am Sanaga wohnenden Wutes der spezifische Ada-
mauatypus sehr vermischt. Im Allgemeinen sind die
Wutes gleichmäßig kräftig gebaute Menschen mit
wohlgebildeten Gesichtern, hoher Stirn und nur
mäßig aufgeworfenen Lippen. Sie haben ein freies,
selbstbewußtes Wesen, das besonders aufftillt, wenn
man ihnen zu zweien oder dreien im vollen Waffen-
schmuck in den Batidörfern begegnet, wo ihnen Alles
scheu ausweicht; denn sie sind herrisch und zu Ueber-
griffen geneigt. Auffallend ist im Gegensab zu den
Bantus die Gleichmäßigkeit der Hautfarbe, die ein
mittleres Schwarz zeigt. Tätowirungen sind bei den
Frelen nicht gebräuchlich. Auf die Haarfrisur wird
namentlich bei Ngilla ein großer Werth gelegt und
der Häuptling selbst hat hier für die Krieger, Sklaven
und Weiber besondere Trachtenvorschriften erlassen.
Im Allgemeinen wird den Sklaven überall der Kopf
zur Hälfte rasirt, während die Freien die Haare
scheiteln, aus Oel und gepulvertem Rothholz eine
Pomade machen und diese dick auftragen. Charakte=
ristisch für den freien Wute ist ferner ein Kinnbart,
der als Zierde des Mannes gilt, während Schnurr-
und Backenbart sorgfältigst rasirt werden.
In der Kleidung treten die größten Gegensätze
zu Tage; denn während die Häuptlinge und Großen
in reichen Haussagewandungen einherstolziren, trägt
der gemeine Mann nur eine aus Bast verfertigte
schürzenartige Hose, während die Weiber nur vorn
einen schmalen Fellstreifen oder ein handgroßes Stück
Zeug befestigt haben; doch sind Perlenketten, feine
Bast= oder Lederschnüre als Hüftschmuck sehr beliebt,
während die Männer elfenbeinene oder lederne Arm-
ringe, Halsbänder aus Eber= oder Leopardenzähnen
als Schmuckstücke anwenden. Uebrigens sind Zeuge,
namentlich einfarbige, sehr beliebt und werden auch
bei Nna und Dandugu auf dieser Seite des Sanaga
nach Küstenart getragen, während Ngilla seinen eigenen
Weibern kurze, enganliegende Hosen hat anfertigen
lassen, mit denen sie bei feierlichen Gelegenheiten er-
scheinen. Sandalen werden nur von den Männern
getragen, die Frauen gehen bei Regenwetter öfters
zum Schutz gegen Nässe und Schmutz auf hochsohligen
Pantoffeln. Erscheinen die Männer im Waffenschmuck,
so haben sie vielfach hohe Büschel von Hahnen= oder
Papageiensedern im Haar, vielfach streichen sie sich
auch roth oder weiß an und behängen Brust und
Rücken mit dem Fell des weißen Affen, das gleich-
zeitig das Schreckliche ihres Aussehens erhöhen und
schußfest machen soll. Die Großen und Berittenen
tragen als Medizin dicke, mit Koransprüchen benähte
Westen unter dem weiten Obergewand, auf dem Kopf
den Fez oder Turban und in der Hand die lange
Fullahlanze. Doch treten die Reiter selten in Aktion;
denn der Wute zieht selbst keine Pferde und fühlt
sich zu Fuß sicherer, deshalb bildet das Fußvolk die
eigentliche Kriegsmacht und den Kern der Streiter
die mit Schild, Speer und langem Schwert bewaff-
neten freien Wutes; ihnen zunächst stehen die nur
mit Pfeil und Bogen ausgerüsteten Leichtbewaffneten,
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während die mit Gewehr und kleinem Elefantenhaut-
schild bewehrten Krieger sich meist aus unterworfenen
oder in der Jugend gefangenen Batis rekrutiren, die
in der Führung der Feuerwaffe mehr Gewandtheit
zeigen als der speergewohnte Wute. Doch beginnen
auch Ngilla und Ngutte mehr und mehr den Nutzen
der Gewehre einzusehen, wenngleich im Graslande
in der That der weitschießende Bogen eine gefähr-
lichere Waffe ist als ein oft versagendes Vorderlade-
gewehr. Die mannshohen Schilde der Speerkämpfer
sind aus Büffel= oder Antilopenfell oval geschnitten
und nach innen gebogen, seitlich mit zwei Roßschweifen
verziert. Unter ihrem Schutze geht außer dem Träger
noch ein Bogenschütze mit vor. Sämmtliche Wutes
tragen neben kleinen Messern am Gürtel oder Arm
über die Hand gezogen ein Stoßmesser für den Nah-
kampf, das die Bogenschützen gleichzeitig als Spannung
beim Schießen benutzen. Die Köcher aus Rohr oder
Fellen enthalten 40 bis 50 sehr sorgfältig gearbeitete
Pfeile, die aber in der Regel nicht vergiftet sind,
weil die Pfeile häufig vom Gegner wieder benutzt
werden. Die Schilder der Gewehrschützen sind kleiner
und bestehen, wie gesagt, aus Elefantenhaut; sie sind
häufig bunt bemalt. Wurfkeulen aus Holz habe ich
nur bei den Bapeas, einem von Ngutte unterworfenen
Stamme jenseits des Mbam gefunden. Diese Leute
zeichnen sich durch unnatürlich verlängerte, mit einem
Holzpflock gezierte Ohrläppchen aus. Die Speere
der Wutes sind besonders sorgfältig gearbeitet, viel-
fach verziert und am Ende beschwert, wodurch der
Drall und damit die Treffsicherheit wesentlich erhöht
wird. Sämmtliche Waffen sind Eigenthum des
Königs. Interessant sind ferner die aus Leder ge-
arbeiteten Schußstücke, die um das linke Handgelenk
gelegt werden, das sie gegen die zurückschnellende
Bogensehne schützen, und die Kriegspauken, Hörner
und Glocken der Wutes.
Alles dies ist ganz verschieden von den benach-
barten Bantus; am augenfälligsten aber treten die
Adamaua-Eigenthümlichkeiten bei den Wutes zu Tage,
wenn man ihre Art zu wohnen, ihre täglichen Be-
dürfnisse und Luxusansprüche, ihre Industrie und
ihren Handel betrachtet. Wohnen die Yaundes überall
in Weilern und Siedlungen, selten nur in größeren
Dörfern und Gemeinschaften zusammen, so kennen die
Wutes nur große Städte und Dörfer, in denen sich
um das unbeschränkte Oberhaupt der ganze Stamm
versammelt. Haus steht an Haus, die Farmen liegen
vor den Thoren der Befestigung oder weiterhin unter
der Aussicht dort wohnender Sklaven. Die Städte
der Häuptlinge Nna, Dandugu, Watare, Wengue
sowie Nguttes sind mit Wall und Graben gut be-
festigt, auch die meisten größeren Dörfer sind für
die Vertheidigung eingerichtet und nur Ngilla wohnt
gänzlich frei, weil, wie er mir stolz erklärte, Niemand
ihn angrelfen würde. Die Häuser sind überall rund,
mit spitzem Grasdach versehen. Selbst die Batis
haben, wo sie unterworfen sind, diese Bauform ein-
führen müssen. Die Häuser in den Städten sind