Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

1869 legten fünf Priester ihre Gelübde ab als 
Missionare vom heiligen Herzen Jesu. 
Im Jahre 1877 erhielten die Statuten die erste 
und 1891 die endgültige Approbation vom heiligen 
Stuhle. Inzwischen waren in verschiedenen Ländern 
Europas Niederlassungen der Genossenschaft bewerk- 
stelligt worden, wie in Spanien zu Barcelona, in 
Italien zu Rom, in England zu Glastonbury, in 
Amerika zu Wassertown, in Australien zu Sydney. 
Als der französische Kulturkampf die meisten reli- 
giösen Genossenschaften des Landes aufhob, kamen 
mehrere Missionare vom hochheiligen Herzen Jesu 
nach Tilburg in Holland und errichteten dort ein 
Kloster. Hier fanden die ersten Jünglinge deutscher 
Zunge Aufnahme. 
Da auch Holland viele Zöglinge sandte, wurde 
in wenigen Jahren der Raum zu klein, und der 
noch junge Baum konnte einen Zweig nach Ant- 
werpen überpflanzen. Der heilige Vater selbst hatte 
die Missionare angeeifert, die neue Niederlassung 
zum Besten der Südsee zu errichten. Dieses in der 
Scheldestadt im Jahre 1886 errichtete Missionshaus 
sollte die Pflanzschule werden für deutsche Missio- 
nare, deren Eifer die inzwischen entstandenen deut- 
schen Besitzungen in der Südsee anvertraut würden. 
Seitdem strömten aus allen Provinzen Deutschlands 
Jünglinge nach Antwerpen. Nach 10 jährigem Be- 
stande dieses Missionshauses zählt die Genossenschaft 
ungefähr 188 Mitglieder deutscher Zunge, d. h. 
12 Priester, 43 Scholastiker (Theologen und Philo- 
sophen), 13 Novizen und 75 Zöglinge in den ver- 
schiedenen Gymnasialklassen. Den größten Zuwachs 
gewährten Rheinland und Westfalen, wie denn auch 
jetzt noch bei Weitem die größte Zahl Anfragen um 
Aufnahme aus diesen Provinzen kommen. Mehrere 
Kinder dieser Provinzen wirken jetzt mit Erfolg als 
eifrige Missionare in der fernen Südsee. 
  
Die Missionsgesellschaft von St. Otilien, 
welche bekanntlich dem Benediktiner-Orden angehört, 
hatte, wie gemeldet, vor Jahresfrist ihren General- 
obern verloren, indem P. Amrhein die Leitung 
der von ihm gegründeten Genossenschaft niederlegte. 
An seine Stelle „ist der bisherige Abt von Seckau, 
P. Ildefons Schober getreten, welcher zum Ge- 
neral-Superior der St. Benediktus-Missionsgenossen- 
schaft zu St. Otilien ernannt wurde. 
In Lukuledi (Ostafrit) starb am 6. November 
der Benediktiner-Bruder Joseph Meyer am Fieber. 
Er wurde im Mai 1894 nach Afrika gesandt. 
Rus fremden Molonien. 
Eisenbahnen im englischen westafrika. 
In der Goldlüstenkolonie ist zu Eisenbahnbauzwecken 
zwar die Strecke von der Kormantanbai, etwa drei 
englische Meilen westlich von Saltpond, bis etwa 
  
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Appam besichtigt worden, jedoch haben weitere Vor- 
bereitungen nicht stattgefunden. Die Regierung der 
Goldküste hat das Projekt des Baues von Eisen- 
bahnen angeblich vorläufig fallen lassen und auch für 
das Jahr 1896 einen Betrag für solche Zwecke im 
Etat nicht vorgesehen. 
In der Kolonie Lagos ist eine Bahn von dort 
über Ibadan nach Abeokuta projektirt. Die Linie 
ist bereits besichtigt worden, und ist man seit An- 
fang 1896 damit beschäftigt, die Route zu vermessen. 
Mit dem Bau einer Eisenbahnbrücke über die Lagos- 
lagune ist bereits begonnen. 
In Sierra Leone wird bereits an der Ausführung 
der Eisenbahn von dort nach Songo Town gearbeitet. 
Die im Bau begriffene Strecke ist 30 Meilen lang 
und ist ihre spätere Verlängerung in Aussicht ge- 
nommen. In Verbindung mit dieser Hauptstrecke 
steht eine Zweiglinie, welche vom Kai ausgeht und 
zur Beförderung von Eisenbahnmaterial dienen soll. 
Der Bahnbau ist Ende Januar 1895 begonnen 
worden. Die Zweiglinie war bereits im Februar 1896 
bis auf das Legen von Schienen fertig. Im Mai 
d. Is. wurde dies nachgeholt und das Schienenlegen 
auf einem Theil der Hauptstrecke begonnen. 
Im Laufe des diesjährigen Sommers wurden 
die Weichen, Lokomotivschuppen, Werkstätten und 
Magazine gebaut. Die Monate Oktober und No- 
vember d. Is. sind zur Vorbereitung des Baues von 
Brücken, Abzugskanälen und Viadukten benutzt worden. 
Man nimmt mit Bestimmtheit an, daß die Eisenbahn 
Ende 1899 eröffnet wird. 
Wegen des starken Regenfalles, welchem die Ko- 
lonie ausgesetzt ist, muß die Bahn äzußerst solide 
gebaut werden. Mit Rücksicht hierauf und das ge- 
birgige Terrain belaufen sich die Baukosten auf 
5000 Pfd. Sterl. per Melle. Eine Ueberschreitung 
des Anschlages ist aber nicht zu erwarten. 
Barbados im Jahbre 1895. 
Die Einnahmen beliefen sich nach dem amtlichen 
Jahresberichte auf 146 315 Pfd. Sterl., gegen 
160 624 Pfd. Sterl. im Jahre 1894; die Aus- 
gaben betrugen 152 039 Pfd. Sterl., gegen 161279 
Pfd. Sterl. im Jahre 1894. Den Hauptposten der 
Einnahmen bilden, wie auch in den Vorjahren, die 
Zölle; sie betragen für 1895 82 529 Pfd. Sterl. 
Die Einnahmen sind seit dem Jahre 1890, in dem 
sie sich auf 186 179 Pfd. Sterl. beliefen, beständig 
gefallen. 
Den Grund des starken Sinkens der Einnahmen 
im Jahre 1895 bildet anhaltende Dürre und eine 
Krankheit (fungus disease), welche das Zuckerrohr, 
das bei Weitem wichtigste Produkt der Insel, be- 
fallen hat. Die Folge dieser ungünstigen Umstände, 
zu denen auch noch der niedrige Preis des Zuckers 
hinzukam, war ein allgemeiner wirthschaftlicher 
Niedergang. Die Ausfuhr von Zucker sank im
	        
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