Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

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Fürsten diese Gelder dementsprechend zur Verfügung. 
Wie bereits früher berichtet worden ist, stützte sich 
der Vorschlag des Fürsten auf die günstigen Erfah- 
rungen, welche einerseits die Züricher Maschinen- 
fabriken von Escher, Wyß & Co. bei dem Bau 
mehrerer Aluminkumfahrzeuge, andererseits der Fürst 
selbst mit seinem von derselben Firma erbauten Alu- 
miniumruderboot während einer längeren Gebrauchs- 
zeit gemacht hatte und die unter anderen die hollän- 
dische Regierung bewogen hatten, eine 11,20 m lange 
zerlegbare Doppelschraubennaphthapinasse für Sumatra 
nach den Entwürfen des Fürsten bei der genannten 
Firma bauen zu lassen. Der sofortigen Ausführung 
des Planes stand indessen zunächst entgegen, daß das 
Ergebniß der umfangreichen Schlußabrechnung des 
Komitees erst abgewartet werden mußte und daß, 
als dasselbe sich als unzureichend erwies, die erforder- 
lichen Mittel zur Sicherstellung des geplanten neuen 
Unternehmens anderweitig beschafft werden mußten. 
Letzteres war bls zum Herbst 1895 gelungen. In- 
zwischen war in der Fabrik von Escher, Wyß & Co. 
ein weiteres Aluminiumboot, und zwar eine Yawl-= 
Kutter-Segelyacht mit Naphthamaschine nebst zwei 
Aluminiumbelbooten für den Fürsten zu Wied — 
die „Aluminia“ — fertiggestellt und hierbei dos 
Aluminium in so weitgehendem Maße zur Anwendung 
gebracht worden wie bisher bei keinem anderen Boote 
vorher. Nicht allein die Steven, der Kiel, der Pro- 
peller und die Stevenbüchse, sondern auch der Naphtha- 
tank und alle Rohrleitungen waren aus reinem Alu- 
minium hergestellt. Dies war geschehen, weil sich 
ergeben hatte, daß bei der Verwendung anderer 
Metalle, namentlich von Messing und Kupfer neben 
Aluminium — z. B. wenn Aluminlumplatten auf 
einen Stahlkiel aufgenietet oder durch Kupferniete 
miteinander verbunden waren —, das Aluminium 
namentlich im Seewasser schnell und stark angegriffen 
wurde, während dies nicht beobachtet worden war, 
wenn solche Berührung mit anderen Metallen nicht 
stattfand und wenn das Aluminium außerdem aus 
reinem Metall und nicht aus einer Legirung mit 
anderen Metallen bestand. " « 
Dadurch, daß noch während des Baues der 
„Aluminia“ allerlei eingehende Untersuchungen an- 
gestellt und Versuche gemacht wurden, als auch wegen 
der Schwierigkeit der Schmiedearbeiten, namentlich 
bei der Herstellung des Naphthatanks hatte die Fertig- 
stellung der „Aluminia“ verhällnißmäßig lange Zeit 
in Anspruch genommen. Alle Erwartungen erschienen 
aber übertroffen, als die „Aluminia“ im Herbst 1895 
ihre wiederholten Probefahrten auf dem Züricher 
See nach jeder Richtung hin mit ausgezeichnetem 
Erfolge beendet hatte. 
Nachdem das Fahrzeug indessen vom Fürsten 
übernommen, nach Santa Margherita, dem Winter- 
aufenthalte des Fürsten am Mittelländischen Meere, 
sädöstlich von Genua, gebracht war und einige Zeit 
auf dem Meer gefahren hatte, traten plötzlich auf 
zunächst unerklärliche Weise Undichtigkeiten am Naphtha- 
  
tank auf, welche den Gebrauch des Fahrzeuges in 
Frage zu stellen geeignet erschienen. Diese Erschei- 
nungen wurden für so bedenklich gehalten, daß der 
Beginn des Baues der Dampfpinasse für den Vikto- 
riasee zunächst noch hinausgeschoben wurde. Es konnte 
nun zwar bald ermittelt werden, daß diese Undichtig- 
keiten nicht durch Zerstörung des Aluminiums infolge 
der Einwirkung der Luft oder des Seewassers ent- 
standen waren, sondern daß sie von der Zerstörung 
der äußeren Löthung des Tanks durch das Seewasser 
herrührte. 
Um eine größere Dichtigkeit des Naphthatanks zu 
erzielen, war nämlich außer einer dreifachen Nietung 
eine Löthung außen aufgesetzt worden. Da das Loth 
aus mehreren Metallen bestand, entstand im See- 
wasser ein galvanischer Strom, der die Löthung zer- 
störte, während das Aluminium vollständig intakt 
blieb. Da in Afrika aber kaum weder die Mittel 
noch die Erfahrungen in ähnlicher Weise zur Ver- 
fügung stehen dürften, um solche Fehler aufzuklären 
und zu beseitigen, so hielt es der Fürst für geboten, 
erst noch weitere Versuche mit seiner „Aluminia“ 
anzustellen und zu warten, bis einerseits genügende 
Unterlagen für die Annahme vorhanden sein würden, 
daß das Aluminium auch in dem Tropenklima wetter- 
beständig bleiben würde, und bis andererseits die 
Verarbeitung und Bearbeitung des Aluminiums so 
weit vervollkommnet sein würde, daß mit vollem Ver- 
trauen an den Bau einer Aluminiumpinasse für den 
Viktoriasee herangegangen werden könnte. Die Be- 
denken, welche in dieser Beziehung bisher noch be- 
standen haben, dürften nunmehr als gehoben betrachtet 
werden können. Selbst die schwierigsten Schmiede= 
arbeiten in Aluminium werden jetzt in tadelloser 
Weise ausgeführt und das Reinmetall der „Aluminia“ 
hat sich aufs beste bewährt. Nachdem sie seit Herbst 
1895 bis jetzt auf dem Mittelländischen Meere 
gelegen hat und den ganzen Sommer 1896 der 
italienischen Sonne, dem Wind und dem Wetter un- 
geschützt ausgesetzt gewesen ist, hat die kürzlich vor- 
genommene sorgfältigste Untersuchung auch nicht den 
geringsten Schaden an ihr aufzufinden vermocht. 
Das Aluminium ist glatt und unversehrt geblieben 
und zeigt keine Spur einer nachtheiligen Einwirkung 
der Seeluft oder des Salzwassers, welches dort 
5 pCt. Salzgehalt hat. 
Damit ist zugleich der Beweis für die außer- 
ordentliche Wetterbeständigkeit des Aluminiums, wenn 
es rein und unlegirt ist, erbracht, während bisher 
alle Legirungen des Aluminiums in dieser Beziehung 
noch viel zu wünschen übrig lassen. Eine Ausnahme 
hiervon macht vielleicht nur die erst in neuester Zeit 
von der Firma Berg in Eveking in Westfalen dar- 
gesteltte Legirung des Aluminiums mit Wolfram, 
des „Wolframin“, welches dem Reinaluminium in 
der Wetterbeständigkeit gleichkommen und in der 
Festigkeit erheblich übertreffen soll, doch erscheint die 
Dauer der damit angestellten Versuche noch zu kurz,
	        
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