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Boma gebaut und der Rest des Expeditionskorps
samkeit des Gegners und hatte nur ein erhöhtes
und die Lasten herangezogen. Auf einem hohen
Spchießen desselben zur Folge.
Baume in der Nähe der Boma wurde eine
Stadt übersehen und mit dem Maximgeschüh unter
Feuer nehmen. Der Feind störte diese Arbeiten in
keiner Weise, einzelne Wachen saßen auf den platten
Dächern und schriecen ab und zu herüber. Nachdem
die Boma eingerichtet war, wurde das 6,7 cm
Geschütz aufgesahren und es begann die Beschießung.
Es zeigte sich sehr bald, daß das Geschütz gegen die
Mauer wirkungslos war. Es wurde deshalb nur
in längeren Pausen mit Granaten und Schrapnels
in das Innere der Stadt hineingefenert. Während
bis dahin die ganze Sache einen recht harmlosen
Anstrich gehabt hatte, entwickelte sich nun aus der
Umwallung ein verhältnißmäßig heftiges Feuer aus
Hinterladergewehren, so daß der Aufenthalt im Lager
ein äußerst ungemüthlicher wurde. Das Feuer wurde
durch die Europäer nach Kräften erwidert; die ein-
zelnen sichtbaren Leute verschwanden, nachdem einige
von ihnen erschossen waren, sehr bald. Hiermit war
aber auch die Wirkung des diesseitigen Feuers vorbei.
Das Schießen aus der Boma dauerte mehr oder
minder heftig die ganze Nacht durch fort, wunder-
barerweise wurde nur ein einziger Mann diesseits
dabei getödtet, während zahlreiche Geschosse durch die
Zelte und in die Bettstellen der Europäer hinein-
schlugen.
Da eine sernere Beschießung Erfolge nicht ver-
sprach, wurde beschlossen, die Stadt mit Sturm zu
nehmen und, da augenscheinlich eine sehr große
Anzahl von Gewehren, sowohl Hinter= als Vorder-
lader, beim Gegner vorhanden waren, um zu große
Verluste möglichst zu vermeiden, diesen Sturm vor
Tagesanbruch am nächsten Morgen — den 30. Ok-
tober — zu unternehmen. Die Anfertigung von
Sturmleitern wurde angeordnet. Zum Sturm wurden
zwei Kolonnen von je zwei Kompagnien, die rechte
Kolonne, bestehend aus der 3. und 4. Kompagnie
unter Führung des Kompagnieführers Prince, die
linke Kolonne, aus der 6. und 12. Kompagnie unter
Führung des Kompagnieführers v. Elpons, gebildet.
Die 5. Kompagnie und die Abtheilung der 7. Kom-
pagnie sollten unter Führung des Leiters der
Expedition als Reserve im Lager zurückbleiben. Jede
Sturmkolonne erhielt ein Maximgeschütz mit.
Nach Eintritt der Dunkelheit am 29. abends
unternahm der Kompagnieführer Prince eine Re-
kognoszirung bis in die unmittelbare Nähe der Manuer,
um den günstigsten Anmarschweg für die Sturm-
lolonnen festzustellen. Es stellte sich hierbei heraus,
daß an einer Stelle ein breiter, gänzlich mit Dornen
ausgefüllter Graben die Annäherung unmöglich machte,
dieser Graben aber nach einiger Zeit aufhörte und
man dort ohne Hinderniß bis an die Stadtmauer
heran konnte. Der Versuch, Feuer an das Dach der
Umwallung zu legen, mißlang durch die Aufmerk-
Platt-
form errichtet, auf der ein Maximgeschütz postirt wie
wurde; von hier aus konnte man das Innere der
Am 30. um 4 Uhr früh formirten sich so lautlos
möglich die Sturmkolonnen. Sie wurden von
mir einige Hundert Meter seitwärts und vorwärts
des diesseitigen Lagers angesetzt, so daß sie mit einem
Abstande voneinander von ungefähr 100 m nunmehr
nur noch geradeaus gegen die Umwallungsmauer
vorzumarschiren hatten. Es war so dunkel, daß die
Kolonnen sich gegenseitig auf 100 m nicht sehen
konnten. Nachdem die Kolonnen um 4 Uhr 50 Mi-
nuten angetreten waren, kehrte ich so schnell wie
möglich zur Reserve, welche vor der diesseitigen Boma
angetreten war, zurück. Kaum dort angekommen,
erschallten von der Stadt her drei kräftige Hurrah
und es entwickelte sich ein Schnellfeuer, wie es in-
tensiver ohne Magazingewehr nicht gedacht werden
kann. Außer den aufblihenden Schüssen und dem
Geschrei des Kampfes war von demselben selbst bei
der Reserve nichts zu bemerken, da die Dunkelheit
zu groß war.
Nach 10 Minuten traf die Meldung des Kom-
pagnieführers Prince ein, daß das Dach der äußeren
Umfassung erstiegen sei und die Kompagnien sich an-
schickten, nach inwendig hinunter zu gehen; er bat
nunmehr, mit der Reserve so schnell wie möglich zu
folgen. Dies geschah sofort, wobei in der Annahme,
daß bei dem riesigen Feuer die Askaris sich fast schon
verschossen haben müßten, Alles an Munition, was
vorhanden war, noch mitgenommen wurde. Der Tag
begann zu grauen, als die Reserve nach ungefähr
3 Minuten an der Sturmstelle eintraf. Als ich auf
dem Dach erschien, waren die Kompagnien zum
größten Theil schon unten, und man sah von oben
ein wüstes Durcheinander von Kämpfenden und
Fliehenden; es war nun so hell, daß die einzelnen
Gestalten zu unterscheiden waren. Die Kompagnien
selbst mit ihren Offizieren waren in der Mehrzahl
bereits unten und vorwärts marschirt, der Lieutenant
Link schickte sich gerade an, mit seinem Zuge hinunter
zu steigen. Ein Maxingeschütz stand noch oben auf
dem Dach und feuerte, das andere war bereits mit
der 3. und 4. Kompagnie unten im Vormarsch be-
griffen. Es wurde so schnell wie möglich von innen
eins der Thore geöffnet und die Reserve in die Stadt
hineingeführt.
Noch muß erwähnt werden, daß vor Beginn des
Sturmes der Lieutenant Jany mit einem Zuge der
5. Kompagnie nach einer anderen Stelle der Um-
wallung dirigirt war, um dort einen Scheinangriff
zu machen. Fast gleichzeitig mit dem Sturmangriff
entwickelte sich hier ein Feuergefecht; gleichzeitig brachen
aus der Boma größere Schwärme hervor, um den
Lientenant Jany bezw. die Sturmkolonnen in der
linken Flanke anzugreifen. Während naturgemäß bei
den eigentlichen Sturmkolonnen ein regelloses Schnell=
seuer wüthete, wies diese Abtheilung durch Salven,
welche mit der Ruhe des Exerzirplatzes gegeben
wurden, den andringenden Feind sehr bald zurück.