13
der Sũdseeinsulaner, auf Nauru nicht mehr .vor--licher Länge kam so nahe heran, daß er geschossen
d.
handen sin
An einem der Abende wurden zu unseren Ehren
einige Tänze bei Fackelschein aufgeführt; sie scheinen
von den Gilbert-Inseln zu stammen und werden nur
von den Frauen getanzt. Die Frauen sind es auch
allein, welche die Zaubergesänge und Besprechungen
vorzunehmen haben. Zum Theil haben diese Cere-
monien ihre für unsere Erfahrungen ganz natürliche
Begründung. So müssen die Frauen, wenn die
Männer bei stürmischem Wetter fischen wollen, zur
Bernhigung der hochgehenden See triefend von Oel
und mit Blumen geschmückt in das Meer hinaus-
gehen und durch Gesänge die bösen Geister be-
ruhigen. Ohne sich darüber klar zu sein, kennen
also die Eingeborenen die Wirkung des Oels auf
die Wogen. Ein merkwürdiger Ausfluß ihres Aber-
glaubens ist es auch, daß kein Nauramann Fische,
die er selbst gefangen hat, ißt; sie tauschen sie viel-
mehr untereinander aus. Ebenso verpönt ist cs,
Fische in der Pfanne zu braten; sie dürsen nur auf
Kohlen geröstet werden. Dazu sind gewisse Fische
mit dem „Tabu“ belegt, d. h. sie sind geheiligt und
dürsen nicht gegessen werden. Ich vermuthe, daß
diese Sorte von Fischen giftiger Natur ist und aus
diesem Grunde ihr Verzehren verboten ist. Beim
Fischfang sind die Leule ebenso geschickt wie kühn.
Meistens fischen sie beim Fackelschein, und es ge-
währt einen eigenthümlichen Anblick, überall abends
das ganze Riff entlang diese Feuer auflodern zu
sehen. Eine besondere Gefahr für die Leute bietet
der Fang des riesigen Seeaals, der oft dicker als
ein starker Mannesarm wird und eine Länge von
10 bis 12 Fuß erlangt. Der Fischer stößt dem
Thicre, das in den Korallen des Riffes sitzt, den
eisernen Haken in die Schnauze und versucht ihn so
herauszuziehen. Dabei geht aber das verwundete
Thier oft selbst zum Angriff über, umschlingt den
Mann und zieht ihn in die Tiefe. Wie mir von
glaubwürdiger Seite erzählt wurde, kehren oft geung
die Leute von solchen Fischzügen nicht wieder heim.
Auch der Fang der Schwertfische ist mit Lebens-
gefahr verbunden. So ist in den letzten Jahren der
Fall vorgekommen, daß ein Naurumann im Kanoe
von einem riesigen Schwertfisch, dessen Schwert
5 Fuß lang war, angegriffen und durch einen Stoß
getödtet wurde. Ich habe einige von diesen Schwer-
tern erworben, und sie lassen erkennen, was für eine
gefährliche Wasse dieses stahlharte Fischhorn ist.
Der Reichthum an Walfischen wird leider nicht
in dem Maße mehr ausgebeutet, wie es geschehen
sollte. Nur selten kommt jetzt noch ein Walfisch-
fänger in die Breiten des Schutzgebietes, während
sie früher zu allen Jahreszeiten stehende Gäste der
Marschallinseln waren. Es scheint die Meinung
unter ihnen zu herrschen, daß sich der Walfisch aus
diesen Gegenden zurückgezogen habe. Dem ist aber
keineswegs so, man lonnte vom Dampfer eine ganze
Anzahl sich tummeln sehen, und einer von beträcht-
wurde. Daß Nauru jetzt weit weniger als früher
von Schiffen angelaufen wird, ist übrigens eine Folge
der Verordnung, betressend den Hafen von Jaluit
als alleinigen Einklarirungshafen des Schutzgebiets
vom 28. Juli 1888.
Abgesehen von dem Mißwachs, der seit längerer
Zeit in Nauru herrscht, darf man mit der Ent-
wickelung der Insel wohl zufrieden sein. Die Ein-
geborenen zeigen die größte Friedfertigkeit, und
Diebstahl und ähnliche Verbrechen sind völlig unbe-
kannte Dinge. Der einzige Fall, der eine Bestrafung
ersorderte, war die schon oben erwähnte Körper-
verletzung, die aber auch nur infolge von sinnloser
Trunkenheit verübt war.
Nachdem die Häuptlinge, darunter zwei Frauen,
eindringlich ermahnt worden waren, wic bisher auch
in Zukunft Frieden und Ruhe zu halten, und nach
Erledigung einiger Streiligkeiten von weißen Händlern
und Eingeborenen wurde die Insel am 21. August
nachmittags 3 Uhr verlassen, um die Reise nach
weiteren Inseln des Schutzgebietes, zunächst nach
Majurn, fortzusetzen.
Deutsch-Neu-Gnuninea.-)
Eriedrich Wilhelmshafen.
Die Leitung der Stationsgeschäfte hat der
Korvetten-Kapitän a. D. Rüdiger am 8. No-
vember 1893 übernommen. Die nothwendige
Vermehrung und Verbesserung der baulichen Anlagen
hat infolge von Erkrankungen der wenigen weißen
Handwerker und der Schwierigkeiten bei Beschaffung
der Materiales nur langsame Fortschritte gemacht,
im November und Dezember 1893 waren auch die
schweren Regenfälle dem Fortschritt dieser Arbeiten
hinderlich.
In der Nähe des Bureaus der Zentralverwaltung
wurde an dem Wege nach Yam ein Wohnhaus für
den Sekretär des Landeshauptmanns, für den oberen
Rechnungsbeamten und den Registrator noch im
vorigen Jahr begonnen, aber erst im Juli nahezu
vollendet. Dasselbe ist mit Ausnahme der Wellblech-
bedachung und einigen Brettern ganz aus einheimischem
Material hergestellt.
Die Zahl der an der Station gehaltenen farbigen
Arbeiter betrug durchschnittlich 245, von denen die
meisten Melanesen waren.
Der Gesundheitszustand unter den Weißen war
im Allgemeinen, mit Ausnahme der Monate No-
vember, Dezember und Januar, welche infolge des
feuchten Wetters in jedem Jahr ungünstige sanitäre
Verhältnisse bedingen, befriedigend.
In Bezug auf die Nutzholzgewinnung ist zu be-
merken, daß der Export von Calopbyllum Iuo-
bhyllum sich im Jahre 1894 in erdfreulicher
* Aus den Mittheilungen über Kaiser Wilhelmsland.