Ich mache aber gehorsamst dringend darauf auf-
merksam, daß es gerade während des nächsten Jahres
darauf ankommt, nicht Gefechte oder dergleichen, die
relativ weniger Soldaten benöthigen, zu bestehen,
sondern durch eine an Ort und Stelle vorhandene,
stets bereite Macht den frisch unterworfenen Leuten
zu imponiren, um, ohne die gedeihliche Entwickelung
der Station und des Landes zu stören, alle Regun-
gen des unbändigen Waheheblutes und der Quawa-
llebe im Zaume zu halten und allmählich zu ersticken.
Zum Schlusse möchte ich betonen, daß ein sicheres
Urtheil über Mpangire selbst und die Wahehewassa-
gira nach so kurzer Zeit gänzlich unmöglich ist. Der
Eindruck ist ein vorzüglicher. Ez steckt in der ganzen
Gesellschaft eine bessere Rasse. Sie sind aber auch
über den Durchschnitt befähigt und können demnach
noch besser schauspielern als andere Neger. Zur Zeit
liegen mehr Gründe vor zur Annahme, daß die Art
und Weise, wie sie sich geben, im gnädigen Sinne
zu beurthellen ist. Der Quawagedanke ist jedoch tief
eingewurzelt und dieser kann sie eventuell schwankend
machen. Dann würde vielleicht das Programm be-
züglich Mpangire Aenderungen erfahren müssen.
Es ist aber nicht aus dem Auge zu lossen, daß
es nach wie vor Aufgabe ist, nicht die Wahehe durch
lriegerische Mittel zu zerschmettern, sondern Quawa-
gedanken zu vernichten, die Autorität des Kaiserlichen
Gorvernements fest aufzubauen, das schöne Volk und
das schöne Land im Dienste der Zwecke der Kolonie
zu verwenden.“
Schule in Lega.
Das Bezirksamt Tanga hat aus Kommunal-
mitteln in Sega (Bondeland) eine Schule errichtet,
die von einem Missionszögling geleitet und wo Lesen
und Schreiben gelehrt wird.
Togv.
Wissenschaftliche Stationen.
Der Bau der neuen Station Kpando ist durch den
Techniker Stöhr vollendet worden. Der Stations=
vorsteher von Misahöhe und Kpando, Lieutenant
Plehn, kehrt im Sommer nach Deutschland zurück.
An seiner Stelle ist Dr. Kersting angenommen
worden. ——
Denkmal für Dr. Wolf.
n Die Sammlung von Beiträgen für das Denkmal
es seiner Zeit im Togohinterland verstorbenen
Stabsarztes Deb olf hat bisher 2029 Mk. 10 Pf.
n. Es wird voni Aus beabsichti
1. Juli die Sammlung zu ahsichtigt, am
Deuktsch- Südwestafrika.
ueb Zur Rinderpest.
eber eine Reise, die der Stations
Warmbad im südwestafrikanischen ——
265
—
v. Bunsen, behufs Inspektion der Absperrungs-
maßregeln gegen die Rinderpest ausgeführt hat, be-
richtet der Genannte unter dem 3. Dezember v. Is.
von seinem Amtssitze aus, wie folgt: Am 28. d. Mts.
bin ich von meiner Dienstreise längs dem Orange-
fluß hierher zurückgekehrt.
Ich brach am 16. von hier auf und erreichte
den 18. Houmdrift. Der dortige Posten meldete
das Erschießen zweier Kühe, die von englischer Seite
herübergeschwommen seien. Die Eingeborenen hatten
Houmdrift geräumt, eine Werft jedoch erst nach vier-
maliger Aufforderung; ich werde den Werftältesten
von hier aus bestrafen. Am 19. früh brachen wir
zu Fuß in östlicher Richtung auf. Die Ufer des
Flusses sind stark bevölkert gewesen, jetzt waren die
Pontocks anscheinend berelts seit mehreren Wochen
verlassen. Ueberraschend viele Gärten zeugen von
einer gewissen Kultur der Uferbewohner, überhaupt
ist die Ansicht unbedingt zu verwerfen, daß das
Wasser des Orangeflusses zur Bewässerung von
Feldern und Gärten in beschränktem Maße nicht
verwendbar wäre. Nur erfordert dieses natürlich
viele Arbeit und Kenntniß des Flusses.
Am 23. erreichten wir nach etwa 33 stündigem
Marsche den Posten bei Vellordrift. Am Ufer trafen
wir hier nur noch einen einzigen Eingeborenen, der nach
einer verloren gegangenen Kuh zu suchen vorgab,
dagegen kein Vieh an. Der Fluß selbst kann also
als geräumt bezeichnet werden. Daß sich wohl in
den Gebirgen innerhalb der fünf Meilen Zone noch
Vieh befindet, glaube ich annehmen zu müssen. Nach
meiner Ansicht müßten diese Gebirge im Fall des
Näherkommens der Rinderpest genau von einer
größeren Macht abgesucht werden, mit einzelnen
Leuten ist in dem überaus schwierigen Gelände wenig
auszurichten. Ferner müßte in diesem Falle noch
mindestens ein Posten zwischen Houm und Vellor-
drift eingerichtet werden. Der Uferweg ist außer
bel Hochwasser überall für Menschen passirbar, den
letzten Tag stieg der Fluß bedeutend, wodurch wir
genöthigt waren, an den Uferbergen entlang zu
klettern. Der Weg läuft meistens direkt am Ufer,
nur bei Eikanabrevier bogen wir für einen Tag nach
Norden hin aus.
Das Revierfieber, eine Art schleichende Malaria,
hat sich wieder unangenehm bemerkbar gemacht, so-
wohl der Roßarzt Rickmann, wie ein Posten, litten
mehrere Tage an demselben. Ich habe daher ange-
ordnet, daß jeder Posten etwas Chinin mit Ge-
brauchsanweisung erhölt. Die Posten scheinen mit
ihrer Instruktion größtenthells gut vertraut zu sein.
Die Gegend längs des Orangeflusses gehört zu
dem Schönsten, was ich bisher in Afrika gesehen habe.
Schroffe Bergketten bilden den Hintergrund, der
Fluß zwängt sich an einer Stelle durch Felsmassen
hindurch, um an einem andern Platze wieder einem
unbeweglichen, 600—800 m breiten Gebirgssee zu
gleichen. Die dicht mit Laubbäumen bewachsenen
Ufer und Hunderte von grünen Inseln machen einen
glauben, in eine Gegend versetzt zu sein, die mehr