Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

gerichtliches Verfahren gegen ihn vorgenommen, weil 
ich es für entsprechender halte, daß er mit seinen 
Mitschuldigen und vor den Augen der heimlichen 
Hassanianer in Kilwa das Brett zum Galgen be- 
schreitet. Das Kaiserliche Gonvernement wird das 
Bezirksamt Kilwa noch mit Weisung versehen müssen. 
Die sonst gefangenen bezw. selbst ins Lager ge- 
kommenen Leute, meist Weiber und Kinder, werde 
ich morgen wieder fortschicken. Ich beabsichtige jetzt 
Folgendes: 
Die 8. Kompagnie, am meisten angestrengt, bleibt 
vorläufig in Kilwa. 
Die 9. Kompagnie geht langsam nach Kiswere. 
Ramsay nimmt die Gegend, namentlich den sagen- 
haften Mkoesee, auf, straft und beruhigt das Land. 
Später, wenn kein Zug gegen Matschemba nöthig, 
zieht er per Fußmarsch durch das Hinterland, welches 
nocht keinen Askari gesehen, nach Lindi. 
Die 3. Kompagnie geht nach Kisiwani, straft die 
Anhänger Hassans, bleibt eine Zeit lang dort und ist 
eventuell auch zur Verfügung gegen Matschemba. 
Die 6. Kompagnie bleibt in der neuen Boma 
auf dem Felsvorsprung nördlich des Mawudji, wo 
dieser zu Thal geht. Mit der Hälfte der Kompagnie 
beabsichtige ich, den Mawudji bis zur Quelle hinauf- 
zuziehen, theils um die Flagge noch einmal überall 
im Gebirge zu zeigen, theils um den Flußlauf end- 
gültig festzulegen. Ich gedenke, wenn das Gouverne= 
ment keine Aenderung in der ganzen Anlage, Ma- 
tschembas wegen, beabsichtigt, 14 Tage bis drei Wochen 
zu dieser Expedition zu verwenden. Wenn ein exe- 
kutives Einschreiten gegen Matschemba nothwendig ist, 
so gehe ich natürlich mit den drei verfügbaren Kom- 
pagnien herunter, wenn ein friedlicher, sozusagen 
repräsentativer Zug zu Matschemba im Plane des 
Gouvernements liegt, so bitte ich, den Kompagnie- 
führer Ramsay oder Fromm damit beauftragen zu 
dürfen, da ich das Mawudjigebiet für unendlich 
wichtig für kolonisotorische Gedanken halte und gern 
das Gebirgsland noch genau kennen lernen möchte. 
Ich schicke noch einen Wirthschaftsbericht, ehe ich ab- 
marschire. Dieser Brief kann heute Nacht in Kilwa 
und spätestens am 18. in Dar-es-Saläm sein. Wenn 
das Gouvernement damit einverstanden ist, bitte ich, 
mich telegraphisch nach Kilwa zu benachrichtigen. 
Soeben geht ein Schreiben von Kilwa ein, 
mir ein Telegramm des Herrn Gonverneurs über- 
mittelt. Ueber den Gang der Expedition konnte ich 
Ausschlaggebendes für Matschemba nicht berichten, da 
nichts passirte, meine sonstigen Berichte sind abbe= 
gangen aus Lungu am 1. November, vom 7. 
vember, am 4. November aus dem Lager bei 8 
(irrthümlich so genannt) und später noch ein Bericht 
durch das Bezirksamt Kilwa an das Gouvernement. 
Ich halte es serner für dringend geboten, daß 
die Untersuchung in Kilwa nicht durch die dortigen 
farbigen Angestellten geführt wird, sondern daß der 
Dolmetscher Velten nach Kilwa geschickt wird, um 
die Briefe gründlich zu prüfen. Es ist doch höchst 
welches 
  
auffallend, daß Hassan einen Brief erhalten hat, wir 
würden eine Boma hier bauen. Entweder hat ein 
Europäer mit einem Schwarzen darüber gesprochen, 
oder ein Schwarzer versteht so viel Deutsch, daß er 
sich Unterhaltungen zusammenstoppeln kann. Beides 
ist gleich gefährlich. 
Die Bewegungen der Kompagnien 3, 8 und 9 
leite ich morgen ein. Meinen Marsch aufwärts ins 
Gebirge verschiebe ich bis zum Eintreffen der Ge 
nehmigung meiner Vorschlägc seitens des Kaiserlichen 
Gouvernements. 
gez. v. Trotha. 
Unterwerfung des Däuptlings Matschemba. 
Einer Meldung des Kaiserlichen Gouverneurs 
zufolge hat nach der Gefangennahme Hassans bin 
Omari auch der seit Jahren unbotmäßig gewesene 
Häuptling Matschemba sich unterworfen und nicht 
nur die Waffen ausgeliefert, sondern auch eine Buße 
au Elfenbein gezahlt. Die friedlichen Zustände sind 
zufolge des persönlichen Eingreisens des Gonverneurs 
im Süden wie im ganzen Schutzgebiete wieder her- 
gestellt. 
Friede mit den Wahehe. 
Der Stationschef von Kilossa, Kompagnieführer 
v. Elpons, hat mit Genehmigung des Kaiserlichen 
Gouverneurs Friedensverhandlungen mit dem Sultan 
Qnawa, Oberhäuptling der Wahehestämmec, angeknüpft. 
Ueber den Verlauf dieser nach neuerdings eingelau- 
fenen Nachrichten inzwischen zu einem befriedigenden 
Abschluß geführten Verhandlungen liegen folgende 
Berichte des genannten Stationschefs vor: 
Lager am Ruaha, den 14. Oktober 1895. 
Euer Hochwohlgeboren melde ich gehorsamst be- 
züglich der Verhandlungen mit dem Sultan Quawa 
Folgendes: 
Am 18. September marschirte ich von Kilosso 
ab und traf am 24. September am Ruaha, zwei 
Stunden südlich von Masombi, ein. Hier bezog ich 
ein befestigtes Lager und setzte mich durch Boten 
mit Quawa in Verbindung. 
Am 8. Oktober erschien der erste Abgesandte des 
Sultans, der Msagira (Oberhäuptling) Mjäma, 
mit 12 Wahehe. Dieser brachte Saläm von Quawa, 
sechs Stück Großvieh und den Bescheid, daß Quawa 
selbst in den nächsten Tagen folgen würde. 
Ich sandte Mjäma zurück, um Ouawa, der an- 
geblich schon in der Nähe sein sollte, zum Lager 
zu geleiten. Am 11. traf Mjäma hier am Ruaha 
wieder ein; er war nur bis Marawata gegangen 
und hatte dort statt Quawa eine zweite größere 
Gesandtschaft angetroffen, die am 12. Oktober mit 
Geschenken, neun Stück Rindvieh, hier ankam.
	        
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