fullscreen: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

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Gegen die beiden nördlichen Regimentsabschnitte ging 
der Gegner erst in der 9. Abendstunde zum Angriff vor. 
Im Abschnitt des Infanterieregiments 192 wurde der über- 
raschte Gegner zum Teil noch im Vorfelde durch rückwärts 
gestaffelte, flankierende und überhöhende Maschinengewehr- 
nester abgewiesen. Beim Infanterieregiment 183 brach der 
Angriff bereits 150 Meter vor der eigenen Stellung im 
Feuer zusammen. Uberall flutete der Gegner unter schweren 
Verlusten zurück. Ein gegen 10 Uhr abends erneut gegen 
das Infanterieregiment 183 angesetzter Vorstoß, dem star- 
kes Vernichtungofeuer auf die Hauptwiderstandslinie vor- 
ausgegangen war, wurde abermals abgewiesen. Im wei- 
teren Verlauf des Abends flaute die feindliche Feuertätig= 
keit ab, der vom Generalkommando inzwischen eingetroffene 
Befehl, das Westufer der Aore unter Jurücklassen von 
schwachen Infanteriesicherungen zu räumen, konnte während 
der Nacht ohne wesentliche Störung durchgeführt werden. 
Auf dem Westufer verblieben lediglich starke Postierungen 
mit leichten Maschinengewehren und vorgeschobenen Offi- 
zierstreifen mit dem Befehl, im Anschluß an die Nachbarn 
ihre Stellungen gegen schwächere feindliche Vorstöße zu 
halten, sich aber vor starkem feindlichen Angriff zurück- 
zuziehen. 
Der 23. Juli hatte der tapfer aushaltenden 192. Infan- 
teriedivision wieder beträchtliche Verlusie gekostet. Es wur- 
den als tot 3 Offiziere, 20 Mann, als verwundet 7 Offi- 
ziere, 171 Mann, als vermißt 2 Offiziere, 67 Mann ge- 
meldet. 
Die starken französischen Angriffe gegen die Brücken- 
kopfstellungen waren zwar gescheitert, aber die Kampftätig- 
beit blieb auch weiterhin gesteigert. Jede Nacht, mehrfach 
auch bei Tage, versuchten die Franzosen durch kleine An- 
griffe die auf dem Westufer zurückgebliebenen schwachen 
Infanteriesicherungen zurückzudrücken. Die Angriffe wur- 
den siets abgewiesen. Die Teilnahme der feindlichen Ar- 
tillerie an diesen Kämpfen war auffallend gering. 
In der Nacht vom 4. zum §. August führte der Gegner 
an der ganzen Aorefront neue Teilangriffe aus. Im Ab- 
schnitt der 192. Infanteriedivision südlich von Morisel be- 
haupteten die Sicherungen ihre Stellungen auf dem west- 
lichen Avreufer. " 
Am S§. August übernahm die 192. Infanteriedivision den 
Befehl unter den fast um einen weiteren Divisionsstreifen 
nach Süden ausgedehnten Abschnitt. In dem neu hinzu- 
tretenden Teil hatte der Gegner in vergangener Nacht Er- 
folge errungen. Bei la Neuville hatte er sich sogar auf dem 
östlichen Avreufer in einem kleinen Brückenkopf festsetzen 
bönnen. 
In der Nacht vom §. zum 6. August wurde dieser Brücken- 
kopf vom Reserve-Infanterieregiment 245 nach kurzem 
Feuerschlag wieder genommen. Da ein erneutes Vordrücken 
stärkerer Sicherungsabteilungen auf das Westufer der Arre 
in den beiden linken Regimentsabschnitten nicht mehr zweck- 
mäßig erschien, wurden hier die zum Teil nur unvollkom- 
men zerstörten Avreübergänge durch Pioniere neu gesprengt. 
Trotz eigener sehr lebhafter Artillerietätigkeit blieb die 
feindliche Artillerie auffallend still. Nur in geringem Um- 
fange wurde Vorschieben feindlicher Batterien nach Osten 
als natürliche Folge der Zurücknahme der deutschen Front 
beobachtet. 
Am 8. August früh lag auffallend lebhaftes Störungs- 
feuer, wahrscheinlich, um das Heranführen der Tanks zu 
verschleiern, auf den rechten Nachbardivisionen. "s,20 Uhr 
vormittags setzte schlagartig unerhört starkes Trommelfeuer 
ein, das bis tief in das Hintergelände reichte. Dichter Nebel 
nahm zunächst jede Sicht. Das Trommelfeuer rechts ließ 
auf einen größeren Angriff schließen. 
Zahlreiche von Truppen und Beobachtungsstellen der Di- 
vision 6,30 Uhr vormittags beim Didisionsstab einlaufende 
Meldungen klärten die Lage dahin, daß das Trommelfeuer 
nach Süden bis Moreuul einschließlich reichte, der Divisions= 
abschnitt unter starkem Störungsfeuer, einzelne Batterien 
unter Vernichtungsfeuer lagen. 6,15 Uhr teilte das Ge- 
neralkommando mit, daß der Feind mit Tanke beiderseits 
der Luce eingebrochen sei. Die Division befahl hierauf das 
Zusammenziehen aller noch verfügbaren Teile der Pioniere 
und Minenwerfer bei Fresnoy als einzige und letzte Reserve 
der Division, da auf die Ruhebataillone das Generalkom= 
mando die Hand gelegt hatte. 
6,45 Uhr vormittags erging Befehl des Generalkomman= 
dos, die Ruhebataillone und eine halbe 1. Batterie des Feld- 
artillerieregiments 192 unter einheitlichem Befehl zur Ver- 
fügung des Generalkommandos in den Waldstücken süd- 
östlich Beaucourt bereitzustellen. Der Bitte der Division, 
ihr die Ruhetruppen zu belassen, da auch gegen den Didi- 
sionsabschnitt Angriffe bestimmt erwartet würden, wurde 
nicht entsprochen. 
Bis 7,10 Uhr vormittags nahm auch im Divisionsabschnitt 
die Kampftätigkeit ständig zu. Die gesamte Artillerie und 
das rückwärtige Gelände des Divisionsabschnitts lagen unter 
stärkstem Feuer. 
5,50 Uhr und 7,15 Uhr vormittags beim Divisions- 
stab eingehende Meldungen ließen keinen Zweifel mehr, 
daß auch vor der Front der Diovision der Infanterieangriff 
begonnen hatte. Während sich nach Brieftaubenmeldung 
die Sicherungoabteilungen des Infanterieregiments 183 noch 
am Hohlweg südlich Morisel auf dem Westufer behaup- 
teten, drang der Gegner 6,45 Uhr vormittags bel der Ge- 
nonwville-Ferme über die Avre. Die Ferme wurde vom Geg- 
ner genommen. 
Die Division beantragte darauf nochmals dringend beim 
Generalkommando, ihr das nunmehr zusammengestellte 
Ruheregiment — Hauptmann der Reserve Bellmann — 
zur Verfügung zu siellen. Die Bitte wurde abgelehnt, das 
Negiment nach den Waldstücken südöstlich Beaucourt in 
Marsch gesetzt. 
Bis 9 Uhr vormittags trat eine wesentliche Anderung 
der Lage im Divisionsabschnitt nicht ein. Starkes Feuer 
wurde auf der gesamten Front wahrgenommen. Die Divi- 
sion stand mit beiden Nachbardivisionen noch in ständiger 
Verbindung. Beim rechten Nachbar — bayerische 14. In- 
fanteriedivision — war die Lage ungeklärt, links — säch- 
sische 24. Infanteriedivision — bestand nur geringe Kampf- 
tätigkeit. Bei Quesnel wurde die Eingreifdivision des III. 
Armeekorps — die 1. Reservedivision — zusammengezogen. 
9 Uhr vormittags erhielt die 192. Infanteriedivision über 
das Generalkommando die ersten Nachrichten von der Be- 
drohung in rechter Flanke und im Rücken. Der Gegner 
war bei der rechten Nachbardivision in den Granatenwald 
eingedrungen. Demuin war im Besitz des Feindes. Von 
hier versuchte der Gegner nach Süden vorzudringen. 
Das zusammengesetzte Regiment Bellmann (III. Bataillon 
Infanterieregiments 183, III. Bataillon Infanterieregiments 
192, II. Bataillon Reserve-Infanterieregiments 245 und 
eine halbe 1. Batterie Feldartillerieregiments 102), das mit 
dem größeren Teil in den unter Feuer liegenden Waldstücken 
südöstlich Beaucourt eingetroffen war, wurde durch Korps- 
befehl der 225. Infanteriedivision, rechts neben der baye- 
rischen 14. Infanteriedivision, zur Verfügung gestellt. Auf 
nochmalige Vorstellung der Division bei dem Generalkom= 
mando, daß die Division bei der starken Bedrohung der 
rechten Flanke über keine Reserven mehr verfüge, stellte 
dieses der 192. Infanteriedivision das Verfügungsrecht 
über die Ruhebataillone der linksbenachbarten 24. Infan- 
teriedivision in Aussicht. Diese Bataillone standen südwest- 
lich von Hangest. 
Die Lage wurde immer bedrohlicher. Im Abschnitt der 
102. Infanteriedivision waren heftige Kämpfe in der Avre-
	        
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