Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

Leber Ananaskultur 
schreibt im „Tropenpflanzer“ Nr. 9 J. P. B. in 
Bremen Folgendes: 
Da unsere Kolonien bis jetzt sehr wenige Artikel 
für die Ausfuhr aufzuweisen haben und selbst von 
diesen die meisten auf Eisenbahn und Wagen warten, 
um an einen Hafen zu gelangen, ist es fürs Erste 
und für noch längere Zeit nöthig, unsere Aufmerk- 
samkeit der Kultur solcher Produkte zuzuwenden, die 
in ganzer Nähe des Meeres leicht und in großer 
Menge gezogen werden können. 
Unter diesen steht die Ananas obenan. Sie würde 
dort überall gut gedeihen und schöne Ernten liefern 
können, die in Deutschland jeder Zeit Nehmer genug 
fänden. 
Ein kürzlich in den Vereinigten Staaten N.-A. 
erschienener Bericht über die Ananaskultur auf den 
Keys von Florida zeigt, wie weit die Amerikaner in 
wenigen Jahren es darin brachten, und was wir in 
unseren Kolonien ebenso gut oder besser sollten fertig 
bringen können. 
Die Florida-Keys, einige Hundert an Zahl, sind 
niedrige, schmale, lange Koralleninseln unter dem 
25. Grad nördlich; von den Bahama-Inseln nur 
durch den Golfstrom getrennt, ziehen sie sich 200 
engl. Meilen lang vom Kap Florida bis zu den 
Tortugas (Schildkröteninseln) hin. Nur fünf von 
ihnen hat man bis jetzt für Ananaskultur dienend 
gefunden: Elliot Key, Old Rhoades, Cayo Largo, 
Plantation-Key, Upper-Metacumbe, auf denen schon 
über tausend Acres mit Ananas bepflanzt sind, die 
mehrere Millionen Früchte tragen von 3 bis 4 Pfund 
das Stück (jede Pflanze liefert nur eine). So werden 
schon jetzt Millionen von Pfund nach den Nordstaaten 
gesandt im Rohzustande; ein anderer Theil geht in 
die Konservenfabriken, um in Büchsen verpackt in die 
ganze Welt zu gehen, den Rest bekommen die Schweine 
als gute Mast. 
Ein Mr. Baker verschaffte sich einige Stecklinge 
von Kuba, von denen alle Florida-Ananas abstammen. 
Verschiedene Behandlung hat verschiedene Sorten 
erzeugt. 
Die Ananas hat keinen Samen und pflanzt sich 
durch die Schößlinge (Suckers), von der Basis des 
Stammes ausgehend, durch die Seitensprosse (Slips), 
am unteren Ende der Frucht hervorkommend, 6 bis 
12 Stück an jeder Frucht, und durch die Krone, die 
wie ein Federbusch oben aus der Fruchtspitze heraus- 
eht, fort. 
Früh in der Regenzeit, auf den Keys im Juli 
bis August, werden die Seitensprosse, zehn Tausend 
auf den Acre, gepflanzt, und man kann annehmen, 
daß zwei Drittel davon, etwa sieben Tausend, Frucht 
ansetzen. 
Die Pflanze wird 2 bis 2½ Fuß hoch. Die 
ganze Arbeit dabei besteht in dem Einsetzen derselben 
und dem Reinhalten des Bodens von Unkraut, bis 
die Pflanzen sich so stark ausgebreitet haben, daß 
sie den Boden beschatten; alsdann kommt kein Un- 
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kraut mehr auf. Später kommt dann nur noch der 
Schnitt der reifen Frucht. Die ersten Früchte wer- 
den mit 40 bis 50 Pfg. unseres Geldes bezahlt. 
Die ganze Ernte giebt im Durchschnitt 18 Pfg. das 
Stück. Die Produktionskosten 2c. sind 15 Pffg. 
Sobald die Ananas zu reif werden, um noch roh 
versandt zu werden, kommen sie in die Konserven- 
fabrik, die 4 Pfg. für das Stück zahlt. Die beste 
Sorte heißt Abbaca und wird in New-ork nicht 
selten mit 2 Dollar = 8 Mk. 50 Pfag. bezahlt. 
Das ist wohl ohne Zwelfel dieselbe Art, die in 
Brasilien unter dem Namen Abbacoxi (Ton auf schi 
— Fi) für die feinste gilt, aber hier weit billiger ist. 
Die beste aller Ananas soll die Portorico sein, 8 bis 
10 Pfund schwer, die roh nicht versandt werden kann, 
da sie zu saftig ist. 
Natürlich kann keine Rede davon sein, Ananas 
im Rohzustande von Afrika nach hier zu bringen, 
dafür liegen unsere Kolonien zu fern;#) es kann sich 
für uns nur ums Einmachen in Blechdosen und 
deren Versand handeln. Es kann keine bessere Thä- 
tigkeit für die trägen Neger der Tropen gedacht 
werden als die Ananaskultur; denn Frau und Kinder 
genügen dafür. 
  
Ueber Maté--Thee. 
Der von den Spaniern yerba maté, von den 
Portugiesen herva maté, von den Deutschen meist 
schlechtweg Mate genannte Thee wird aus den 
Blättern und Zweigen eines strauchartigen Baumes, 
des Ilox paraguayensis, gebildet, der in Paraguay 
in dessen östlichem Theile, in Argentinien im Terri- 
torium Misiones und in Brasilien auf dem Hochlande 
der drei Südprovinzen in großen Beständen wild 
wächst. Die Einsammlung und die Aufbereitung des 
Naturproduktes liegt überall in den Händen der 
Einheimischen; der Konsum beschränkt sich ausschließlich 
auf Südamerika und ist besonders in den südlichen, 
spanisch redenden Republiken sehr stark Hier wird 
der Maté entweder in der Art genossen, daß die 
Blätter in einer in ein Gefäß umgewandelte Kürbis- 
schale mit heißem Wasser übergossen werden und der 
Aufguß mittelst einer silbernen Röhre der Bombilla 
herausgesogen wird oder, was aber viel seltener ge- 
schieht, als Thee getrunken. 
Nach Argentinien wurde Mate eingeführt: 
1895 
Tausend Tonnen im Werth Tausend Tonnen im Werth 
von 1000 Doll. von 1000 Doll. 
Aus Paraguay 11,7 1243,4 13,7 1497,5 
Brasilien 11,9 1388,9 20,5 2436,1 
*) Kamerun und Togo würden nicht zu fern liegen, 
wenn wir direkten Schnelldampferverkehr hätten, am besten 
besonders daraufhin gebaute Fruchtbampfer mit Kühlräumen. 
r. Preuß, Direktor des botanischen Gartens in Victoria, 
theilt mir brieflich mit, daß er von Kamerun aus „mit 
dem Einsenden von Ananas, welche in ihrem eigenen Sa 
in Gläsern eingemacht wurden, ganz vorzugliche Resultate 
erzielt“ habe. - (Wg.) 
 
	        
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