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hergestellt ist und sich in vorzüglichem Zustande be-
findet. Wie dieser Weg beuutzt wird, zeigten die
zahlreichen, mit Elfenbein und Gummi beladenen,
vielfach 50 bis 60 Mann starken Karawanen, denen
ich begegnete. Ich habe mit besonderer Genugthuung
feststellen können, daß der zur Bestrafung der auf-
ständischen Maunde unternommene und von Haupt=
mann v. Kamptz mit Erfolg durchgeführte Feldzug
der Truppe nicht nur das militärische Uebergewicht
und die Autorität der Regierung wieder hergestellt,
sondern auch gleichzeitig einen schönen kulturellen
Erfolg aufzuweisen hat. Bemerken möchte ich noch,
daß Wild auf der ganzen Strecke recht selten ist; im
Urwald vereinzelte Elefantenspuren, Affen, Papageien,
außerdem waren Antilopen in spärlicher Anzahl und
Raubvögel (Adler und Milane) zu beobachten.
Schon vor der Station empfing mich der der-
zeitige Stationschef Lieutenant Dominik, machte die
erforderlichen Meldungen und überreichte den Stations-
rapport.
Auf dem Hofe vor dem Stationsgebäude stand
die Garnison in Paradeaufstellung, während das
3.7 cm Schnellladegeschütz einen Salut feuerte. Die
Nachricht, daß zum ersten Mal der Gouverneur per-
sönlich die Station und das Vaundeland besuchte,
war weithin verbreitet. Sehr bald nach der ersten
kurzen Begrüßung mit Lieutenant Dominik er-
schienen daher die benachbarten Yaundehäuptlinge,
voran der alte Zonu, der Freund Kunds und Tappen-
becks, auf dessen Gebiet die Station liegt; sein Sohn
Amba, eine Art Faktotum der Station, hatte mich
schon vom letzten Nachtquartier (Mesenti) abgeholt.
Es erschien Mbazamsoko nebst Gefolge, ein alter
durchtriebener Berghäuptling, in dessen Dorf das
Zerwürfniß zwischen Premierlieutenant Bartsch und
den MYaunde begonnen hatte. Es erschien endlich
auch der größte der umliegenden Häuptlinge, der
Oberhäuptling des großen Banéstammes Banemekuno,
Alle mit reichen Geschenken an Kleinvieh und Lebens-
mitteln. Ersteres wurde dem Viehbestand der Station
überwiesen, letztere zur Verpflegung der Expedition
verwendet.
Die Station liegt auf einem Hügel an der
Grenze von Urwald und Grasland in jeder Hinsicht
sehr günstig. In der Mitte des engeren Stations-
hofes befindet sich das massiv aus dort gebrannten
Ziegeln erbaute zweistöckige Wohnhaus; der untere
Stock enthält Vorrathsräume und Gelasse für Diener-
schaft, der obere Stock sechs geräumige luftigs Wohn-
und Schlafräume für Europäer. Es ist ein ganz
mit dortigen Mitteln hergestellter vorzüglicher Bau.
Im Hofe liegen außerdem in regelmäßigen Abständen
das Wachlokal mit Gefängniß, mehrere massive
Schuppen und Scheunen, Kasernen, Arbeiter-
wohnungen. ·
Der Stationshof ist von einer massiven Lehm-
mauer mit Schießscharten und Wallgraben umgeben,
welche mit ihren Bastionen eine für innerafrikanische
Verhältnisse gewichtige Befestigung darstellt. Auf
der erhöhtesten Bastion steht unter einem Schutzdach
das 3,7 cm Schnellladegeschütz, die Gegend rings-
herum beherrschend. Noch etwas höher befindet sich
die große Palavertrommel, mittelst deren der Stations-
chef dem Lande seine Wünsche und Befehle kund-
giebt. Jedes durch diese Trommel ausgegebene Wort
wird von den nächsten Dörfern sofort ausgenommen
und durch das ganze Land weiter getrommelt. Die
Trommelsprache ist hier vollkommen ebenso ausge-
bildet wie im Duallagebiet. Weit um den Stations-
hof herum ist das nach allen Seiten hin abfallende
Gelände vom Waldbestande gereinigt. Es liegen hier
blühende Gärten mit Ananas= und Gemüsekulturen,
ausgedehnte Felder, mit Reis, Pisangs, Makabo und
vor Allem mit europäischen Kartoffeln bestanden;
letztere gedeihen ganz ausgezeichnet. Auch Arbeiter-
siedelungen sowie Vieh= und Pferdeställe befinden sich
außerhalb des engeren Hofes. Der Bestand an
lebendem Inventar war zur Zeit meiner Anwesenheit
außer Geflügel fünf Pferde und über 300 Stück
Schafe und Ziegen. Die Pferde werden sowohl zum
Reiten als auch zum Steinfahren und Pflügen ver-
wendet. Rindvieh fehlt noch, steht aber von Ngutte
und Tibati her in Aussicht; mehrere Milchziegen
liefern täglich frische Milch.
An dem am Juße des Stationsberges fließenden
Bache liegt eine schwunghaft betriebene Feldziegelei,
welche Steine für die Bauten liefert; es können
10 000 Stück auf einmal gebrannt werden. Neue
Rodungen sind bereit zur Aufnahme frischer Aussaat.
Der gesammte landwirthschaftliche Betrieb ist intensiv
und erfolgreich.
Die Besatzung besteht aus 1 Offizier, 1 Unter-
offizier und 1 Stationsassistenten, 1 farbigen Feld-
webel und 60 Mann der Schutztruppe, verschiedenen
Handwerkern und Aussehern und etwa 30 Arbeitern
und Weibern.
Die Zeit vom 17. bis 20. diente theils der
Ruhe, theils einer gründlichen Besichtigung der
Station und schriftlichen Arbeiten sowie der Fest-
legung eines geregelten Stationsetats.
Am 21. Januar brach ich dann in der Richtung
zum Sanaga auf. In meiner Begleitung befanden
sich Premierlieutenant v. Carnap-Quernheimb,
Lieutenant Dominik, Büchsenmacher Zimmermann,
die farbigen Feldwebel Andu und Paul Zampa,
76 Mann der Truppe und etwa 100 Yaundeträger.
Sämmtliche Weißen waren auf Pferden der Station
beritten. Durch die Yaündestämme der Yetute,
Vogebela und Ntoni gelangten wir nach Ueberschreiten
der Flüsse Mfule und Mfamba in das Gebiet der
Benjata, eines weit nach Osten vorgeschobenen Ba-
kokostammes, der in letzter Zeit verschiedene Reibereien
und Streitigkeiten mit seinen Nachbarn gehabt. Die
Leute hatten offenbar ein schlechtes Gewissen; denn
die Dörser wurden bei unserem Anmarsch verlassen.
Während bis hierher der Weg mit einer breiten
europäischen Landstraße jeden Vergleich aushalten
konnte, war er hier zwar gut passirbar, aber doch