Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

Wohnung und Kleidung werden gereinigt, und an 
das Festgewand der Täuflinge wird die letzte ord- 
nende Hand gelegt. Die Schulmädchen schmücken 
unter Leitung ihres Lehrers das Gotteshaus. In 
freudigem Eifer regen sich viele fleißige Hände, und 
fröhlicher Gesang begleitet das muntere Schaffen. 
So geht's bis zur Dämmerung; die Abendandacht in 
jeder Hütte macht den Abschluß; dem arbeitsvollen 
Sonnabend folgt der schönste Festtag des Jahres. 
Während ihn Glockenklang einläutet, sammeln sich im 
Missionshaus die Täuflinge. Geleitet von den Kirchen- 
ältesten folgt die Schaar dann dem Missionar zum 
Gotteshause, dessen Glocken heute doppelt hell über 
das Thal dahintönen. Von der bereits versammelten 
Gemeinde werden die Eintretenden mit einem Lob- 
lied begrüßt; vor dem Altar lassen sie sich nieder. 
Nun beginnt der Gottesdienst, dessen Verlauf sich 
von unseren heimathlichen Einsegnungsgottesdiensten 
nur dadurch, aber dadurch auch sehr wesentlich unter- 
scheidet, daß an die Stelle der Handauflegung durch 
den Geistlichen die Taufe tritt, welche an jedem 
Einzelnen vollzogen wird. 
Ueber Mittag sind die neuen Gemeindeglieder bei 
einem einfachen Mahl die Gäste des Missionars. 
Lange bleibt man beisammen, sie können nicht genug 
zu hören bekommen, wenn der geliebte Lehrer aus 
seiner deutschen Heimath erzählt. Mit einem Dank- 
gottesdienst gegen Abend schließt der unvergeßliche 
Festtag. 
Außer dem Tauftag bilden die Abendmahlsfeiern 
rechte Höhepunkte im gottesdienstlichen Leben der 
Missionsgemeinde. 
Die Feier findet immer erst des Abends statt, 
nicht nur weil sie, an den Predigtgottesdienst ange- 
schlossen, gerade in die Gluthhitze des Mittags fallen 
würde, sondern auch um der Nachzügler willen, die 
von den Weideplätzen draußen noch vormittags ein- 
treffen. Das hell erleuchtete Kirchlein kann dann 
die Zahl der Besucher kaum fassen. 
In den letzten Jahren haben die Missionare 
schwere, drangsalsvolle Zeiten überstehen müssen, da 
ein blutiger Bürgerkrieg das Land durchtobte und 
den fruchtbaren Norden desselben zur Einöde machte. 
Mehrere Missionsstationen, darunter unser gesegnetes 
Gibeon, mußten aufgegeben werden. Nun aber herrscht, 
dank dem Eingreifen der deutschen Regierung, wieder 
Friede; die verlassenen Stationen haben sich wieder 
bevölkert und blühen von Neuem auf; für die wei- 
tere Ausbreitung der Mission darf man das Beste 
hoffen. Gott gebe, daß dies deutsche Land bald ein 
ganz christliches Land werde! 
  
Wie die Zeitschrift des Afrikavereins deutscher 
Katholiken in „Gott will es“ meldet, erzielt die 
St. Benediktus-Missionsgenossenschaft mit 
dem Mutterhause zu St. Ottilien in Bayern, 
welche gegenwärtig schon über 200 Mitglieder zählt, 
und welcher als Arbeitsfeld die apostolische Präfektur 
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Südsansibar in Deutsch-Ostafrika anvertraut ist, dort 
fortdauernd sehr schöne Erfolge. Einem vom Mis- 
sionshause zu St. Ottilien herausgegebenen Jahres- 
bericht, welcher den Zeitraum vom 1. Juli 1895 
bis 1. Juli 1896 umfaßt, entnehmen wir Folgendes: 
Die St. Benediktusgenossenschaft für auswärtige 
Missionen zählte im Berichtsjahre zwei Doppel- 
stationen zu Dar-es-Saläm und Lukuledi und eine 
einfache Station (Männerabtheilung) zu Kollasini. 
Zur Station Lukuledi gehören zwei Außenstationen, 
die eine in Chukukwe, die andere umfaßt die Dörfer 
der Häuptlinge Tu-Kutun und Mwananchekenje. 
Die Stationen waren besetzt mit 6 Priestern, 
1 Lehrer, 7 Brüdern und 14 Schwestern. 
I. Dar-es-Saläm. Die klteste Niederlassung 
der Genossenschaft ist Dar-zes-Saläm, wo zugleich 
ein Männerkloster gegründet wurde, beide mit dem 
vornehmlichsten Zwecke, heidnische Kinder, die durch 
Loskauf oder gerichtliche Entscheidung ihre Freiheit 
erhalten hatten, zu erziehen. Im Jahre 1894 
wurde die Knabenabtheilung aus Darzes-Saläm nach 
Kollasini (fünfzig Minuten von der Stadt entfernt) 
verlegt. Gegenwärtig ist im Männerkloster zu 
Dar-es-Saläm ein Priester, welcher die Seelsorge 
der hier wohnenden (europkischen, asiatischen und 
schwarzen) Christen versieht; außer ihm befindet sich 
dortselbst ein Bruder zur Besorgumg der Geschäfte 
der Mission und vier Knaben zur Bedienung, welch 
letztere in den gewöhnlichen Schulfächern unterrichtet 
werden. 
Das Schwesternkloster in Dar-zes-Saläm unter- 
hält ein Internat für schwarze Mädchen nebst einem 
Hospital und Asyl für die Farbigen. Am 1. Juli 
1896 zählte das Internat 73 Mädchen; eine größere 
Anzahl war im Laufe des Berichtsjahres aus der 
Mission entlassen worden und hat sich mit christ- 
lichen Männern aus der Mission verheirathet. Das 
Hauptaugenmerk bei der Erziehung wird darauf ver- 
wendet, die Mädchen für die Arbeit zu erziehen und 
sie an Reinlichkeit, Ordnung, geregelte Thätigkeit 
und christliche Sitte zu gewöhnen. Der nicht un- 
geräumige, aber für die vielen Kinder doch zu kleine 
Garten der Schwestern bietet zur Feldarbeit Ge- 
legenheit; dazu besorgen die Kinder noch den Fried- 
hof, machen allwöchentlich Spaziergänge, die nebst 
der Erholung auch mit irgend einer Arbeit, die in 
der Stadt nicht ausgeführt werden kann, verbunden 
sind. Neben dieser vor Allem ins Auge gefaßten 
Gewöhnung der Mädchen an geregelte Arbeit, die 
ihnen für ihre spätere Lebensstellung am nöthigsten 
ist, wird aber auch der Schulunterricht wohl gepflegt. 
Bis gegen Ende des Berichtsjahres war die Mädchen= 
schule einklassig, und wurden alle Kinder von einer 
Lehrerin in folgenden Fächern unterrichtet: Religion, 
Lesen, Schreiben, Rechnen, Gesang. Jetzt steht die 
Schule unter zwel Lehrerinnen und ist in zwel Ab- 
theilungen getheilt; dem Unterrichtsplane der oberen 
Abtheilung ist Erlernung der deutschen Sprache 
hinzugefügt. Mit Vorliebe wird von den Kindern
	        
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