Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

Unser Haus hat große Räume. Auf Steinen 
gebaut, liegt es inmitten des Gartens, von ragenden 
Fächerpalmen und anderen herrlichen tropischen Ge- 
wächsen umgeben. Koch, Diener= und Badehaus 
liegen einige Schritte abseits. 
Was die Kleidung anbetrifft, so ist sie natürlich 
sehr leicht gewählt und meistens weiß. Die farbigen 
Stoffe sind nicht praktisch, da sie zu schnell erbleichen. 
Selbst das schwarze Waschmädchen erscheint jeden 
Montag zur Wäsche, die sie, am Waschbrett hockend, 
sehr gut besorgt, im weisen Kleide, das Haar mit 
farbenprächtigen Blumen geschmückt. Das Haar der 
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ausgebaut, Matten, die sie sehr lunsiboll zu slechten 
verstehen, dienen ihnen als Lagerstätten. Dicht neben 
uns wohnen in solchen Palmenhütien der gefangene 
König von Samoa, Mataasa, mit seinen 15 Häupt- 
lingen, alle große, hübsche Gestalten mit intelli- 
genten Gesichtern. Mataasa ist ein sehr würdiger 
Herr: er ist katholisch und hält an iedem Tag seine 
Andacht in einem Naume, der ihnen zum Beten 
eingerichtet ist. Er kommt sehr häufig zu uns, 
bringt auch sein Gesolge mit und läst einen Tanz 
ammführen, was uns sehr interessant in: er liebt 
die Musik sehr. Leider giebt umer Kladfer nur 
  
Allee zwöhlfähriger Koloopalmen in Jaluit. 
Franen hier ist von schöner, schwarzer Farbe und 
auffallender Länge: es zu schmücken und zu frisiren, 
scheint ihr besonderer Stolz. Sämmtliche Insulaner 
sind gutmüthige, freundliche Leute, in ihren Bewe- 
gungen aber sehr langsam, ja geradezu faul. Unter 
den Frauen giebt es eine auffallende Menge hübscher 
Gesichter, daneben ist ihre Figur und ihre Haltung 
ungemein sehön. Sie tragen Hängekleider wie die 
Kinder in England und Deutschland, die die Mission 
bei ihnen eingeführt hat. Diese Kleider nähen die 
Frauen sich selbst, denn fast eine jede von ihnen hat 
ihre Handmaschine, an der sie, auf der Erde hockend, 
arbeitet. Die Hütten der Eingeborenen sind aus 
Palmen= und Pandanusblätiern immerhin gefällig 
noch einige klagende Töne von sich, die ihn traßdem 
erfreuen. Es verdirbt hier eben Alles. Was nicht 
rostet oder schimmelt, das fressen die Ameisen und 
Kukurutschen, letzteres ein geradezu widerwärtiges 
Thier. 
An Fruchtbäumen haben wi den Pandanus- 
und Melonenbaum, dessen Früchte sehr füß sind: 
Brolfrucht, Nam und Taro ersetzen uns die Kartosfeln, 
die wir ab und zu erhalten, wenn ein Schiff aus 
Sydney oder San Franeisco lommt. An Fleisch 
giebt es Hühner, Enten und Schweinc, auch herrliche 
Fische und Kokosnußkrabben, die feiner schmecken als 
OQummer. Unseren Filetbraten geben uns die Riesen- 
schildlröten, deren Fleisch wirklich recht gut schmeckt,
	        
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