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Folge häufig zur Arbeit, die sie als Sklavendieust
verachten, gezwungen zu werden, und andererseits
allmählich durch Zuzug von Europäern ihr Land
zu verlieren. Sie meinten, jetzt seien zwei gekommen,
bald würden wohl andere kommen und so würden
sie. aus ihrem eigenen Lande und ihren seit jeher
bebauten Schamben vertrieben werden. Infolge-
dessen beschlossen sie, sich dem zu widersetzen, und
wandten sich an die Waaruscha um Unterftützung,
die ihnen aber jetzt und in den nächsten Tagen ver-
weigert wurde. Am Mittag des 19. wurde über
den Kauf des von der Mission besetzten Grundstücks
verhandelt und gegen 6 Uhr abends der Kaufpreis
von 25 Gora an den Häuptling Matunda bezahlt.
Als den bisherigen Besitzern des von der Mission
erworbenen Landes klar wurde, daß ihnen nun das
Land nicht mehr gehören sollte, baten sie die schon
erregten Krieger um Hülfe, und diese machten dann
mit dem Aruscha-Elmorau am Abend desselben Tages
ein neues Schauri wegen Unterstützung gegen die
Europäer. Nachdem die Meruleute den Waaruscha,
von welchen sie früher unlerworfen und in sklaven-
ähnlicher Abhängigkeit waren, versprochen hatten, sie
wollten, falls Aruscha sie unterstützte, wieder in dieses
alte Verhältniß zu ihnen zurücktreten, und ihnen
ferner vorgestellt hatten, daß der Cana Kuba mit
noch einem Europäer, aber nur ganz wenig Askaris
angekommen sei und die Gelegenheit günstig wäre,
diese Kraft für immer zu brechen, wodurch sie dann
später ungehindert überallhin Kriegszüge, wie früher,
unternehmen könnten, versprach Aruscha seine Unter-
stützung, und über 1000 Krieger machten sich sofort
in der Nacht zum Ueberfall auf. Ein sehr kleiner
Theil umstellte das Lager der Missionare, der große
Rest umzingelte auf weiten Umwegen, gedeckt durch
die Bananenschamben kommend, mein Lager. Mit
welcher Uebermacht Letzteres überfallen werden sollte,
geht daraus hervor, daß auf zwei Seiten des Lagers
durch ungefähr 150 bis 200 Schuß 35 Gegner todt
auf dem Platze geblieben und fünf im Laufe des
Tages an ihren Wunden gestorben sein sollen.
Nunmehr ist die Ruhe im Bezirk hergestellt bis
auf die kleine Landschaft Ngasseni, östlich von Useri,
wohin ich voraussichtlich Anfang nächsten Monats
gehen werde. Die Kosten der Expedition sind durch
das erbeutete Vieh und das bereits gezahlte Elfenbein
vollkommen gedeckt.“
Ueber Straußenzucht in der Rapkolonie
berichtet Konsul Dalldorf in Port Elizabeth, wie
folgt:
Im Allgemeinen ist Straußenzucht am vortheil-
haftesten in Landdistrikten, die mit Busch oder Pflau-
zen bedeckt sind von niederem Wachsthum, wie eben
in Südafrika vorkommend, da Strauße die Blätter
essen. Grasland ist nicht zu empfehlen, da Strauße
eben Gras nur essen, wenn es zark und jung und
noch ganz kurz ist. Altes trockenes und langes Gins
wird der Vogel nicht anrühren und eher verhungern,
als davon zu füttern. Wenn Grundstücke bewässert
werden können, ist der Anban von Klee, „Luzerne",
sehr zu empfehlen. Die Vögel pflücken von demselben
die Blätter zur Nahrung, verschmähen jedoch die
Stengel. Wird der Klee geschnitten und zur Fütte-
rung verwandt, sollte derselbe sehr fein geschnitten
werden.
Im Falle Pflanzennahrung fehlt, ist Reis sehr
als Futter zu empfehlen, und sollte Fütterung zwelmal
des Tages stattfinden, morgens und abends, und die
Vögel zugleich reichlich mit Trinkwasser versehen
werden. Besonders vortheilhaft für das gute Ge-
deihen der Strauße ist genügend Raum und Freiheit
der Bewegung. Man sieht oft, daß ein Strauß
ohne besondere Veranlassung ausbreitet und zwei
oder drei Meilen weit läuft.
Wie viele Strauße auf einem bestimmten Flächen-
raum gehalten werden mögen, ist natürlich schwer zu
bestimmen und ist durch die Güte und Zweckmäßig-
keit defselben bedingt.
Man giebt hier den Vögeln gewöhnlich so viel
Freiheit wie möglich, wählt aus denselben die zur
Brut best geeigneten, das heißt die kräftigsten und
gesundesten derselben und bringt die einzelnen Paare
in diese hergestellte Umzäunung in Größen von vier
bis fünf Acker. Drahtzäune sind die vortheilhaftesten,
vielleicht vier Fuß hoch, fünf bis sechs Drähte, durch-
flochten mit Busch, damit die eingeschlossenen Vögel
nicht mit solchen in der Nachbarumzäunung in Kampf
gerathen und sich durch Schlagen gegenseitig be-
schädigen.
Die Hauptzeit des Paarens fällt gewöhnlich gegen
Juli und vollzieht sich bis zu Ende des Jahres und
vielleicht auch ausier dieser Zeit oder innerhalb der
angegebenen Zeit, wenn klimatische Verhältnisse be-
sonders günstig waren und das Feld in besonders
gutem Zustande ist. Ein Weibchen legt 13 bis
20 Eier. Sobald das letzte Ei gelegt ist, nimmt
das Männchen Besitz vom Neste, brütet des
Nachts und überläßt dem Weibchen dieses Geschäft
während der Tageszeit. Das Männchen entfaltet in
dieser Hinsicht die größte Sorgfalt und überwacht
das Weibchen in der Ausübung seiner Brütepflichten.
Das Nest sollte besonders beobachtet werden, nachdem
das Männchen sechs Wochen am Brüten theilgenommen
hat, da nach dieser Zeit die Kücken erscheinen. Da
das jedoch sehr oft unregelmäßig geschieht, verlassen
die kräftigen erstgeborenen Strauße das Nest und
verlaufen sich, die Alten folgen und verlassen oder
vernachlässigen das Nest, und so wird oft nur ein
Theil der Eier ausgebrütet. Um diesem vorzubeugen,
zieht man um das Nest, vielleicht fünf bis sechs Fuß
entfernt, eine niedrige Buschhecke.
Wenn die Kücken drei Monate alt sind, könmen die-
selben von den alten Straußen entfernt werden, und
wenn die Letzteren gesund und kräftig sind, baut das