Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

gar nicht, sondern suchten alsbald auf der anderen 
Seite das Weite, wobei sie vom Kompagnieführer 
Prince unter Feuer genommen wurden. 
Dieser, welcher den Angriff gesehen hatte und 
nur einzelne Schüsse gehört, glaubte, daß das Gesecht 
vorn einen ungünstigen Verlauf genommen hätte, und 
versuchte mit seiner Kompagnie, nachdem er, wie 
gesagt, den Angriff von links auf seine Kompagnie 
abgewehrt hatte, nach rechts vorwärts aufzumarschiren 
und in das Gesecht einzugreifen. Der Aufmarsch 
wurde außerordentlich durch die sich von vorn auf 
ihn werfenden Träger gehindert, doch gelang es ihm 
bald, einen Zug herauszubekommen, mit welchem die 
nunmehr schon nach Durchbrechung des Träger- 
zuges fliehenden Wahehe kräftig beschossen wurden. 
Ebenso marschirte die noch im Lager befindliche 
3. Kompagnie mit dem Maximgeschütz auf und gab 
zuerst Salven in den dichten Haufen hinein und 
verfolgte denselben alsdann weiter. 
Diesem Flankenstoß der Wahehe folgten in einiger 
Entsernung zwei andere dicke Kolonnen von je auch 
ungesähr 500 Mannz sie entschlossen sich jedoch, sei 
es, daß sie gesehen hatten, daß die Ueberraschung 
nicht geglückt war, sei es, daß ihnen überhaupt durch 
die Niederlage von Kuirenga der Schneid fehlte, 
nicht zur Unterstützung des ersten Angriffs, sondern 
drehten in einer Entfernung von ungefähr 600 m 
um. Gegen diese wandte sich, nun wieder um- 
kehrend, der Kompagnieführer Prince mit seiner 
Kompagnie und verfolgte sie, ungesähr 2000 m weit 
folgend, wobei dem Gegner außerordentlich zahlreiche 
Verluste beigebracht wurden. 
Der Angriff auf die Tete war augenscheinlich nur 
mit schwächeren Kräften, vielleicht 100 Mann, erfolgt. 
Dieselben wichen hier sehr bald dem Feuer der 
Téten-Kompagnie und flohen in die Berge. Inner- 
halb von 10 Minuten war der ganze Kampf an 
der Marschkolonne beendet, nur die Verfolgungs- 
gesechte der 3. und 4. Kompagnie dauerten natur- 
gemäß länger. Um 10 Uhr war Alles wieder ver- 
sammelt und der Weitermarsch wurde nunmehr ohne 
jede Störung angetreten. In unmittelbarer Nähe 
der Marschkolonne wurden 25 bis 30 Todte ge- 
funden, während diesseits der ganze Verlust in 
einem erstochenen Träger bestand. 
Wenn auch auf dem Weitermarsch noch einige 
nachzügelnde Träger erstochen wurden, so ging er 
doch an und für sich ohne weitere Störung von 
Statten; größere Abtheilungen des Feindes wurden 
überhaupt nicht mehr sichtbar. 
Am 13. trasf das Detachement in Kilossa ein. 
Am 14. und 15. war dortselbst Ruhe, welche zur 
Anwerbung neuer Träger für den Weitermarsch nach 
der Küste sowie zum Retablissement der Truppen 
aus den dortigen Beständen benuhzt wurde. Am 
16. früh trat der Kompagnieführer Prince mit der 
3. und 4. Kompagnie, sowie der größte Theil der 
Träger den Rückmarsch nach Kuirenga an. Zwei 
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Stunden darauf marschirte ich zur Küste ab und 
traf am 30. November in Dar-es-Saläm ein. 
Wenngleich die Expedition durchaus noch nicht 
als beendet zu betrachten ist, es vielmehr noch großer 
Mühe und Vorsicht seitens der Kompagnieführer 
Fromm und Prince bedarf, um ihre Kolonnen 
nach den vorgeschriebenen Punkten zu führen, so ist 
doch zu hoffen, daß dies ohne weiteren Unfall durch- 
geführt werden wird. 
Die Verluste, welche der Gegner namentlich bei 
Kuirenga, dann nachher bei Mage erlitten hat, 
namentlich auch die materiellen Einbußen durch die 
Verluste von Elfenbein, Vieh, Stoffen und Pulver, 
in welchen Neichthümern die Hauptmacht des Mkwawa 
bestand, haben unzweifelhaft einen so großen mora- 
lischen Eindruck gemacht, daß ich nicht glaube, daß 
der Mkwawa im Stande ist, seine Leute nochmals 
zu einem ernsteren Angriff vorzuführen. Die Mög- 
lichkeit hierzu ist allerdings nicht ausgeschlossen, denn 
der Verlust an Kriegern, welchen er erlitten hat, ist 
im Verhältniß zu der Zahl, die ihm jedenfalls früher 
zur Disposition gestanden hat und die ich auf 
mindestens 10 000 berechne, verschwindend. Ich 
glaube aber, wie gesagt, daß er die Gewalt über 
seine Leute jedenfalls für längere Zeit verloren 
haben wird. 
Gelingt es dem Kompagnieführer Fromm, ohne 
wesentliche Verluste nach Kilossa zu kommen, und dem 
Kompagnieführer Prince, Muhalala zu erreichen, 
so dürfte mit Recht der Ausgang der Expedition 
als ein durchaus befriedigender zu begzeichnen sein. 
Zum Schluß versehle ich nicht, das ganz vor- 
zügliche Verhalten sämmtlicher bei der Expedition 
befindlich gewesenen Osffiziere, Aerzte, Unteroffiziere 
und Lazarethgehülfen hervorzuheben. 
Mit größter Aufopferung haben Alle sich den 
höchst anstrengenden Dienstpflichten während des 
Marsches unterzogen und in den Gefechten die 
größte Bravour bewiesen. Besonders hervorzuheben 
ist noch die Ruhe und Ueberlegung, welche sämmt- 
liche Kompagnieführer im Gefecht bei der Führung 
ihrer Kompagnien bewiesen haben. 
RKamernn. 
Reise des Sollassistenten Elauß nach Ekanemessindorf. 
Ueber die Verhältnisse, welche an der Nord- 
grenze des Schußgebiets Kamerun in der Nähe des 
Rio del Rey bestehen, hat eine kurze Dienstreise, 
welche der an letztgenanntem Plaßz stationirte Zoll- 
assistent Clauß am 25. und 26. September. v. Is. 
unternommen hat, einige interessante Ausschlüsse 
ergeben. Clauß war ursprünglich in Oron stationirt, 
bis der Abschluß der deutsch-zenglischen Uebereinkunft 
vom 14. April 1893, durch welche die Grenze am 
Rio del Rey'“) vom Schnittpunkt der beiden Wasser- 
*) Vergl. Deutsches Kolonialblalt, Jahrg. 1893, S. 213. 
 
	        
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