wollten. Seine Kapelle reichte nicht aus, die Menge
der Besucher zu fassen, die sonntäglich zu den Gottes-
diensten herbeikamen. Er sandte einen Eilboten nach
dem andern an die Missionare mit der dringenden
Bitte, sie möchten doch kommen und helfen.
Da machten sich die Brüder Schmidt und
Autenrieth auf, um selber zu sehen, wie es eigent-
lich im Abolande stände. Ihre Erwartungen wurden
weit übertroffen. Das Herz ging ihnen auf, als sie
das Wehen des göttlichen Geistes in so viel heils-
hungrigen Seelen erkannten. Das Kirchlein Josefs
faßte 60 Personen, 300 aber erschienen zum Gottes-
dienst. Da half es nichts, die Missionare mußten
zehn Tage dortbleiben und gleich Hand anlegen zum
Bau einer geräumigen Kirche. Elf Taufbewerber
wurden getauft, die Feier des heiligen Abendmahls
wurde gehalten, zwei Paare wurden kirchlich getraut.
Das Gotteshaus war jedesmal überfüllt. „Ich sah,
ich staunte“, schrieb Bruder Autenrieth. Das war
im November 1888.
Im Mai 1889 sind denn die Brüder Auten-
rieth und Walker zu dauerndem Aufenthalt nach
Mangamba gezogen und haben zur größten Freude
der Leute Mangamba zu einer Hauptstalion aus-
gebaut. Seitdem ist die Missionsthätigkeit im Abo-
lande stets von Erfolg begleitet gewesen und hat auch
bei der im September und Oktober 1893 zum Aus-
bruche gelangten Christenverfolgung Stand gehalten.
Mit rührender Treue und Liebe hängen die Leule
an ihren weißen Lehrern. Der Aufenthalt in West-
afrika ist für Europäer gefährlich und ungesund.
Trogß aller Vorsichtsmaßregeln erliegen sie leicht dem
tödlichen Fieber. Das hat die Basler Mission schon
manches Mal schmerzlich erfahren. Um solchen trau-
rigen Fällen möglichst vorzubeugen, erhalten die
Missionare von Zeit zu Zeit Urlaub, damit sie sich
in Europa erholen können. Neu gestärkt und er-
frischt an Leib und Seele kehren sie dann wieder auf
ihr Arbeitsfeld zurück. Da ist jedesmal große Trauer,
wenn ein Lehrer das Land zu solcher Urlaubsreise
verläßt. Und wenn er wiederkehrt, ist die Freude
groß. Aber niemals ist größerer Jubel in Man-
gamba gewesen als im Angust 1892. Da kehrte
Bruder Walker aus Europa zurück und hatte sich
von dort eine junge Frau mitgebracht. Das hatten
die Aboleute schon lange schmerzlich vermißt, daß sie
mehrere Väter und noch keine Mutter hatten. Nun
kam die langersehnte „Abomutter“ ins Land. Alles
strömte zusammen, um sie mit festlichem Sang zu
begrüßen und ihr kräftig und herzlich die Hand zu
schürteln. Jetzt, meinten sie, könne keiner mehr be-
haupten, daß Mangamba im Busch liege; wo solch
eine Mutter wohne, könne unmöglich Buschland sein.
So ist die Arbeit Jahr für Jahr freudig und
gesegnet vorwärts gegangen. Durch eine Reise Bruder
Autenrieths ist ein erfolgreicher Vorstoß nach
Norden gemacht und eine zweite Hauptstation Nyasoso
angelegt. Wenn auch das Heidenthum noch nicht
völlig besiegt ist, wenn sich auch in den Herzen der
42
Christen immer noch viele Schwachheit findet, so
müssen wir doch erkennen, daß das gesegnete Missions-
erfolge sind im Abolande in Kamerun, wie sie sich
nicht auf jedem Missionsgebiet finden.
RAus fremden Molonien.
Bandel im Rongostaat.
Die Nummer 4 des „Bulletin officiel de l’Etat
Indeépendant du Congo“ enthält die Handels-
statistik des Kongostaats für das Jahr 1896.
Danach beläuft sich die Gesammtausfuhr) auf
15 091 137,62 Frcs., die Gesammteinfuhr?“) auf
16 040 370,80 Frcs., so daß der Generalhandel
einen Werth von über 31 000 000 Frcs. (nahezu
30 pCt. mehr als im Vorjahr) repräsentirt.
Die Ausfuhr der aus dem Gebiet des Kongostaates
selbst stammenden Waaren beträgt 12389 599,85 Fres.
und die Einfuhr der für das Gebiet zum Verbrauch
bestimmten Waaren 15.227776,44 Frcs. Der
Spezialhandel ergiebt sonach einen Werth von über
27½ Millionen Frcs. (über 27 pCt. mehr als im
Vorjahre). 1
In der Einfuhr nehmen baumwollene Gewebe
die erste Stelle ein (für über 4 000 000 Frcs.). Die
Spirituoseneinfuhr hat seit 1894 stetig abgenommen.
In dem genannten Jahre betrug dieselbe 1747 732 1,
eine Zahl, die im folgenden Jahre (1895) auf
1 465 590 1 herabging; im Jahre 1896 fiel diese
Einfuhr auf 1 215 726 1 im Werthe von 378 580
Frcs.; sie stellt mithin zur Zeit nur 1,37 pCt. des
gesammten Handelsumsatzes dar.
Bei der Einfuhr kommt Deutschland als Her-
kunftsland an dritter bezw. vierter, bei der Ausfuhr
als Bestimmungsland an fünfter Stelle.
Perschiedene Wiltheilungen.
Frauenverein für Rrankenpflege in den deutschen
Rolonien.
In „Unter dem rothen Kreuz“ schreibt die Vor-
sitende der Abtheilung Kamerun Frau Dr. Plehn:
„Das neue Hospital wird wunderschön, aber sehr
groß, größer als das in Togo. Die Schwestern
fürchten sich etwas vor dem vielen dann nothwendigen
Laufen, und werden sie naturgemäß mehr Boys
nöthig haben! Man sieht von der Piazza des Hospi-
tals bis nach Fernando Po. Das Haus bekommt gerade
die volle Seebrise, und daß es etwas zurückliegt,
hindert nichts daran, da kein hoher Baum davor ist.
*) umfaßt alle Waaren, gleichgultig, ob sie aus dem
Gebiet des Kongostaates stammen oder nicht.
)Umfaßt alle Waaren, gleichgultig, ob dieselben
zum Verbrauch, zur Durchfuhr oder für Niederlagen be-
stimmt sind.