Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

Infolge der beiden letzten anstrengenden Tage 
gewährte ich hier meinen Trägern einen Ruhetag, 
welchen diese hauptsächlich mit Fischfang verbrachten. 
Lebeusmittel wurden reichlich von den Badjops 
gebracht. Was die Herkunft der Badjops betrifft, 
so bildeten dieselben ursprünglich einen großen Volks- 
stamm am Nijong, haben sich aber später infolge 
innerer Streitigkeiten getheilt. Ein Theil derselben 
ist am Njong verblieben, während ein anderer zum 
Sanaga zog und sich hier am linken Ufer desselben 
niederließ. 
Trotzdem die Badjops mit den Nachbarvölkern 
Handelsbeziehungen aufrecht erhalten, machten dieselben 
auf mich einen recht armseligen Eindruck. Zeug 
fehlt ihnen gänzlich — das einzige Kleidungsstück 
der Männer besteht in einer aus frischen Planten- 
blättern geschickt gewickelten Düte. Weiber laufen 
zum Theil ganz nackt, zum Theil bedienen sie sich 
trockener Plantenblätter, welche in fingerbreite Streifen 
geschnitten sind. 
Europäisches Salz, welches an der Küste das 
hauptsächlichste Zahlungsmittel für Elfenbein bildet 
und z. B. in Edea, wic ich mich überzeugt habe, in 
Säcken zu Hunderten an einem Tage umgeseßt wird, 
gelangt nicht einmal bis hierher; vielmehr gewinnen 
die Badjops solches selbst, allerdings nur in ganz 
geringen Quantitäten. Zeug müssen die Badjops 
beim Tauschgeschäft sehr theuer bezahlen. 
Zwischen Maila und Songho'l erweitert sich der 
Sanaga bedeutend (etwa 3000 m) und umffließt, in 
mehrere Arme sich theilend, einen großen Insel- 
komplex. Die Inseln sind mit dichtem, hohem Wald 
bestanden, und nach Angabe der Eingeborenen sollen 
auf ihnen Elefanten sich aufhalten. Am 7. betrat 
ich mit Ueberschreiten des 25 m breiten und 1½ m 
tiefen ziemlich reißenden Jellflusses das Gebiet der 
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Ndogobueas, eines, wie mir berichtet, kriegerischen 
Stammes, welcher sich häufig Uebergriffe den Nach- 
barstämmen gegenüber erlaubte. 
nun nicht mehr im Flußbett entlang, sondern war 
Der Weg führte 
von Eingeborenen geschickt am Waldrande längs des 
Flusses angelegt; hier verflachten sich die Ufer all- 
mählich, so daß man bequem marschirte. 
Gegen 12 Uhr machte ich Halt und bezog Lager, 
da mir der Führer erklärte, daß wir die Kanulande- 
stelle der Ndogobueas heute nicht mehr erreichen 
würden. 
Ndogobuea-Weiber und Kinder hatten reichlich 
Lebensmittel zum Verkauf gebracht, auch waren 
meine Träger bereits mit Abkochen beschäftigt, als ich 
plötlich von meinem Dolmetscher erfuhr, daß Ndo- 
gobuealeute meinem Führer gegenüber geäußert hätten, 
die Expedition nicht durch ihr Gebiet ziehen zu lassen, 
vielmehr beabsichtigten während der Nacht dieselbe 
zu überfallen. 
Mein Badiopführer kam darauf zu mir, warnte 
mich und machte mich darauf aufmerksam, daß das 
Lager von bewaffneten Ndogobucas umstellt sei. 
Einige meiner Leute, welche im Busch Feuer- 
holz suchten, bestätigten die Aussage des Führers. 
Erxpeditionsmeister Thoms mit fünf Soldaten und 
den beiden Kanus war zurückgeblieben und bis 3 Uhr 
nicht eingetroffen. 
Mir war sofort klar, daß ich den Händen der 
Ndogobueas nicht entgehen würde, falls ich nicht 
sofort zur Umkehr mich anschickte. 
Ich erklärke einigen Ndogobueas, welche durch- 
aus noch mehr Lebensmittel für Perlen austauschen 
und nicht weichen wollten, daß ich durch das Fern- 
bleiben der Kanus gezwungen sei, umzukehren, jedoch 
beabsichtige, morgen früh auf selbigem Platze mein 
Lager wieder aufzuschlagen. 
Binnen einer Viertelstunde hatte ich den Platz 
verlassen und marschirte auf demselben Wege zum 
Jellfluß, welcher die Grenze zwischen Ndogobuea 
und Ndogotinde bildet, zurück. 
Auf halbem Wege begegnete mir Thoms, 
welcher die wenig erfreuliche Mittheilung machte, 
daß Ndogobnealeute am Morgen seinen Koffer so- 
wie sämmtliche Paddel gestohlen hätten. 
Thoms hatte beim Transport der Kanus über 
die Felsblöcke die Unvorsichtigkeit begangen, Koffer 
wie Paddel einem Jungen zu übergeben mit der 
Weisung, vorauszugehen und einen geeigneten Weg 
ausfindig zu machen. Dieser legte dic ihm an- 
vertrauten Sachen am Ufer nieder und kehrte zurück. 
Als nun Thoms nach den Sachen sandte, waren 
diese bereits von Ndogobueas, welche sich im Busch 
versteckt hielten, gestohlen worden. 
Alle Versuche, die gestohlenen Sachen wieder zu 
erlangen, waren vergeblich. Ndogobucas, mit Ge- 
wehren und Speeren bewaffnet, führten am Ufer 
förmlich Kriegstänze auf und schrieen und tobten, 
erklärten aber, daß sie nichts gestohlen hätten. 
Ich mußte also die Sache auf sich beruhen lassen. 
Zu allem Unglück kam nun noch der Umstand, daß 
auf der Rückfahrt zum Jellfluß ein Kann (Thoms 
hatte dieselben losgelöst) in den Schnellen kenterte 
und versank. 
Der Verlust dieses Kanus war für mich un- 
ersetzlich und gleichzeitig entscheidend für die weitere 
Thätigkeit der Expedition. Mir blieb nichts Anderes 
übrig, als umzukehren, denn die Möglichkeit, das 
Kanu wieder zu erhalten, war ausgeschlossen — so- 
mit verlor auch das andere Kann seinen Werth. Ich 
beauftragte daher Thoms, selbiges zu zerstören. 
Auf einer Sandbauk westlich des Jellflusses bezog 
ich Lager. 
Am nächsten Morgen trat ich mit der Expedition 
den Rückmarsch an und erreichte ohne besonderen 
Zwischenfall Mpim am 12., Edea am 16. und 
Kamerun am 21. Februar. 
Früh beim Abbruch des Lagers hatten sich die 
Ndogobueas jenseits des Jellflusses versammelt und 
folgten der Expedition bis an die Grenze zwischen 
Ndogotindi und Badjop. Sobald die wenigen an 
der Queue marschirenden Soldaten Halt machten und
	        
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