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vorher von Cambier und Kapitän Storms im
Auftrage des Königs von Belgien, des Vorsitzenden
der damaligen internationalen Antisklaverei-Gesellschoft,
gegründet waren. Von hier aus hat sich die Mission
nun besonders nach Süden zu ausgebreitet; im Nor-
den fürchten sie immer noch den großen, einer Mission
allerdings ungünstigen Einfluß der Küstenbevölkerung.
Die Algiermission in Ostafrika zerfällt in die
Vikariate:
1. Uganda (Bischof Hirth),
2. Ussuirombo,
3. Karema (Bischof Lechaptoix), welches im
Norden bis an die Grenze von Urundi reicht,
4. Upala (Bischof Rollius), an dem Westufer
des Tanganyika,
5. Nyassa.
Von der alten Station Karema, wie sie die
Zeichnung in Girands Werk darstellt, ist nur noch
wenig übrig geblieben. Während sich die Station in
baulicher Beziehung natürlich bei dem unermüdlichen,
rastlosen Fleiß und dem Geschick der Missionare in
außerordentlicher Weise vervollkommnet hat und die
großartigsten Gebäude entstanden sind, hat die Sta-
tion durch das Fallen des Seeniveaus an landschaft-
licher Schönheit viel eingebüßt. Während früher der
See bis an die Bergkette, auf der die Station erbaut
ist, heranreichte, liegt sie jetzt 15 bis 20 Minuten
vom See entfernt; vor der Station liegt jetzt eine
große, allerdings sehr fruchtbare niedere Ebene, die
in der Regenzeit zum großen Theile unter Wasser
steht. Jetzt in der Trockenzeit, wo die Berge kahl,
theilweise infolge der großen Grasbrände schwarz
waren, sah die Umgegend von Karema trostlos aus.
Um die Station herum liegt das sehr große
Missionsdorf, in dem wohl 2000 Menschen wohnen
mögen. Die Station Karema besteht aus zwei Theilen,
dem prachtvollen Schwesternhaus im Norden, theil-
weise noch umgeben von der alten Cambierschen
Mauer, und im Süden aus der eigentlichen, festungs-
artigen Station, in der Msgr. Lechaptoix mit den
Vätern und Brüdern wohnt. Zwischen beiden liegt
die kolossale Kirche, 50 m lang und 14 m breit,
also von einer Größe, wie man sie in Deutschland,
Europa, nur in größeren Städten findet.
An die Station schließen sich Schulen, Werk-
stätten 2c. an. Alle Gebäude sind ganz massiv ge-
baut und mit Dachpfannen gedeckt. Man muß
wirklich staunen; die kolossalen Bauten müssen Jedem
die allergrößte Hochachtung vor dem unglaublichen
Fleiß der Missionare einflößen. Zu bewundern ist
auch vor allen Dingen, daß sie solche Gebäude mit
verhältnißmäßig geringen Mitteln bauen. Sie wissen
sich immer zu helsen und erfinden immer neue Kon-
struktionen.
Das Verhältniß der Missionare zu den Einge-
borenen scheint überall ein vorzügliches zu sein und
überall haben die Eingeborenen großes Zutrauen zu
den Europäern und laufen nicht, wie sonst überall,
fort. Ueberall kamen Erwachsene und Kinder zur Be-
grüßung entgegengelaufen.
Am Sonntag nahm ich an einem von dem Bischof
selbst abgehaltenen Gottesdienst theil. Die ganze,
große Kirche war voll, von allen umliegenden Ort-
schoften waren die Eingeborenen gekommen und es
mögen wohl 1500 Personen in derselben gewesen
sein. Ich muß bekennen, daß mich dieser Gottesdienst
in Centralafriko, in einer großen Kirche mit dem der
katholischen Kirche eigenthümlichen Glanz und Ge-
pränge, bei dem schönen, von Missionszöglingen und
der Gemelnde ausgeführten Kirchengesang, von Orgel-
spiel begleitet, auf das Tiefste ergriffen hat. Außer
Karema, wo außer dem Bischof zwei Bäter, zwei
Brüder und fünf Schwestern wirken, bestehen noch
folgende Stationen:
2. Mkarjaria (zwei Väter), vor kurzer Zeit ge-
gründet und im Bau begriffen, im südlichen Theil
der großen Mpimbuebucht, einen Tag südlich von
Karema.
3. Kirando (drei Väter, ein Bruder), einen Tag
südlich von Mkarjaria, an der gleichnamigen großen
schönen Bucht, landschaftlich nach meiner Ansicht die
schönste Station.
4. Kala (drei Väter, ein Bruder), zwei Tage
südlich von Kirando.
5. Mambue, auf dem Nyassa — Tanganyika-
Plateau, an der Stevenson-Road; diese Station wird
aufgegeben, weil die Umgegend zu schwach bevölkert
ist (zwei Väter, ein Bruder).
Es arbeiten demnach in dem deutschen Gebiet
17 Missionare und fünf Schwestern.
Unter der Aufssicht von Bischof Lechaptoix steht
ferner die im englischen Gebiet gelegene Station
Ubemba (drei Väter und zwei Brüder). Am West-
ufer des Tanganyika, im Kongostaat, ist die älteste
Station Mpala, wo drei Väter und zwei Brüder
arbeiten. In baulicher Beziehung ist es die schönste
Station. Man baut dort eine prachtvolle Kirche, zu
der jetzt schon über 300 000 gebrannte Ziegel ver-
schiedenster Formen vermauert sind, und sie ist erst
zur Hälfte fertig. Erleichtert wird hier der Bau
durch das Vorhandensein von Kalk in nächster Nähe
der Station. Südlich von Mpala liegt die Station
St. Louis, wo der wunderliche Heilige Kaopitän
Joubert, halb Soldat, halb Missionar, lebt. Einige
Stunden westlich davon auf den Bergen liegt die
Hauptstation Kirungu oder Bodainville, wo außer
dem Bischof Rollius, der zur Zeit in Europa ist,
drei Väter und zwei Brüder thätig sind. Eine
fernere Statlon ist in Marungu am Lufuko (zwei
Väter, ein Bruder).
Das Vikariat Karema hat jetzt 935 getaufte
Christen und 1150 Katechumenen. Ehe die Mission
zur Taufe eines Kindes oder Erwachsenen schreitet,
unterzieht sie denselben elner vierjährigen Prüfung,
während welcher Zeit demselben Unterricht ertheilt
wird. Zwei Jahre bleiben die Zöglinge sogenannte
Postulanten und zwei Jahre Katechumenen. Nachdem