der Gesang gepflegt; sie sind auch zum großen Theile
mit guiem Gehöre und mit wohlklingender Stimme
begabt. Sie singen die gewöhnlichen lateinischen
Kirchengesänge und einige aus dem Deutschen über-
setzte Suahelilieder korrekt und mit Ausdruck und
erlernen gegenwärtig auch deutsche Texte.
Neben der gewöhnlichen Schule für alle Mädchen
besteht selt einigen Monaten noch eine Fortbildungs-
schule, in welcher die vorgeschrittensten und begab-
testen Mädchen neben weiterem Unterricht in den
gewöhnlichen Fächern noch besonderen deutschen und
Kisuahelisprachunterricht erhalten und das Harmo-
niumspiel erlernen. Es besteht die Absicht und Hoff-
nung, aus dieser Schule Lehrkräfte für die inneren
Stationen, die namentlich für den Unterricht der
weiblichen Bevölkerung sehr schätzbare Dienste leisten
würden, zu erhalten.
Die größeren Mädchen werden auch in alle
Zweige des Haushaltes eingeführt und zeigen hierin
mitunter eine auffallende Begabung und Anstelligkeit.
In der Küche, im Bügelzimmer, in der Waschlüche
zeigt sich am augenscheinlichsten, was die Schwarzen
unter liebevoller Behandlung und richtiger Anleitung
leisten können. Häufig kann man die Erfahrung
machen, daß, wenn die Kinder allein, ohne Aussicht
arbeiten, sie doch schnell, freudig und pünktlich ihre
Aufgabe ausführen. Die Fortschritte in den Hand-
arbeiten sind im Allgemeinen langsamer, lassen aber
doch erkennen, daß wir in nicht ferner Zelt christ-
liche schwarze Frauen haben werden, die ihren Stolz
darein setzen, sich ein ehrbares, gefälliges Gewand
selbst verfertigen zu können. Die im Haushalt aus-
gebildeten Mädchen, wozu in erster Linie auch alle
zu Lehrerinnen bestimmten zählen, sollen vor Allem
den Schwestern behülflich sein, aber auch eventuell
den Haushalt einer europäischen Familie besorgen
können. Religlonsunterricht wird in der unteren
Abthellung jeden Tag eine halbe Stunde, in der
oberen dagegen jeden Tag eine ganze Stunde erkheilt.
Das Krankenhaus für die Farbigen hat die Be-
stimmung, Farbigen jeder Nationalität und Konfession
in Krankheitssällen geregelte, liebevolle Pflege zu
gewähren und ihnen leicht zugängliche Gelegenheit
zum Verbinden ihrer Wunden und zum kostenlosen
Empfang der gewöhnlichen Arzneien zu verschaffen.
Im Berichtsjahre wurden verpflegt 125 Männer
und Knaben; davon starben 42, geheilt entlassen
wurden 82; ferner 78 Frauen und Mädchen, wovon
19 starben und 53 geheilt entlassen werden konnten.
Verbände wurden etwa zehntausend angelegt und
etwa sechstausend Arznelen abgegeben. Der hohe
Prozentsatz der Sterbefälle rührt davon her, daß
elne große Anzahl der Patienten sich erst ins Spital
begiebt, wenn der Tod bereits unabwendbar ist
und ihnen das Spital nur mehr einen ruhigen
Sterbeort bieten kann. Die Mission hatte die
Freude, im Berichtsjahre 56 Patienten des Hospitals
durch die heilige Taufe in die katholische Kirche auf-
zunehmen, denn christlicher Unterricht wird jedem
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heidnischen Schwarzen angeboten und selten aus-
geschlagen. Die Frequenz des Spitals, die anfangs
nur schwach war, hat in den letzten Monaten eine
bedeutende Steigerung erfahren. Ueberdies über-
nehmen die Schwestern neben der Krankenpflege im
Spital auch die Pflege schwerkranker Europäer in
der Stadt und machen häufige Gänge ins Neger-
viertel, um Kranke in ihren Wohnungen aufzusuchen
oder sie ins Spital zu bringen.
Neben dem Spital findet sich noch ein Asyl für
gebrechliche und geistesschwache Leute, die dort Woh-
nung, Kleidung und Nahrung erhalten und je nach
Lust und Können irgend eine kleine Arbeit ver-
richten.
II. Kollasini. Die Station Kollasini, im
Jull 1894 gegründet, nahm im Berichtsjahre einen
sehr glücklichen Ausschmung. Das Wohnhaus der
Missionare wurde ausgebaut, Werkstätten und Vieh-
stall in Angriff genommen, ein sehr geräumiges und
gesundes Kindergebäude aufgeführt, welches im Viereck
einen großen Hof mit Brunnen und Tummelplatz
für die Kinder, mehrere Schul= und Schlafsäle, Eß-
zimmer, Spielräume, Krankenzimmer, Vorraths= und
Werkzeugkammern, Küche enthält. Gegenwärtig ist
eine Kirche im Bau, deren Vollendung in einem
halben Jahre zu erwarten steht. Alle Bauten wurden
zum überwiegenden Theile mit aus dem Internat
hervorgegangenen und in der Mission gebildeten
Arbeitern hergestellt.
Die Hauptaufgabe der Missionsstation Kollasini
ist die Erziehung der Negerknaben, von denen ein
großer Theil dem Wohlwollen der Keiserlichen
Bezirksämter zu verdanken ist. Die Schülerzahl be-
trug am Schlusse des Berichtsjahres 112; mehrere
Zöglinge waren im Laufe des Jahres entlassen
worden und hatten sich mit christlichen Mädchen
verheirathet. Die Schule ist eine einklassige, in
welcher von einem europäischen Lehrer und einigen
schwarzen Gehülfen unterrichtet wird. Die Unter-
richtsfächer sind auch hier: Religion, Deutsch, Lesen,
Schreiben, Rechnen und Gesang. Die jüngeren
Kinder werden außer der Erholungszeit durchweg
auf der Schamba (Landgut der Mission) verwendet,
die älteren arbeiten in der Küche, im Hause, im
Gemüsegarten oder in den Werkstätten.
Sowohl Schul= wie Handwerksunterricht fordert
eine unermüdliche Geduld des Lehrmeisters und vor
Allem eine große Liebe desselben zu den ihm an-
verkrauten Kindern, durch die er dieselben an sich
zieht. Hand in Hand damit muß gehen eine ziem-
liche Fertigkeit in der Sprache und Verständniß für
das Gelstesleben und die Anschauungen des Negers.
Wenn diese Eigenschaften vorhanden sind, dann er-
zielt ein Meister Erfolge; je weniger er die Geduld
verliert und den Muth sinken läßt, desto eher kann
er von seiner mühsamen Lehrarbeit Früchte sehen.
Gegenwärtig haben wir erst einige ganz ausgebildete
schwarze Arbeiter, die sich auch in europeischen
Werkstätten sehen lassen könnten, jedoch zeigen die