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letzten blutigen Kämpfen in der Nankluft an den
Major Leutwein gerichtet hat. Es bildet die Ant-
wort auf die an ihn gesandte letzte Aufforderung des
Majors, sich zu ergeben und die Schußgewalt des
Deutschen Reiches anzunehmen. Wir entnehmen dem
umfangreichen, in holländischer Sprache geschriebenen
Briefe folgende für die Denkweise Hendrik Witboois
charalteristische Stelle:
Mein lieber Hochedler Herr Leutwein, Major!
Sie sagen ferner, daß es Ihnen leid thut, daß
ich den Schuß des deutschen Kaisers nicht anerkennen
will und daß Sie mir dies als Schuld aurechnen
und mich mit Waffengewalt strafen wollen. Dies
becantworte ich so: Ich habe den deutschen Kaiser in
meinem Leben noch nicht gesehen und er hat mich
auch noch nicht in seinem Leben gesehen, deshalb
habe ich ihn auch noch nicht erzürnt mit Worten
oder Thaten. Gott, der Herr, hat verschiedene König-
reiche auf die Welt gesetzt, und deshalb weiß und
hlaube ich, daß es keine Sünde und kein Verbrechen
ist, daß ich als selbständiger Häuptling meines Landes
und Volkes bleiben will, und wenn Sie mich wegen
meiner Selbständigkeit über mein Land ohne Schuld
tödten wollen, so ist das auch keine Schande und
kein Schade, denn dann sterbe ich ehrlich über mein
Eigenthum. Es ist wahrlich keine Schuld, daß ich
Ihnen nicht stehen will, denn ich habe wahrhaftig
leine Schuld an all den Sachen, welche Sie mir in
Ihrem Briese als Verbrechen vorgetragen haben und
welche Sie als Gründe gebrauchen, um über mich
ein Todesurtheil zu sprechen. Denn das sind Ihre
eigenen Gedanken, die Sie zu Ihrem Vortheil aus-
gesonnen haben, die Sie selber ausgedacht haben, um
vor der Welt die Ehre, das Recht und die Wahrheit
auf Ihrer Seite zu haben. Aber ich sage Ihnen,
lieber Freund, ich bin wahrhaftig frei und ruhig in
meinen Gedanken, weil ich weiß, daß ich wahrhaftig
unschuldig bin und weiß auch, daß Sie wissen, daß
ich vor Ihnen unschuldig bin. Aber Sie sagen,
Macht hat Recht, und nach diesen Worten handeln
Sie mit mir, weil Sie mächtig in Waffen und allen
Bequemlichkeiten sind, darin stimme ich überein, daß
Sie wirklich mächtig sind und daß ich nichts gegen
Sie bin. Aber, lieber Frcund, Sie kommen zu mir
mit Wassengewalt und haben mir erllärt, daß Sie
mich beschießen wollen. So denke ich dicsmal auch
wieder zu schießen, nicht in meinem Namen, nicht in
meiner Kraft, sondern in dem Namen des Herrn
und in Seiner Kraft, und mit Seiner Hülfe werde
ich mich wehren. Weiter sagen Sie auch, daß Sie
unschuldig sind an diesem Blutvergießen, welches nun
geschehen soll, und daß Sie die Schuld auf niich
legen; aber das ist unmöglich, daß Sie so denken
können, da ich Ihnen gesagt habe, daß ich Ihnen
den Frieden geboten habe und daß durch mich kein
Blutvergießen geschehen soll. So liegt die Rechen-
schaft über das unschuldige Blut, das vergossen
werden soll von meinen Leuten und von Ihren
Leuten, nicht auf mir, deun ich bin nicht der Urheber
dieses Krieges. Ich ersuche Sie, lieber Freund,
nochmals! Nehmen Sie den wahren und aufrichtigen
Frieden, den ich Ihnen geboten habe, und lassen Sie
mich stehen in Ruhe. Gehen Sie zurück, nehmen
Sie Ihren Krieg zurück, gehen Sie von mir weg,
dies ist mein ernstliches Ersuchen an Sie. Zum
Schlusse grüßt Sie
Ihr Freund und Kapitän gez. Hendrik Witbooi.
Hus dem Bereiche der Missionen und
der Kntiskklaverei-Bewegung.
Nach einem Berichte des Kaiserlichen Konsulates
in Sansibar ist das Sitzungslokal des Internatio-
nalen maritimen Bürcaus daselbst aus dem Hause
des deutschen Konsulates, wo es sich bisher provi-
sorisch besand, in ein für die Zwecke des Büreaus
von einem Inder gebautes und von diesem gemie-
thetes Haus übergesiedelt.
Das Kaiserliche Gonvernement in Kamerun ist
angewiesen worden, den im Schutzgebiete ansässigen
christlichen Missionsgesellschaften eine Zollermäßigung
für die von ihnen unmittelbar eingeführten zollpflichtigen
Waaren insofern zu gewähren, daß jeder Missions-
gesellschaft die von ihr gezahlten Zölle bis zur Höhe
von 1000 Mark jährlich rückvergütet werden.
Die Baseler Missionsgesellschaft hat ihre Vertreter
in Kamerun angewiesen, sich in Zukunft sowohl des
Verkaufs zollpflichtiger Waaren als des Einkaufs
von Ausfuhrwaaren zu enthalten.
Die Rheinische Mission hat die durch einen
Wolkenbruch im Oktober 1890 zerstörte Station
Keetmanshoop wieder aufgebaut, und der Missionar
Feuchel hat am 8. Mai d. Is. die dortige neue
Kirche eingeweiht.
Herrscht in Keetmanshoop, als Sitz der deutschen
Regierung für den Südbezirk des südwestafrikanischen
Schutzgebietes, auch schon für gewöhnlich ein reger
Verkehr, so steigerte sich derselbe, schreibt die „Süd-
afrikanische Zeitung“ darüber, in diesen Tagen zu
nie gesehener Höhe. Von Nah und Fern hatten sich
die Weißen eingesunden, und da die Kirchweihe und
Jahreskonserenz der Namamission vereint geseiert
werden sollten, waren auch alle Missionare des Nama-
landes zugegen. Von den benachbarten Namagemein-
den Berseba und Bethanien fand eine reine VBölker-
wanderung nach Keetmanshoop statt. Das war ein
Getriebe, wie es Namaland wohl noch nie gesehen.
Hier schlugen die Laute unserer Muttersprache an
unser Ohr, dort ertönte die englische Sprache, weiter-
hin die „afrikanse taal“. Hier das Geklix und Ge-
llax der Hottentottensprache, dort erklang das dahin-