Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

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Dr. Lassar-Cohn: Die Chemie im täglichen Leben. 
Zweite umgearbeitelc und vermehrte Auflage. Mit 
21 Abbildungen. Hamburg und Leipzig 1897. 
Leopold Voß. 
Die vor nicht zu langer Zeit an dieser Stelle 
angezeigte Schrift hat sehr rasch eine neue erweiterte 
Ausgabe erfahren. Bictet das Buch schon dem Be- 
wohner Deutschlands eine reiche Quelle zuverlässiger 
Belehrung auf verschiedenen Gebieten des praktischen 
Lebens, so dürfte das in noch weit höherem Maße 
bei Ansiedlern in überseeischen Ländern der Fall sein, 
wo es keine Bibliotheken giebt und auch nicht immer 
Sachverständige zu finden sind. 
Paul Hellwig: Die Delagoabai und ihre Bedeu- 
tung für den Handel. Nach elgener Anschauung. 
Berlin 1897. Hellwig. 
Die kleine Schrist bietet ein besonders für den 
Kaufmann sehr lehrreiches Bild der eigenthümlichen 
Verhältnisse in dem so rasch zu einem bedeutenden 
Handelsplah emporgewachsenen Lourengo Marqucz. 
  
Lauessau, J.L. de: Principes de Colonisation. 
Paris 1897. Felix Alcan. 
Das vorliegende Buch des bekannten französischen 
Gouverneurs von Indochina, der schon eine Reihe 
von Werken wissenschaftlichen und kolonialpolilischen 
Inhalts geschrieben hat, handelt über Grundsätze bei 
der Kolonisation. « 
Der Verfasser ist wohl, wie wenig Andere, geeig- 
net, dieses Thema zu bearbeiten, da er schon vor 
19 Jahren, ursprünglich als Arzt, die westafrikanischen 
Besißungen Frankreichs und später Kochinchina in 
längerem Aufenthalt kennen lernte, im Jahre 1886 
als Generaldelegirker der Kolonien Nordafrika, Eng- 
lisch= und Niederländisch-Indien, Siam, Indochina 
und China Studien halber bereiste und 1891 Gon- 
verneur der bedeutendsten französischen Kolonie in 
Asien wurde. 
In der ersten Hälfte des Buches entwickelt La- 
nessan ein Kolonialsystem von allgemeinem Stand- 
punkte aus. Er begiunt mit der Aufzählung der 
verschiedenen Menschenrassen sowie den Völkerverschie- 
bungen in früheren Jahrhunderten und kommt dann 
auf die mannigfachen Ursachen der Ausbreitung der 
Völkerschaften sowie auf die Beweggründe zur Aus- 
wanderung und Kolonisation zu sprechen. In den 
Kapiteln über Behandlung der Eingeborenen entwickelt 
der Autor äußerst humane Ansichten. Mit dem 
Vorgehen vieler Kulturapostel ist er durchaus nicht 
einverstanden. Er weist darauf hin, wie die Euro- 
päer so oft die Sitten und Rechte der Eingeborenen 
mißachten und durch diese Vergewaltigungen schlimme 
Konflikte hervorrufen. 
Der größere Theil des Werkes behandelt mit 
hervorragender Genauigkeit die französische Kolonial- 
thätigkeit in Kambodscha, Anam, Tonkin, Madagaskar 
und Westafrika. Wohl keinen Zweig der Verwaltung 
und des kolonialen Wirthschaftslebens läßt Lanessan 
  
unerwähnt, aber das freimüthige Urtheil über das 
bisher Geleistete ist im Ganzen für Frankreich un- 
günstig. Trotzdem macht das Buch nicht den Eindruck 
des Werkes eines Mißvergnügten, sondern zeigt sich 
als die Arbeit eines Mannes, der seine Ansichten, 
welche durch seine großen Erfahrungen ganz beson- 
deren Werth erhalten, offen und genau darlegt, in 
der Hoffnung, dadurch zur Besserung bezw. Klärung 
der Lage beizutragen. Mag das Urtheil Lanessans 
vom französischen Standpunkte aus auch als etwas 
pessimistisch erscheinen, so hat es für uns den Vor- 
zug, nicht chauvinistisch zu sein. Ohne nationale 
Beeinflussung läßt der Verfasser auch den deutschen 
Kolonisationsversuchen Gerechtigkeit widerfahren und 
zeigt keinerlei Parteistandpunkt. 
Es muß daher das vorliegende Werk allen 
Kolonialinteressenten warm zum Studium empfohlen 
werden. 
Mermeix: Le Transvanal et la Chartered (la 
révolution de Johannesburg ct les mines 
d’or). Avec unc carte de I'Afrique Australe. 
II. éGdition. Paris 1897. Paul Ollendorff. 
Troh der vielen Aussätze, welche in den letzten 
Jahren über Südafrika erschienen sind, ist eine klare 
Erkenntniß der dortigen eigenartigen Verhältnisse doch 
nur bei ziemlich wenigen Personen zu finden. Die 
hier vorliegende Schrift bietet uun Jedermann Ge- 
legenheit, sich rasch und in angenehmer Weise über 
die südafrikanische Frage zu unterrichten. In aus- 
führlicher Weise und unter Benutzung der neuesten 
Quellen schildert der Verfasser die Boerenstaaten, die 
Goldminen und die damit verknüpften Interessen 
sowie die Gründungen und Absichten von Rhodes. 
Der Verfasser, welcher längere Zeit in Südafrika sich 
aufgehalten hat, beabsichtigt, ganz parteilos die Dinge 
zu schildern. Er meint, daß er dazu als Bürger 
Frankreichs, welches dort unbetheiligt sel, besondere 
Eignung besitze. Es scheint indessen dem deutschen 
Leser seiner Schrift, als ob er doch den deutschen 
Interessen nicht die volle Würdigung zukommen ließe. 
E. Rouard de Card: Les traités de protec- 
torat conclus par la France en Afrique 
1870 — 1895. aris 1897. A. Durand et 
Pedoue-Lauriel. 
Der Verfasser, welcher als Professor an der 
Universität Toulouse wirkt, liefert in vorliegender 
Schrift einen interessanten Beitrag zur neueren fran- 
zösischen Kolonialpolitik. In der Vorrede werden 
alle Erwerbungen Frankreichs in Afrika von 1814 
bis 1870 kurz aufgeführt. Der Haupttheil des 
Buches schildert die seitdem vorgenommenen Erwei- 
terungen des afrikanischen Besitzes Frankreichs an der 
Hand der Verträge. Die letzten Vertragsschlüsse in 
den Nigergebieten, deren Werth bekanntlich noch nicht 
feststeht, sind noch nicht berücksichtigt. Die Arbeit ist 
durchaus sachlich und unparteiisch gehalten und wird 
von dauerndem Werthe sein.
	        
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