Diese Leute nun, fast durchweg von Sugu und Borgu
kommend, sind zum großen Theil Mohammedaner.
Auch mit zwei mohammedanischen Lehrern kam ich
zusammen. Der eine war von Sokoto und der
andere von Timbuktu. In Orten, wo einige Mo-
hammedaner wohnen, lassen sie sich nieder und unter-
richten deren Kinder. Sobald ein Kind lesen und
schreiben gelernt hat, muß der Vater die Summe
von etwa 2 Pfd. Sterl. an den Lehrer entrichten.
Auf diese Weise machen sich die Lehrer bezahlt und
führen dabei ein ganz beschauliches Leben. Es ist
sehr zu bedauern, daß wir noch nicht bis hierher
vordringen können, und es wäre doch höchste Zeit,
daß wir auf dem Plane erschienen. Die Bewohner
von Fasogu und Tshantsho würden uns mit Freuden
aufnehmen, während sie so wahrscheinlich eine Beute
des Islams werden.
Viel weiter als Tshautsho kann man zur Zeit
wohl nicht vordringen, da das Reisen in jenen Ge-
genden mit Lebensgefahr verbunden ist. Ohne be-
deutenden militärischen Schutz kann man dort nicht
reisen. In Borgu wurde vor einigen Monaten eine
französische Expedition fast vernichtet. Drei Weiße
und viele Eingeborene kamen dabei ums Leben.
Als ich nach 29 Tagen wieder in Adelc ankam,
fand ich zu meiner großen Verwunderung, daß wäh-
rend meiner Abwesenheit in meiner Wohnung ein-
gebrochen und Verschiedenes gestohlen worden war,
sogar Teppich und Nachthemd vom Bett weg.
Ebenso wurden eine Anzahl unserer Hühner nicht
etwa von wilden Thieren geholt, wie wir anfangs
glaubten, sondern einfach abgefangen und aufgegessen.
In diesen Tagen erwarte ich Graf v. Zech, der
sich wohl etwas länger hier aufhalten wird, und den
Missionar Mohr, mit dem ich den Platz zu suchen
hoffe, auf dem wir dann eine einfache Station
bauen wollen."
RAus fremden Kolonien.
Ueber den Dandel und die allgemeine Lage im Britisch-
Centralafrika= Prolektorat
(Osthälfte von Britisch-Centralafrika, die Westhälfte
steht seit dem 1. Juli v. Is. unter der Verwaltung
der British South Africa Company) berichtet der
dortige Kommissar Johnston für die Zeit vom
1. April 1895 bis dahin 1896, wie folgt:
Die Gesammtbevölkerung des Protektorats
betrug 844995 Personen. Hiervon waren 289 Euro-
päer, und zwar 259 Engländer, 8 Holländer, 13
Deutsche, 1 Franzose, 2 Italiener, 5 Oesterreicher
und 1 Portugiese, ferner 263 Inder, 23 Bastards
und der Rest Eingeborene. Die meisten Europäer
(129) wohnten in Blantyre, während die übrigen
unter die weiteren af Distrikte annähernd gleichmäßig
vertheilt waren. Dic meisten Eingeborenen wohnten
in West= und Nordnyasa (je 200 000), in Marimbe=
784
–
distrikt (150 000) sowie in Sonth Nyasa und Central=
Angoniland (je 80 000). Die meisten Inder (960)
befinden sich in Zomba.
Die Anzahl der Eingeborenen ist im Verhältniß
zu den früheren Jahren erheblich gewachsen. Sie
ist im Lower Shiredistrikt seit 1891 von 1000 auf
14 385 aufgestiegen. In Mlanje, Zomba, Blantyre
und South Nyasa ist sie dank der Unterdrückung
des Sklavenhandels und der Gewöhnung der Ein-
geborenen an friedliche Arbeit erheblich gewachsen.
Auch die Zahl der Inder, welche sich für die dortige
Gegend vorzüglich bewähren, hat im Berichtsjahr
erheblich zugenommen.
Von den Eingeborenenstämmen kommen besonders
in Betracht dic Mannunje, die Y, welche kürzlich
von den Hochplateaus des östlichen Nyassa einge-
wandert sind, die Angoni-Zulu, die Watonga, die
Wahenga und die Wankonde, welche zum Theil auch
auf dem deutschen Gebiete nördlich des Nyassa-
Sees ansässig sind. Die während des Bestehens des
Protektorats wiederholt aufsässig gewordenen Yaos
haben sich jetzt gut an die brirische Herrschaft ge-
wöhnt, treten auch mit ihren Waffen für dieselbe ein
und liefern ein brauchbares Material für den Kriegs-
und Civildienst. Auch die Watonga werden in
größerer Anzahl (400) hierzu verwendet, während
sich außerdem jährlich eine große Anzahl von ihnen
im Shirehochland als Arbeiter verdingen.
Der Gesundheitszustand war besonders schlecht.
Infolge einer Malariaepidemie wuchs der Prozentsatz
der Sterbefälle von Europäern für die Zeit bis
zum 31. Dezember v. Is. von 6,5 auf 9)7, d. h. es
entsielen auf 275 Europäcr 28 Todesfälle und hier
von 20 auf Malaria. Aehuliche Epidemien zeigten
sich von Zeit zu Zeit in Zwischenräumen von unge-
fähr 20 Jahren auch in Sansibar und an der West-
küste von Afrika. Dieselben seien zweifellos außer-
ordentlichen Regenverhältnissen und ähnlichen klima-
tischen Veränderungen zuzuschreiben. Dysenterie trat
selten und gewöhnlich nicht in bösartiger Form auf.
Von den erwähnten 20 Fällen von Malaria entfielen
16 auf Schwarzwasserfieber, welches im Protektorat
besonders gefürchtet war. Dasselbe sei von der
Malaria wohl zu unterscheiden, wie Dr. W. Poole
durch den Nachweis eines besonderen Parasiten sowie
unter Hinweis auf folgende Umstände dargethan habe:
.das Kuinine ist bei Schwarzwasserfieber kraftlos;
. die besondere örtliche Vertheilung; das Schwarz=
wasserfieber tritt in einigen Gegenden nicht auf,
wo andere Formen der Malaria vorherrschend
S—
sind;
Alle, die an Schwarzwasserfieber gelitten haben,
bekommen in der Heimath Rückfälle;
ein Anfall prädestinirt zu nachfolgenden Anfällen.
Nach seiner Ansicht sei das Schwarzwasserfieber
ein naher Verwandter des amerikanischen gelben
Fiebers. Es würde in Gegenden, die wohl kultivirt,
trocken und stark bevölkert sind, nicht vorkommen und
r