Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

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Boma gebaut und der Rest des Expeditionskorps 
samkeit des Gegners und hatte nur ein erhöhtes 
und die Lasten herangezogen. Auf einem hohen 
Spchießen desselben zur Folge. 
Baume in der Nähe der Boma wurde eine 
Stadt übersehen und mit dem Maximgeschüh unter 
Feuer nehmen. Der Feind störte diese Arbeiten in 
keiner Weise, einzelne Wachen saßen auf den platten 
Dächern und schriecen ab und zu herüber. Nachdem 
die Boma eingerichtet war, wurde das 6,7 cm 
Geschütz aufgesahren und es begann die Beschießung. 
Es zeigte sich sehr bald, daß das Geschütz gegen die 
Mauer wirkungslos war. Es wurde deshalb nur 
in längeren Pausen mit Granaten und Schrapnels 
in das Innere der Stadt hineingefenert. Während 
bis dahin die ganze Sache einen recht harmlosen 
Anstrich gehabt hatte, entwickelte sich nun aus der 
Umwallung ein verhältnißmäßig heftiges Feuer aus 
Hinterladergewehren, so daß der Aufenthalt im Lager 
ein äußerst ungemüthlicher wurde. Das Feuer wurde 
durch die Europäer nach Kräften erwidert; die ein- 
zelnen sichtbaren Leute verschwanden, nachdem einige 
von ihnen erschossen waren, sehr bald. Hiermit war 
aber auch die Wirkung des diesseitigen Feuers vorbei. 
Das Schießen aus der Boma dauerte mehr oder 
minder heftig die ganze Nacht durch fort, wunder- 
barerweise wurde nur ein einziger Mann diesseits 
dabei getödtet, während zahlreiche Geschosse durch die 
Zelte und in die Bettstellen der Europäer hinein- 
schlugen. 
Da eine sernere Beschießung Erfolge nicht ver- 
sprach, wurde beschlossen, die Stadt mit Sturm zu 
nehmen und, da augenscheinlich eine sehr große 
Anzahl von Gewehren, sowohl Hinter= als Vorder- 
lader, beim Gegner vorhanden waren, um zu große 
Verluste möglichst zu vermeiden, diesen Sturm vor 
Tagesanbruch am nächsten Morgen — den 30. Ok- 
tober — zu unternehmen. Die Anfertigung von 
Sturmleitern wurde angeordnet. Zum Sturm wurden 
zwei Kolonnen von je zwei Kompagnien, die rechte 
Kolonne, bestehend aus der 3. und 4. Kompagnie 
unter Führung des Kompagnieführers Prince, die 
linke Kolonne, aus der 6. und 12. Kompagnie unter 
Führung des Kompagnieführers v. Elpons, gebildet. 
Die 5. Kompagnie und die Abtheilung der 7. Kom- 
pagnie sollten unter Führung des Leiters der 
Expedition als Reserve im Lager zurückbleiben. Jede 
Sturmkolonne erhielt ein Maximgeschütz mit. 
Nach Eintritt der Dunkelheit am 29. abends 
unternahm der Kompagnieführer Prince eine Re- 
kognoszirung bis in die unmittelbare Nähe der Manuer, 
um den günstigsten Anmarschweg für die Sturm- 
lolonnen festzustellen. Es stellte sich hierbei heraus, 
daß an einer Stelle ein breiter, gänzlich mit Dornen 
ausgefüllter Graben die Annäherung unmöglich machte, 
dieser Graben aber nach einiger Zeit aufhörte und 
man dort ohne Hinderniß bis an die Stadtmauer 
heran konnte. Der Versuch, Feuer an das Dach der 
Umwallung zu legen, mißlang durch die Aufmerk- 
Platt- 
form errichtet, auf der ein Maximgeschütz postirt wie 
wurde; von hier aus konnte man das Innere der 
  
Am 30. um 4 Uhr früh formirten sich so lautlos 
möglich die Sturmkolonnen. Sie wurden von 
mir einige Hundert Meter seitwärts und vorwärts 
des diesseitigen Lagers angesetzt, so daß sie mit einem 
Abstande voneinander von ungefähr 100 m nunmehr 
nur noch geradeaus gegen die Umwallungsmauer 
vorzumarschiren hatten. Es war so dunkel, daß die 
Kolonnen sich gegenseitig auf 100 m nicht sehen 
konnten. Nachdem die Kolonnen um 4 Uhr 50 Mi- 
nuten angetreten waren, kehrte ich so schnell wie 
möglich zur Reserve, welche vor der diesseitigen Boma 
angetreten war, zurück. Kaum dort angekommen, 
erschallten von der Stadt her drei kräftige Hurrah 
und es entwickelte sich ein Schnellfeuer, wie es in- 
tensiver ohne Magazingewehr nicht gedacht werden 
kann. Außer den aufblihenden Schüssen und dem 
Geschrei des Kampfes war von demselben selbst bei 
der Reserve nichts zu bemerken, da die Dunkelheit 
zu groß war. 
Nach 10 Minuten traf die Meldung des Kom- 
pagnieführers Prince ein, daß das Dach der äußeren 
Umfassung erstiegen sei und die Kompagnien sich an- 
schickten, nach inwendig hinunter zu gehen; er bat 
nunmehr, mit der Reserve so schnell wie möglich zu 
folgen. Dies geschah sofort, wobei in der Annahme, 
daß bei dem riesigen Feuer die Askaris sich fast schon 
verschossen haben müßten, Alles an Munition, was 
vorhanden war, noch mitgenommen wurde. Der Tag 
begann zu grauen, als die Reserve nach ungefähr 
3 Minuten an der Sturmstelle eintraf. Als ich auf 
dem Dach erschien, waren die Kompagnien zum 
größten Theil schon unten, und man sah von oben 
ein wüstes Durcheinander von Kämpfenden und 
Fliehenden; es war nun so hell, daß die einzelnen 
Gestalten zu unterscheiden waren. Die Kompagnien 
selbst mit ihren Offizieren waren in der Mehrzahl 
bereits unten und vorwärts marschirt, der Lieutenant 
Link schickte sich gerade an, mit seinem Zuge hinunter 
zu steigen. Ein Maxingeschütz stand noch oben auf 
dem Dach und feuerte, das andere war bereits mit 
der 3. und 4. Kompagnie unten im Vormarsch be- 
griffen. Es wurde so schnell wie möglich von innen 
eins der Thore geöffnet und die Reserve in die Stadt 
hineingeführt. 
Noch muß erwähnt werden, daß vor Beginn des 
Sturmes der Lieutenant Jany mit einem Zuge der 
5. Kompagnie nach einer anderen Stelle der Um- 
wallung dirigirt war, um dort einen Scheinangriff 
zu machen. Fast gleichzeitig mit dem Sturmangriff 
entwickelte sich hier ein Feuergefecht; gleichzeitig brachen 
aus der Boma größere Schwärme hervor, um den 
Lientenant Jany bezw. die Sturmkolonnen in der 
linken Flanke anzugreifen. Während naturgemäß bei 
den eigentlichen Sturmkolonnen ein regelloses Schnell= 
seuer wüthete, wies diese Abtheilung durch Salven, 
welche mit der Ruhe des Exerzirplatzes gegeben 
wurden, den andringenden Feind sehr bald zurück.
	        
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