Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

Missionar Meisenholl ist am 20. November v. Is. 
in Keetmanshoop angekommen; der dadurch frelge- 
wordene Missionar Kronsbein wird nun nach Riet- 
sontein gehen, um den Missionar Pabst abzulösen. 
Am Sonntag Jubilate soll in Omarurn die Kon- 
ferenz des Hererolandes beginnen. 
Der Mission der Brüdergemeinde (Deutsch- 
Ostafrika) liegen mehrere Briefe des Missionars Th. 
Meyer in Rungue vor, in denen es heißt: 
Von dem Befinden der Geschwister wird ziemlich 
Erfreuliches gemeldet. Die Erwartungen, daß das 
Klima zunächst in Rungue, das mit Wang im Riesen- 
gebirge gleiche Höhenlage hat, sich dauernd als ein 
recht gesundes erweisen würde, finden volle Bestäti- 
gung. Missionar Meyer hatte Ende Januar 1896 
seit 13 Monaten wieder einmal einen Fiebertag, seine 
Frau aber nach Ueberwindung der Anfangsfieber 
nicht einen einzigen Anfall mehr. Ihre Kinder 
gediehen in frischer Gesundheit. Und selbst Missionar 
Bachmann, der früher so viel geplagte, konnte volle 
28 Monate zählen, in denen er fieberfrei blieb, ob- 
schon er sonsft sich öfters angegriffen fühlt. Geschwister 
Kretschmer von Rutenganio hatten im März und 
April einen achtwöchigen Erholungsaufenthalt in 
Rungue genommen, konnten dann aber einigermaßen 
gestärkt wieder zurückkehren. Von Geschwister Kootz 
in Utengule waren die Nachrichten günstig und nicht 
minder von Geschwister Häfner, die nach Missionar 
Ledoux“' Heimgang die Arbeit der damals erkrankten 
Geschwister Kretschmer in Rutenganio aufgenommen 
hatten, während Missionar Richard diejenige in 
Ipiana allein versah, bis er sie in die Hände Ge- 
schwister Häfners zurückgeben und seinerseits die 
längst geplante Europareise antreten konnte. 
Ueber den Werth Utengules, der Sangostation 
der Mission, wird gemeldet: „Man hat die politische 
Bedeutung des Gebietes Mereres gänzlich überschätzt. 
Er ist zwar noch gefürchtet, aber thatsächlich ist seine 
Macht nicht groß, der Stamm seiner Sango nicht 
bedeutend. Weit zahlreicher sind die Sasua, die 
Urbewohner des Landes, in deren Gebiet sich der 
zurückgedrängte Merere keilförmig hineingeschoben hat. 
Sie sind ihm allerdings unterworfen, aber ein ernst- 
licherer Wlderstand ihrerseits könnte dem Sangoreich 
möglicherweise das Ende bereiten. Danach wird die 
Bedeutung unserer Niederlassung in Utengule, der 
Sangohauptstadt, für diesen Stamm keine große sein 
können. Wichtig aber bleibt es als Centralstation 
für eine Arbeit unter den Safua= und Nyikastämmen.“ 
Unter den Erlebnissen der Hauptstation Rungue 
stehen die Nachrichten vom Thun und Treiben der noch 
zurückgebliebenen befreiten Sklavenkinder voran. Unser 
Stationsleben, schreibt der Leiter derselben, verläuft 
im Allgemeinen ruhig. Unsere Kinder scheinen sich 
im Durchschnitt bei uns wohl zu befinden. 
  
136 — 
Ueber die Mission im Ovambolande melden 
die „Berichte der rheinischen Missionsgesellschaft“: 
Missionar Wulfhorst, der schwer erkrankt war, 
ist wieder hergestellt. Doch muß er sich gegen seinen 
Willen noch manche Schonung auferlegen. Es 
herrschte überhaupt viel Krankheit im Lande; auch 
die finnischen Geschwister in Ondonga, die getreuen 
Nachbarn unserer Missionare, waren dem Tode nahe. 
Das Verhältniß der Mission zum Oberhäuptling 
Uejulu ist ein recht gutes. 
Noch direkter und noch mehr als Missionar 
Wulfhorst in Omupanda hat Missionar Stahlhut 
in Ondjiva, „der Residenz“, mit Uejulu zu thun. 
Er kommt im Ganzen regelmäßig zum Sonntags- 
gottesbienst. 
Ueber die Entwickelung der neuen Bergdamara= 
station Ghaub im Otavigebiete schreiben dieselben 
„Berichte“: Wir hatten sehr lange von dort nichts 
gehört und vermuthen daher, daß ein Brief verloren 
gegangen ist. Die Nachrichten lauten im Allgemeinen 
günstig. Missionar Kremer glaubt, daß das von 
dem Vertreter der South West Africa Co. Herrn 
Dr. Hartmann für die Mission überwiesene Land 
ausreichend und damit die Existenz der Station ge- 
sichert sei. Am liebsten richtete Kremer in Ghanb 
eine Ark „Institut“ ein, nach dem Vorbilde von 
Wupperthal im Kapland, um so seinen farbigen 
Pflegebefohlenen möglichst günstige Lebensbedingungen 
zu schaffen. Letzteres ist ja eine Aufgabe, die jetzt 
überall in Deutsch-Südwestafrika an uns herantritt. 
Das Otavigebiet hat bereits eine starke weiße Be- 
siedelung, besonders weil dort auch Kupfer gewonnen 
wird. Erwähnt sei bei dieser Gelegenheit gleich, daß 
Missionar Kremer auf Wunsch des Dr. Hartmann 
alle sechs Wochen einmal nach Grootfontein, 10 bis 
12 Fahrstunden östlich, dem Hauptplatz der Kompagnie, 
hinüberreitet, um den dort wohnenden Deutschen und 
Boeren, aber auch den eingeborenen Arbeitern der 
Kompagnie Gottes Wort zu verkündigen. Ein Wei- 
teres, was für die äußere Existenz der Station von 
nicht geringer Bedeutung ist, ist, daß die Hereros 
mit ihren großen Viehherden nun wirklich nach dem 
Süden haben abziehen müssen. Kremer freut sich 
darüber im Interesse seiner Bergdamara, da ja diese, 
wie bekannt, von den Hereros auf alle mögliche 
Weise bedrückt werden. Für erstere ist jetzt mehr 
Raum da; das Garten= und Ackerland, das mehr 
als genügend vorhanden ist, kann nun auch wirklich 
bearbeitet werden. Endlich ist zu bemerken, daß der 
früher genannte Bastard John Krüger, der regie- 
rungsseitig ernannte Kapitän der Bergdamara und 
Buschmänner, seinen festen Wohnsitz nach Ghaub 
verlegt hat, ja er ist sogar dabei, sich dort ein Haus 
von ungebrannten Lehmsteinen zu bauen. Ist das 
fertig, dann will er eine wackere Hererochristin 
von Otjimbingue, die nach dem Tode der Schwester 
Viehe in Olahandja den Haushalt des Seminars 
führt, heirathen. John Krüger ist noch nicht getauft,
	        
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