Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

Pflanze von derselben entnommen werden; dasselbe 
gilt von Drogen, von gerb= und farbstoffhaltigen 
Produkten, ja zum Theil auch von Hölzern. Die 
verschiedenen Resultate, welche mehrere geübte und 
zuverlässige Forscher über die Güte und Verwend- 
barkeit eines und desselben Nohstoffes zuweilen ge- 
funden haben, ist in den meisten Fällen darauf 
zurückzuführen, daß der Untersuchung Nohstoffe vor- 
gelegen haben, welche nicht in gleichen Entwickelungs- 
stadien der Stammpflanze gesammelt wurden. Es 
sind daher vergleichende Untersuchungen über die 
Beschaffenheit eines und desselben Rohstoffes in ver- 
schiedenen Entwickelungsstadien erforderlich. 
Ueber die Kicherung von Zauhölzern gegen die Angriffe 
bol3zerstörender Thiere und die seewurmsicheren 
Dolzarten 
hat der der Kaiserlichen Botschaft zu Washington 
beigegebene Wasserbauinspektor Hvech folgenden 
Bericht erstattet: 
Die vollständige oder zeitweilige Sicherheit ein- 
zelner Vaumarten vor den Angriffen thierischer Feinde, 
wie Teredones, Limnorien und Termiten, hat in der 
Neuzeit den interkolonialen Holzhandel bemerkbar 
belebt. 
Besitzungen und der großen Handelsflotte, Geldmacht 
und Geschäftskunde des Mutterlandes spielt er sich 
größtentheils innerhalb englischer Gebiete ab. Aber 
auch für die jungen deutschen Kolonien haben die 
einschlägigen Fragen bereits Bedeutung gewonnen. 
Soweit mir die Erfahrungen mit Holzarten, 
welche thierischen Angriffen widerstehen, bekannt ge- 
worden sind, giebt es verschiedene Bäume, deren 
Wahl in den Kolonien, auch wenn sie über See 
bezogen werden müssen, billiger und zweckmäßiger 
erscheint als die Anwendung von Schuhzmitteln, 
welche nur eine entwickelte Industrie zuverlässig 
liefern kann. 
Wegen der großen Verbreitung der englischen 
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Der folgenden Zusammenstellung bemerkenswerther 
Baumarten habe ich eine kurze Beschreibung der 
wichtigsten Holzfeinde vorangestellt und eine Reihe 
Bauhölzer hinzugefügt. 
Teredonen. 
Die jungen Seewürmer schwärmen in unzähligen 
Mengen im klaren Seewasser. Nach den Beobach- 
tungen des Holländers Kater setzt sich der junge 
Teredo gegen Ende Juni auf den Hölzern fest und 
ist bis Mitte Juli voll entwickelt. Zunächst bohrt 
er ein Loch von ¼ bis ½ mm Weite durch die 
Außenschicht des Holzes und wendet sich dann nach 
der Faserrichtung. Stets wachsend, bohrt der Teredo 
die neuen Theile seiner Höhle weiter und weiter, 
kleidet seine Zelle mit einer kalkigen Kruste aus, 
vermeidet aber, wieder die Außenhaut und die 
Zwischenwände zu durchbrechen. 
Der Teredo erstreckt sein Arbeitsfeld, das er eng 
mit 5 mm weiten und 40 cm langen Zellen durch- 
setzt, abwärts bis zum Seegrunde und aufwärts bis 
zu halber Fluthhöhe. Er verlangt also nicht dauernd 
neues Wasser und wurde in Port Darwin, Nord- 
australien, nach zwei Monaten im Holz, das an der 
Luft gelegen hatte, noch lebend vorgefunden. Inner= 
halb von Schiffsböden haben Teredonen 14 Tage 
in süßem Wasser ausgehalten; sie starben innerhalb 
eines Tages nach Umschließung des Pfahles mittelst 
Röhren, vielleicht an dem dabei aufgerührten 
Schlamme. 
Verunreinigung des Scewassers vertreibt den 
Teredo. Steinkisten und Bohlwerke an städtischen 
Ufern bleiben häufig verschont, wenn die Ausbauten 
zernagt werden. Seit in New-Dork die Abwässer- 
kanäle bis gegen das Ende der Landebrücken ver- 
längert sind, haben die Seewurmschäden im Hasen 
bemerkbar abgenommen. 
Limnorien. 
Die Länge des Thieres ist etwa 3 mm, seine 
Löcher sind 1 bis 1½ mm weit und 10 bis 15 mm 
tief. Sie sind in die Hölzer so nahe aneinander 
gebohrt oder vielmehr gefressen, daß die dünnen 
Wände dazwischen bald verfallen und weggewaschen 
werden. So wird das Holz in Lagen von etwa 
1½ cim jährlich von außen her abgenagt. 
Im Gegensatze zu den Teredonen benutzen die 
Limnorien das Holz zur Ernährung; sie fressen das 
weiche Holz weg und umgehen zunächst die härteren 
Theile an den Aesten. 
Schlammiges Wasser vertreibt auch diese Schäd- 
linge, doch sind sie bei Weitem nicht so empfindlich 
gegen Trübung des Wassers wie die Teredonen. 
In der Fundybucht findet man die Limnorien 
allgemein, nur die Nähe der Schlickbänke an den 
oberen Enden einiger Buchten ausgenommen. Auch 
ziehen sie sich aus der Nähe der Abwässerausflüsse 
im Hasen von Halifax zurück. 
Entdeckt wurde die Limnoria terebrans 1811 
von Robert Stephenson im Holzwerk des Bell 
NRockbuchtthurmes in Schottland. 
von Erfahrungen mit Schutzmitteln gewöhnlicher 
  
Als eine Verwandte der Limnoria ist die 
Chelura terebraus zu erwähnen. Sie wurde nach 
dem Archiv für Naturgeschichte 1839 von Dr. 
Philippi bei Triest in einem Brette, das auf dem 
Meere schwamm, entdeckt. Das Thierchen ist 8 mm 
lang, hat 14 Füße wie die Limnoria und eine große 
Zange. Die etwas schlanker gebaute Chelura ist 
insofern gefährlicher, als sie zusammengesetzte Holz- 
konstruktionen von den Verbindungsstellen her an- 
greift. 
Termiten. 
In den Tropenländern bilden die sogenannten 
weißen Ameisen, Termiten, eine besondere Landplage. 
Die weißen Ameisen legen Tunnelwege und 
bedeckte Galerien mit Vermeidung von Licht an und
	        
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