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ein Stück zum Schlachten. Die Ziegenherde zählt
immer so an sechzig Stück und liefert auf unseren
Tisch für manchen Sonntag einen Braten. Neulich
entstand eine Lücke in der Ziegenherde, indem ein
Schwein zum Raubthier ausartete und nach und
nach eine ganze Anzahl junger Ziegen totbiß und
zum Theil fraß. Zur Strafe dafür wurde es nun
selber zum Schlachten bestimmt. Schweine sind es
zur Zeit fünf Alte und füufzehn Stück Junge. Die
behalten wir ja nicht alle, sondern geben einen Theil
davon unseren Jungen mit nach Hause als Ablohnung.
So geht eben auf unserer Station Beides, Schule
und Missionsarbeit, Gartenbau und Viehzucht, Hand
in Hand. Der Herr lege auf alle unsere Arbeit
seinen Segen, daß Alles, auch die äußere Wirthschaft,
doch dienen muß nur dem einen großen Hauptzweck:
der Verherrlichung seines großen Namens unter den
hiesigen Heiden.
Auch Missionar Bamler eröffnet hoffnungsvolle
Aussichten.
Wie er schreibt, traf die erbetene Glocke glücklich
ein; ich hätte sie mir ein klein Bißchen größer ge-
wünscht, gegen den Wind hört man sie nicht sehr
weit. Doch sie erfüllt ihren Zweck, und es ist nur
zu wünschen, daß die Heiden ihrem Rufe recht fleißig
folgen möchten. Die neuen Kleider sind auch an-
gekommen und fanden allgemeinen Beifall. Da die
Kinder wünschten, ich möchte sie als Weihnachts-
geschenk vertheilen, so willigte ich ein und hob sie
bis zu diesem Fest einstweilen auf. Auch von den
Alten hätte sich jeder am liebsten ein Kleid erworben.
Abermals hatte die Pallottiner-Mission in
Kamerun, wie „Kreuz und Schwert“ meldet, im
letzten Halbjahre den Tod zweier ihrer Mitglieder
zu beklagen. P. Eberwein erlag am Aequator
nach kaum begonnenem Wirken schon nach kaum
dreiwöchenklichem Aufenthalte in Kribl. Auch
Missionar Karl Schubert konnte nur ein halbes
Jahr der Missionsthätigkeit obliegen.
Der apostolische Präfekt P. H. Vieter hat im
Dezember wieder die Rückreise von Deutschland nach
Kamerun angetreten.
Recht wacker bezüglich der Gesundheit haben sich
bis jetzt die Schwestern gehalten. Am 2. September
folgten der ersten Expedition abermals vier Schwestern,
so daß jetzt in Kribi und in Marienberg je vier
Schwestern thätig sind. Im selben Monat wurde
zum Ersatze für den verstorbenen P. Eberwein
P. Pfändler mit zwei Brüdern ausgesandt.
Trotz des schwer empfundenen Priestermangels
breitete sich die Mission in höchst erfreulicher Weise
aus. Marienberg, die erste und älteste Station,
zeigt geradezu wunderbare Fortschritte. In der
Mission selbst erhalten 100 Knaben vollständig frele
Verpflegung und Erziehung, während in der Um-
gegend 10—20 schwarze Lehrer (Katecheten) über
650 Schüler unterrichten.
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Durch diese Ausdehnung und Vergrößerung der
Schulen sind Religionsbücher in der einheimischen
Sprache dringend nothwendig geworden, und
P. Georg Walter, der Obere der Station Marien-=
berg, hat sich bei all'’ seinen sonstigen, ausreibenden
Arbeiten und Schulinspizirungen der Mühe unter-
zogen, den Katechismus in die schwierige Dualla-
sprache zu übersetzen, während gleichzeitig in Lim-
burg die biblische Geschichte nach Schuster in dieselbe
Sprache übersetzt wurde. Beide Bücher werden
hoffentlich baldigst im Druck erscheinen.
Auch in Kribi schreitet das Missionswerk sietig
vorwärts. P. König, der frühere Vorsteher, war
gezwungen, für seine zerrüttete Gesundheit auf dem
Engelberg Heilung zu suchen, und an seiner Stelle
arbeitet jetzt P. Ludwig Otto mit nicht minderem
Eifer.
Die Nachbarstationen Buamba sowie „Wasser-
fall“, die von Kribi aus missionirt werden, ver-
größern und heben sich und möchten eigene Missionäre
haben.
Auf dem Engelberge wurde am Rosenkranzfeste
die neue Kirche eingeweiht. Dem Wassermangel
wurde durch Anlegung von zwei Zisternen ab-
geholfen, die sich sehr gut bewähren. Nur ver-
ursachte das Hinaufschaffen der Zementlasten wieder
ganz bedeutende Kosten. — Der Kaffee gedeiht
herrlich, und wieder sind Tausende von jungen
Pflänzchen gesetzt worden.
In den beiden Missionshäusern der Brüder und
Schwestern zu Limburg geht Alles seinen geregelten
Gang. Nur wird der Raum überall zu eng und
klein für die Menge der Ausnahmesuchenden.
Doch hoffen die Brüder, im Herbst 1897 ihr neues
Haus beziehen zu können. Der Bau schreitet rüstig
vorwärts.
Auch die Studienanstalt in Ehrenbreitstein
berechtigt zu den schönsten Hoffnungen. Sie zählt
jetzt 78 Personen: drei Patres, drei Professoren,
58 Studenten und 14 Brüder.
Aus fremden Rolonien.
Die Entwickelung der englischen Rolonien 885 bis z895.
Dem Statistical Abstract for the colonial
and other possessions of the United Kingdom
in each year from 1881 to 1895, London 1896,
entnehmen wir folgende Mittheilungen über die Ent-
wickelung der afrikanischen Besil Großbritanniens
Es betrugen die Einnahmen von:
5#% # p
1885 1890 1895
Pfund Sterling
u—— ... 63 505 56 341 142 049
Gold Coast. 130 457 156 449 230 076
Sierra Leoone67 760 73708 97851
Gambia 20 236 30 573 20 561