischen Häfen 
bedeutend kleinere Ziffern auf, und es dürfte dies 
seinen Grund in der verminderten Ausfuhr von in- 
dischem Weizen haben. In gleichem Maßstabe hat 
sich die Ausfuhr von Säcken nach chinesischen Häfen 
verringert, was dem Kriege zwischen China und 
Japan zuzuschreiben ist. 
Die für Jntefabrikate im Laufe des Berichtsjahres 
bezahlten Preise waren im Allgemeinen ziemlich hoch, 
die Mills waren für Monate voraus bheilweise in 
solchem Grade engagirt, und die Nachfrage dabei eine 
so lebhafte, daß es fast allein in den Händen der 
Fabriken lag, die Preise für ihre Waare zu bestimmen. 
Aus diesem Grunde war in den Monaten September 
bis November das Ausfuhrgeschäft bedeutend erschwert. 
Noch auffallender ist die bedeutende Zunahme der 
Ausfuhr von hessischem Tuche während der letzten 
Jahre. Es wurden verschisst im Jahre 1894 
82 237 100 Yards gegen 74 823 600 Yards im 
Jahre 1893 und 41 243 300 Yards im Jahre 1892, 
darunter nach dem Festlande von Europa 824 500, 
111 000 und 156 200 Yards. 
Das Geschäft in Iutefabrikaten im Allgemeinen 
war infolge der großen Nachfrage gut. 
Die indischen Spinnereien erziclten für ihre Fa- 
brikate sehr hohe Preise, und die glänzenden Erfolge 
dieser Industrie in Calcutta und das fühlbar größere 
Interesse, das dem indischen Fabrikate von Seiten 
der europäischen Abnehmer entgegengebracht wird, 
sowie das steigende Absatzgebiet haben die meisten 
Spinnereien dazu veranlaßt, ihre Fabriken zu ver- 
größern. 
Calcutta ist in den letzten Jahren ein gefährlicher 
Rivale von Dundee geworden und hat mit seiner zu- 
nehmenden Industrie das Absatzgebiet des Dundee- 
fabrikates geschmälcrt. 
ndigo. Die Ernte vom Jahre 1894 zeichnete 
sich besonders durch ihre Menge aus. Ihr Gesammt- 
erträgniß bezisfert sich auf 160 400 Faktoreimannds, 
gegen 116 329 im Jahre 1893 und 87 663 im 
Jahre 1892. 
Gekennzeichnet wird diese Saison durch den un- 
erwartelen bedeutenden Preisausschlag, der in der 
ersten Woche des Januar 1895 seinen Anfang nahm 
und bis zum Schlusse der Kampagne anhielt. Angesichts 
der großen, nie dagewesenen Ernte verflauten die 
Märkte in Europa im Laufe des letzten Jahres, und 
die Auktionen begannen, abgesehen von der Kurs- 
differenz während der letzten und gegenwärtigen 
Saison von etwa 25 pCt., mit einem durchschnitt- 
lichen Preisabschlage von 50 bis 60 Nupien pro 
Maund bei allen Qualitäten gegen letzes Jahr. Auf 
dieser Basis wurde der Artilel bis Ende Dezember 
weiter gehandelt. Die Auktionen verliesen im All- 
gemeinen ruhig, aber fest, und es waren dann und 
wann eher Anzeichen von Flauheit vorhanden, als plößt- 
lich Anfang Januar eine starke Nachfrage für den Artikel 
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gende Tendenz verlieh. Innerhalb kurzer Zeit stiegen 
die Preise für gute Waare auf die Höhe derer der 
letzten Saison und selbst darüber hinaus, und diese 
starke Nachfrage besonders von Seiten deutscher 
Händler charakterisirte die zweite Hälfte der Saison. 
Es wurden verschifft: 
1894•95 1893,94 1892/93 
Kisten zu 4 Maunds à 33 kg 
Ueberhaupt. . . .. 39 974 27731 20 948 
Darunter nach: 
Großbritannien 8931 6363 2926 
Frankreich 5039 3225 3293 
Deutschland 11 463 10 389 4594 
Rußland 1815 1 642 1741 
Amerika 8917 4203 6274 
Die Verschiffungen nach Deutschland waren hier- 
nach sehr bedentend und betragen einen starken Bruch- 
theil der ganzen Ernte. 
Was die Qualität anbelangt, so ließen die Er- 
zeugnisse einiger Provinzen sehr zu wünschen übrig, 
besonders die des Native Indigo, die bedentend unter 
der Qualität des letztjährigen Erzeugnisses steht. 
Schellack. Die Ausfuhr in den letzten Jahren 
gestaltete sich, wie folgt: 
Darunter nach 
dem Festlande von 
Ueberhaupt uropa 
Orange-Schellack: Kisten von etwa 72 kx 
1892 57 937 5282 
18993 55 937 9339 
1894. 66 559 8702 
Garnet-Schellack: 
18992 13 946 2703 
1893. 10 983 1004 
891. 15 078 3351 
Knopflack: Kisten von elwa 108 kg. 
1892 11 15 781 
1893 9987 928 
189 4. . ... 14 163 2346 
Ueber die Vorräthe an Schellack in London, die 
Verschiffungen von Calcutta und die Preise giebt 
solgende Tabelle Ausschluß: 
orrath Preise von Schellack 
in London Verschiffungen am 31. Dez. 
am 31. Dez von Calculta pro engl. Cir. 
Kisten zu etwa 72 kg Schill. Pence 
1894 18 600 95 800 104 
1893. 26700 77 000 106 — 
1892 27500 83 000 95 6 
1891. 35 000 87 500 95 — 
1890. 45500 86 000 75 — 
1889 57 000 55 000 78 — 
1888 69 500 69 000 60 — 
1887. 68 000 102 000 62 — 
1886 60 000 85 000 50 — 
1885 57 000 98 000 58. 
Aus diesen Ziffern geht hervor, daß sih die 
Vorräthe von Schellack innerhalb der letzten 6 Jahre 
in London jährlich verkleinerten. Die Vorräthe in 
eintrat, was dem Markle eine ebenso feste als stei-"Amerika und in anderen Ländern zeigen keine Zu-
	        
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