auch die Sterblichkeit unter den Europäern eine
sehr hohe.
Da häufig Diebstahl von Kupferdraht an den
Telegraphenlinien vorkam, wurden durch Verordnung,
wo es nothwendig erschien, die Häuptlinge für die
unversehrte Erhaltung der Linie in ihren Distrikten
verantwortlich gemacht. In dem Verkehr mit Togo
wurden von der Goldküste 889 Telegramme auf-
gegeben, 948 empfangen.
Seitens des Gouvernements ist, um auch den
Produkten im weiteren Innern einen Verkehrswerih
zu verschaffen, eine Eisenbahn von 50 bis 60 Meilen
in Aussicht genommen worden. Man beabsichtigt,
ausgewählte Eingeborene nach Ceylon zu senden und
dieselben einen Kurfus auf der technischen Schule
durchmachen zu lassen, später sollen sie dann auf der
Gouvernementsfaktorei beschäftigt werden, um schließ-
lich bei dem Bahnbau Verwendung zu finden.
Die Schlußbetrachtung des Berichts geht dahin,
daß die Kolonie alle Erfordernisse für ein glückliches
Gedeihen in sich schließt.
Lagos.
Dem als Parlamentsvorlage „Annual Report
for 18954 veröffentlichten Jahresbericht über Lagos
entnehmen wir Folgendes:
Die Einnahmen ergaben im Ganzen 142 049
Pfd. Sterl. gegen 137017 Pfd. Sterl. im Jahre 1894,
so daß auch im Berichtsjahre wieder eine Zunahme
der Einnahmen um etwas über 5000 Pffd. Sterl.
zu vermerken ist (s. Kol. Bl. 1896 S. 391). Diese
Zunahme ist den Zolleingängen auf das Konto zu
setzen; die Wirkung der Verdoppelung des Spiritus-
zolles läßt sich mit Rücksicht auf die erst Ende 1895
in Wirksamkeit getretene Verordnung noch nicht
schäten. Die Ausgaben beliefen sich auf 144484
Pfd. Sterl. gegen 124 829 Pfd. Sterl. im Jahre
1894. Die Gesammtaktiva der Kolonie zeigen am
31. Dezember 1895 nach Abzug der Passiva einen
Bestand von 46 423 Pfd. Sterl. (s. Kol. Bl. 1896
S. 391). Die Zahl der Einlagen in der Gouverne-
ments-Sparbank hat sich von 416 am letzten Dezem-
ber 1894 auf 543 am 31. Dezember 1895 vermehrt.
Die Sparbank, welche unter der Aufsicht des Kolo-
nialschahmeisters steht, hat einen Bestand von 7157
Pid. Sterl. und zahlt 2½ pCt. Zinsen.
Die militärischen Streitkräfte der Kolonie haben
im Jahre 1895 eine Neuorganisation erfahren. Die
sogenannte „Lagos Constabulary“ hörte auf zu
existiren, an ihrer Stelle wurde die rein militärische
„Haussa Force“ und die rein civile „Civil Police“
gegründet, die erstere mit dem Generalinspekteur, die
andere mit einem neu ernannten Polizeiobersten an
der Spitze. Die Haussatruppen sind mit Martini-
Metfordkarabinern, die Polizeimannschaften mit den
alten Snidergewehren ausgerüstet.
295
Für den Seedienst in den Lagunen sorgte das
mit Geschützen versehene Kriegsboot „Margareta“;
auch kreuzte das der westafrikanischen Station zuge-
theilte Kriegsschiff „Alecto“ vor Lagos Bar. Die
wichtigsten öffentlichen Bauten wurden Ende 1895
begonnen, nämlich der Bau der „Carten Denton-
brücken“, von denen eine die Insel Lagos mit der
Insel Iddo und die andere Iddo mit dem Festlande
verbindet; ferner der Bau einer Eisenbahn, deren
erste Theilstrecke bis Otta, einer Entfernung von
20 engl. Meilen, geht. Die Kosten dieser Bauten
werden durch eine Regierungsanleihe gedeckt, und es
„wird erwartet, daß diese Kosten sich bei der Zunahme
des Wohlstandes der Kolonie leicht wieder einbringen
lassen werden. In sanitärer Hinsicht schritten die
Arbeiten an dem sogenannten „Temporary Hospital-
huts“ weiter fort; die einzelnen Baracken sind direkt
aus England dorthin gekommen und haben sich trot
ihrer einfachen Bauart so bewährt, daß man sie
stehen lassen und nur noch für ein Haupt= oder
Centralgebäude Vorsorge treffen will. Hinter dem
Departement für die öffentlichen Bauten wurde ein
massives Ziegelsteinhaus errichtet zur Aufnahme der
Eismaschinen und der dazu gehörigen Betriebswerke.
Auch ein neuer Zollwaarenschuppen und ein neues
Postamt wurden bis zum Schluß des Jahres fast
fertiggestellt. Begonnen wurden noch die Vergröße-
rung des Gefängnisses, zwei neue Gerichtsgebäude
für Ikoroda und Epe und ein neues Wohnhaus für
den Residenten von Ibadau. Mit Rücksicht auf diese
vielseitigen Anforderungen, die an dies Departement
gestellt wurden, wurde dasselbe mit erweiterten Kom-
petenzen ausgestattet und mit der Leitung desselben
ein Offizier unter dem Titel eines Direktors der
öffentlichen Werke betraut.
Der Gesammtimport betrug 815815 Pfd. Sterl.,
von denen 175 669 Pfd. Sterl. aus Deutschland
stammen. Gegen 1894 hat der Importhandel also
um 71 254 Pfd. Sterl. zugenommen. Geistige Ge-
tränke (Genever), Baumwollenwaaren, Kurzwaaren,
Thonwaaren und Kolanüsse sind in geringerer An-
zahl als 1894 eingeführt; dagegen hat bedeutend
zugenommen der Import von Tabak, Brettern und
Faßdauben und Silber, letzteres stieg im Import
von 36036 Pfd. Sterl. im Jahre 1894 auf 172548
Pfd. Sterl. im Jahre 1895. Diese Zunahme hängt
zweifelsohne mit dem Aufschwung der Gummüidustrie
zusammen. Auch der Export der Kolonie zeigt im
Jahre 1895 die bedeutende Zunahme von 163 913
Pfd. Sterl.; er betrug im Ganzen 985 595 Pf.
Sterl. Theilweise angerechnet wird hierauf die Zu-
nahme des Exports von Palmöl nach Deutschland
um 17 626 Pfd. Sterl.; der bei Weitem wichtigste
Faktor ist aber der kolossale Ausschwung der Gummi-
industrie; in der Goldküste war der Export von
Gummi im Jahre 1882 gleich null, im Jahre 1893
betrug er schon jährlich 200 000 Pfd. Sterl. Lagos
verschiffte 1894 erst 56867 Pfund, davon 144 Pfund
nach Deutschland; im Jahre 1895 dagegen 5069576