bezw. Einkochen des Wurzel- und Stammholzes einer
im Litemagebirge vorkommenden Pflanze gewonnen
wird. Professor L. Lewin in Berlin hat sich mit
dem vom Stabsarzt Dr. Widenmann eingesandten
Wakambagist eingehend „beschäftigt, mit demselben
prompte Resultate erzielt und nachgewiesen, daß in
allen Fällen primäre Herzlähmung eintritt. Lewin
hat aus demselben ein Glykosid „Ouabain“ dargestellt,
welches er bereits vorher in den ostafrikanischen Pfeil-
gisten sand, und ist der Ansicht, daß die Ouabain
enthaltenden Gifte von einer Akokantheraart aus der
Familie der Hundstodgewächse stammen.
Am Schluß seiner Abhandlung äußert sich Stabs-
arzt Dr. Widenmann über die Wundheilung der
Schwarzen. Er giebt im Einklang mit anderen
Aerzten, welche ihre auf diesem Gebiete gemachten
Beobachtungen veröffentlichten, bei Weichtheilver-
letzungen eine große Tendenz zu reaktionsloser Heilung
trotz der ungünstigsten äußeren Verhältnisse bei der
schwarzen Rasse zu. Er vermuthet, daß die auffallend
geringe Neigung zu Wundinfektionskrankheiten in dem
Tropenklima begründet sei, daß der Einfluß der Hitze
und Belichtung die Virulenz der Infektionserreger
beeinträchtige und abschwäche, daß aber außerdem
hierbei die physiologische Eigenart der schwarzen Rasse,
wie sie sich besonders im Bau und der Thätigkeit
der Haut zu erkennen gäbe, mitspräche und gewisser-
maßen eine spezifische Energie derselben voraus-
setzen lasse.
Verdienen schon die bisher kurz berührten Aus-
führungen des Verfassers hohes Interesse, so bean-
spruchen die Schilderungen der schwierigen und
unzulänglichen sanitären Verhältnisse, unter denen
Stabsarzt Widenmann arbeiten, zum Theil recht
eingreifende Operationen vornehmen mußte und
meist außerordentlich gute Resultate erzielte, mit
Recht um so größere Aufmerksamkeit und Würdigung;
sie eignen sich ganz besonders auch dazu, die hohen
Anforderungen an die Leistungsfähigkeit, die Willig-
keit und Geschicklichkeit eines Schutztruppenarztes ein
wenig zu beleuchten. Dr. Richter, Stabsarzt.
Ueber die Bedeutung der Rolanuß-Rultur
schreibt Dr. O. Warburg in der „Zeitschrift für
tropische Landwirthschaft“:
Ein Artikel, an den sich bisher in umseren
Kolonien noch Niemand recht heranzuwagen getraut,
ist die Kolanuß. Sie wächst zwar wild, stellenweise
auch von den Eingeborenen kultivirt, in Kamerun,
als Exportartikel fängt sie aber erst in den letzten
Jahren daselbst an, die Aufmerksamkeit auf sich zu
ziehen. 1894 exportirte Kamerun erst für 2000 Mk.,
1895 schon für 11 000 Mark, ja vom Juli 1895
bis zum Juni 1896 sogar schon für über 23 000 Mk.
Kolanüsse. Bei den schwankenden Preisen in Europa
kann man es den Kaufleuten nicht verdenken, wenn
sie sich im Allgemeinen von diesem unsicheren Artikel
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noch fern halten; der Konsum in Europa ist eben
noch nicht stetig und bedeutend genug, um dem allzu
großen Sinken des Preises, das durch gelegentliche
größere Anfuhren und zeltweise Ueberfüllung des
Marktes hervorgerufen wird, vorzubeugen. Bei dem
steigenden Interesse, welches man aber in Europa
den Kolapräparaten nicht mehr nur als Medizin,
sondern auch als Genußmittel entgegenbringt, ist es
nur eine Frage der Zeit, wann dieser Zustand über-
wunden sein wird.
Aus eine solche unsichere Voraussetzung hin Kola-
kulturen anzulegen, ist selbstverständlich bedenklich;
ganz anders liegt die Frage aber, wenn man berück-
sichtigt, daß die Kolanuß in Afrika selbst ein Konsum-
artikel ersten Ranges ist. Vom Tsadsee bis nach
Senegambien, von den Ländern südlich vom Kongo
bis zu den Oasen der Sahara, ja sogar bis Fessan,
Tripolis und Marokko steht die Kolanuß in hohem
Ansehen. Würde jeder Theil dieses riesigen Land-
striches seine Bedürfnisse an Kola durch eigene Kultur
decken, so wäre natürlich an einen größeren Handel
nicht zu denken; in Wirklichkeit liegt die Sache aber
so, daß die Eingeborenen des südlichen Theiles des
erwähnten Gebietes, d. h. die Küsten Unter-Guineas
und ihre Hinterländer, sich ihren Bedarf theils durch
eigene Kultur, theils durch Handel aus den Nachbar-
gegenden decken, daß hingegen die Länder des nörd-
lichen Gebietes, besonders die Haussastaaten, sich die
Kolanüsse aus fern abliegenden Gegenden zu ver-
schaffen pflegen. Hierbei stellt es sich nun heraus,
daß es zwei relativ eng begrenzte Gegenden der
Kolakultur giebt, welche fast ausschließlich das ge-
sammte nördliche Gebict mit Kolanüssen versorgen;
das eine Centrum liegt in Sierra Leone und den
Nachbarländern, das andere in Nord-Aschanti und
den Nebenländern. Zu dem ersten Centrum gehört
auch Nord-Liberia, der südlichste Theil des zu
Senegambien gehörenden Gebietes der Südflüsse,
sowie das Quellengebiet des Niger (z. B. Kuranko,
Timisso und Sangara). Zu dem zweiten Centrum
gehört neben Aschanti auch noch Anno, Baule und
Worodugn; es ist hier die Kolakultur nur in einem
schmalen, kaum 1° breiten, zwischen 7 und 8° ge-
legenen Gürtel möglich, also in etwa 2°% Abstand
von der Küste; Binger fand, von Norden kommend,
in Aschanti erst bei 8° 57 die ersten und dazu noch
sterilen Kolabäume, die ersten tragenden dagegen bei
7° 50“. Nur in diesen beschränkten Gebieten gedeiht
diejenige Sorte Kolanuß, welche den ganzen Sudan
versorgt, denn die einheimischen Kolasorten Adamauas
und Unter-Guineas kommen nur für dieses Länder-
gebiet selbst in Betracht und gelten als äußerst
inferior.
Das ist doch eine sehr auffällige und bisher
jedenfalls nicht genügend gewürdigte Thatsache.
Welche Rolle diese beiden Kolacentren als Handels-
mittelpunkte bilden, läßt sich leicht ermessen; über-
holte doch G. A. Krause östlich von Salaga in
15 Tagen, und zwar nicht einmal in der Haupt-