Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

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Besuch S. M. S. „Sperber“. 
Der Kreuzer „Sperber“ hat vom 2. bis 6. Ok- 
tober die Küstenplatze von Togo besucht und dabei 
Lothungen vorgenommen. Der slellvertretende Kaiser- 
liche Landeshauptmann hat an Bord des Schiffs sich 
von Klein-Popo nach Lome begeben. Im ganzen 
Schutzgebiet herrschten friedliche Zustände. Der Handel 
Lomes zeigte eine große Lebendigkeit. 
  
Lammlung naturwissenschaftlicher Gegenstände. 
Dem Königlichen Museum für Naturkunde ist 
eine von dem im Togolande thätigen Lieutenant 
der Reserve Klose angelegte Naturaliensammlung 
zugegangen. 
Die Sendung enthielt: 
1 Affenbalg mit Schädel, 
54 Vogelbälge und 
1 Schädel eines Hydrosauriers. 
Die Konservirung, besonders der Vogelbälge, 
ist gut. 
Die Affenart erhielt die zoologische Sammlung 
schon von anderen Gegenden, sie war aber will- 
kommen, weil sie in den Museen selten ist. Unter 
den 45 Vogelarten sind 13, die aus dem Togo- 
gebiet noch nicht bekannt waren, und 2 sehr seltene 
im hiesigen Museum noch nicht vertretene Spezies. 
Der Schädel des Hydrosauriers ist werthvoll und 
war sehr willkommen. 
Deutsch-Südwelkafrika. 
Sug des Landeshauptmanns nach Groolfontein. 
Auf seiner Reise nach dem näördlichen Herero- 
lande ist der Katserliche Landeshauptmann von Water- 
berg, von wo er am 15. August d. Is. aufbrach 
(siehe Kol. Bl. S. 517), nach Groorfontein gezogen. 
Von diesem Orte aus hat Major Leutwein am 
29. August Folgendes berichlet: 
Von Waterberg bis hierher führte mich der Weg 
durch schöne Gegend innerhalb sechs Tagen ohne 
Zwischensall. Ausfallend war mir indessen die ver- 
hältnißmäßig germge Dichtigkeit der Bevölkerung, 
sowie die in dem sonst abgeweideten Hererolande 
noch reichliche Werde. Das Rälhsel löste sich indessen 
rasch. Wie sie solches im Süden versucht, so haben 
die Hereros auch im Norden in den letzten 2 bis 
3 Jahren sich weit über ihre ursprüngliche Grenze 
ausgedehnt, so daß sie nunmehr in großen Haufen 
in dem ehemals als herrenlos angesehenen Gebiet 
östlich und westlich und sogar nördlich Grootfontein 
siben. Es hat sonach innerhalb der letzten Jahre 
eine allgemeine Verschiebung des für seme Nachbarn 
stets unbequemen Hererovolkes vom Centrum seincs 
Landes nach der Peripherie staltgesunden, ob unbe- 
wußt oder mit bestimmter Absicht, läßt sich nicht 
seststellen. Ich persönlich neige bei dem Charakter 
  
des Volkes zu letzterer Annahme. Dank dem Ent- 
gegenkommen des Oberhäuptlings Samuel, und da 
durch den Vertreter der South West Afrika Co. Ld., 
Lieutenant Hartmann, der Boden bereits wohl 
vorbereitet war, sind die angeknüpften Verhandlungen 
wegen Abgrenzung des Konzessionsgebiets der South 
West Afrika Co. und wegen Zurückdrängung der 
weit vorgeschobenen Hererowerften auf keine besondere 
Schwierigkeiten gestoßen. Das in Frage kommende 
Land, soweit ich es bis jetzt gesehen habe, ist das 
Beste in unserem Schutzgebict, und ich freue mich, 
daß sein künftiger Besilz in die Hände einer Privat- 
gesellschaft übergehen wird, über deren bieherige 
Thätigkeit ich nur das Günstigste melden kann. Die 
Schutztruppe ist hier bei ihrem Einzuge mit Triumph= 
bogen, Fahnenschmuck und Ansprachen empfangen 
worden, wie man es sich nicht besser in der Heimath 
wünschen kann. Die zahlreich im Dienste der Gesell- 
schaft stehenden Eingeborenen aus allen Stämmen 
des Schutzgebietes (sogar Hereros) sind wohl diszi- 
plinirt und werden langsam, aber sicher unserer 
Sache gewonnen. Mittelst Heranziehung von aus- 
gedienten Mannschaften der Schutztruppe sowie von 
weniger bemiltelten, aber tüchtigen Landwirthen aus 
der Heimath will Dr. Hartmann mit der Besiede- 
lung beginnen und so allmählich nördlich des Herero- 
landes eine Hochburg des Deutschthums schaffen. 
Ferner habe ich einen gewissen Jack Krueger, 
den Abkömmling eines Deutschen und einer Herero- 
frau, der Schwester des Oberhäuptlings Samnel, 
zum Kapitän der rings um Grootfontein wohnenden, 
nunmehr von den Hereros losgelösten Bergdamaras 
und Buschleute eingesetzt. Derselbe hatte bieher be- 
reits eine Art nomineller Oberherrschaft über die 
Letteren ausgeübt. Als Sit habe ich ihm die eine 
Tagereise nördlich von hier gelegene, neu errichtete 
Missionsstation Gaub angewiesen. Damit würde ein 
dritter Konzentrationspunkt für Bergdamaras ge- 
schaffen (Okombahe,!) Aais und Gaub) und zur 
Lösung der Arbeiterfrage im Schutzgebiete ein weiterer 
Schritt gethan sein. 
Der Oberhäuptling Samuel, welcher mich mit 
etwa 40 Reitern hierher begleitet hat, wird von 
hier aus nach Okahandja zurückkehren. Er hat mit 
seinem jent abermals gezeigten Entgegenkommen 
unserer Sache zweifellos wieder einen mächtigen 
Dienst geleistet. Deun, wenn auch voraussichtlich 
bei Räumung des abgetretenen Gebietes die Haupt- 
arbeit uns zufallen wird, so haben wir doch mit 
seiner Unterschrist das moralische Recht auf unserer 
Seite, so daß jede kriegerische Verwickelung aus- 
geschlossen ist. Seine mir wiederholt gegebenen 
Freundschaftsversicherungen habe ich alle Veranlassung, 
durchaus als aufrichtig gemeint zu betrachten. Daß 
zwischen ihm und mir je Feindseligkeiten entstehen 
könnten, scheint mir völlig undenkbar, wohl aber hat 
er mir selbst — und dies wiederholt schon — die 
*) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1895, S. 78.
	        
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