Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

versprach seine volle Unterwerfung und bat um 
Blutsfreundschaft. Deshalb marschirte ich am fol- 
genden Tage nach Bukoba zurück und schloß von 
hier aus Frieden. Es sind 257 Patronen verfeuert. 
Ich hatte unnützes Feuer vermieden. 
Die Verluste wurden von Matatembwa zunächst 
ltark übertrieben; er sprach von 70 Todten und 
30 Verwundeten, später gab er einen Verlust von 
10 Todten an, eingerechnet die später gestorbenen 
Auch diese Angabe erscheint mir noch 
eiwas hoch im Vergleich zu meinem Patronen= 
verbrauch. 
Ueber eine Expedition gegen Gr. Aruscha (Aruscha ju) 
berichtet der Kompagnieführer Johannes unter 
dem 19. Oktober 1895: 
Die Gründe der Expedition waren die mehrfachen 
Kriegszüge, welche die Waaruschas gegen Ukamba und 
lmkugwe unternommen hatten, um Weiber und Vieh 
zu rauben. Die unmittelbare Veranlassung gab ihr 
lebter Kriegszug gegen Irangi, der für sie allerdings 
ohne Erfolg ablief. und ein bevorstehender gegen 
Uamba, wohin bereits einige Trupps zur Rekognos- 
Srung abgegangen waren. 
Diesen Räubereien wollte ich dauernd ein Ende 
machen und dadurch die Ruhe im Bezirk befestigen, 
serner aber auch die in früheren Jahren von den 
Waaruschas in großer Zahl geraubten Dschaggaweiber 
und kinder in ihre Heimathslandschaften zurück- 
bringen. 4 
Am 7."Oktober brach ich mit Lieutenant Merker, 
Oberlazarethgehülfen Wülfing und 80 Mann der 
I. Kompagnie auf und marschirte durch die Steppe 
unterhalb Kiboscho, Madschame, weiter über Koare 
und Msanjolager und unterhalb Mern nach Gr. Aruscha, 
wo ich am 11. ankam und dicht am Gebicte des 
Vzee Masinde, dessen Leute am Kriegszuge gegen 
vrangi nicht theilgenommen hatten, lagerte. 
Die Dschaggas, denen ich die Theilnahme an der 
Epedttion freigestellt hatte, schlossen sich mir während 
der ersten Tage sehr zahlreich an. Es waren Leute 
us Moschi unter Melis Führung, aus Urn, Kiboscho, 
Madschame und Kibonoto, im Ganzen ungefähr 
1500 Mann. 
Anm 12 marschirte ich nach Aruscha hinein und 
#ette mich mitten in der Landschaft Olborn fest, um 
von hier aus den Angriff nach allen Seiten hin ein- 
Uleiten. Der Widerstand, den die Waaruschas zu 
Anfang leisteten, wurde bald durch das feste Zusammen- 
halten und rasche Vorgehen der Dschaggas, besonders 
der Meli= und Sinnaleute, gebrochen. Einige Ver- 
nuche der Waaruschas, die Wadschaggas einzuschließen 
und rückwärts abzuschneiden, wurden durch das Ein- 
Areifen einer Abtheilung Askaris vereitelt. Im Laufe 
dieses Tages sowic des nächsten wurden eine große 
Anzahl Ninder, Schafe und Ziegen eingebracht und 
anßerdem 300 Dschaggaweiber und -kinder befreit, 
  
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welche alle, einzeln befragt, erklärten, in ihre Heimath 
zurückkehren zu wollen. 
Am 14. morgens kamen die betreffenden Wazee 
(Häuptlinge) und baten um Frieden, der ihnen auch, 
da der Zweck der Expedition vollkommen erreicht 
war, gewährt wurde. Sie brachten noch zwei Ochsen 
und einige Ziegen und versprachen, in Zukunft keine 
Kriegszüge wie bisher zu unternehmen. Ich habe 
die Ueberzeugung gewonnen, daß sie es mit diesen 
Versprechungen ernst nehmen und nunmehr Ruhe 
halten werden. Am ganzen Berge herrscht unter der 
Bevölkerung große Freude über die Bestrafung und 
Unterwerfung von Gr. Aruscha. 
Die Dschaggas hatten 12 Todte und ebenso viel 
Schwer= und Leichtverwundete, von den Askaris hat 
einer einen Schuß durch die linke Hand bekommen. 
Die Verluste der Waaruschas sind jedenfalls sehr 
große, einer der Wazee gab die seiner Leute auf 
30 Todic an. Am 15. marschirte ich auf demselben 
Wege nach Moschi zurück, wo ich am 18. eintraf. 
Die Unkosten der Expedition — Marschverpfle- 
gung der Askaris an Reis, Expeditionsverpflegung 
für die Europäer, Tauschartikel, zusammen 450 Rup. 
— wurden durch das erbentete Vieh — 150 Ochsen 
und 250 Ziegen und Schafe — theils von den 
Askaris eingebracht, theils von den verbündeten 
Dschagga-Mangis bezahlt sowie durch zwei Elfen- 
beinzihne im Werthe von 300 Rup. vollkommen 
gedeckt. 
Narsch der Schutztruppe. 
Der Kaiserliche Gouverneur hat den Oberführer 
v. Natzmer beauftragt, mit der von der Expedition 
gegen Hassan bin Omari zurückgekehrten 3. Kompagnie 
und einem Detachement des Wachtkommandos von 
Kilwa aus über Land nach Dar-zes-Saläm zu mar- 
schiren. Er soll seinen Weg insbesondere an der 
Telegraphenlinie entlang nehmen, um die anwohnende 
Bevölkerung erneut in nachdrücklicher Weise auf die 
Unantastbarkeit des Telegraphen hinzuweisen und 
einigen unbotmäßigen Häuptlingen der Wandenderekos 
am linken Rufijiufer die Macht der Regierung vor 
Augen zu führen. 
Gerichtsbarkeit der Eingeborenen. 
Der Kaiserliche Gouverneur hat die mit Gerichts- 
barkeit ausgestatleten Beamten nachdrücklich ange- 
wiesen, Haftsachen auch bei Farbigen stets als eilig 
zu behandeln, um die Dauer der Untersuchungshaften 
möglichst abzukürzen. Die Ausübung der Gerichts- 
barkeit soll vom Oberrichter sorgsam revidirt und 
die Unterbringung der Gefangenen geprüft werden.
	        
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