Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

entstandene Panik wieder vollkommen beseitigt. Stehen 
sie fernerhin treu auf unserer Seite — und ich hoffe 
dies zuversichtlich —, so wird Ungoni aller Krieg 
erspart bleiben. 
Songea ist jetzt beauftragt worden, den Unter- 
häuptling Muhawi, welcher den im Dezember v. Is. 
bei Ligelonga stattgefundenen Ueberfall der Handels- 
karawane des Lupinda geleitet. hat, fangen zu lassen 
und hier einzuliefern, während Mlamiro die Ge- 
fangennahme des Liguku, welcher einen in neuerer 
Zeit unternommenen Streifzug gegen Nankamma bei 
Unndi anführte, anbefohlen ist. 
Die Häuptlinge Chikuse, Fuse und Mgendera 
werden in Haft gehalten, bis die gegen sie vorliegen= 
den Klagen auf Herausgabe von Kriegsstlaven er- 
ledigt und die ihnen auferlegten Strafen gezahlt 
sind. Insbesondere wird Mgendera nicht eher frei- 
gelassen werden, bis die Erben des in dem erwähnten 
Ueberfall am Ligolonga getödteten Lupinda aus Lindi 
voll entschädigt sind, damit die Händler an der Küste 
keine Verluste haben und kennen lernen, daß ihre 
Handelsunternehmungen im Innern unter dem wirk- 
samen Schutze des Gouvernements stehen. 
Die Zahl der eingelieferten Kriegsgefangenen hat 
sich seit dem Tage der Verhaftung täglich vermehrt, 
sie hat jetzt rund 650 erreicht, weit größerer Zu- 
wachs ist besonders dann zu erwarten, wenn es sicher 
ist, daß eine entsprechende militärische Macht hier 
längere Zeit stationirt bleibt. Viele der in Sklaverei 
Gerathenen laufen ihrem Herrn deshalb nicht weg, 
weil sie fürchten, daß sie nach dem Abzug der Kom- 
pagnie von den Wangoni wieder geholt werden 
könnten und ihr Loos dann ein schlimmes sein würde. 
Ueber die befreiten Sklaven verfügt die Kom- 
pagnie in der Weise, daß sie, soweit dies nicht für 
die Leute aus dem unmittelbaren Hinterlande von 
Lindi und Milindani durch die dortigen Behörden 
geschieht, Freibriese ausstellt und die Leute nach 
Möglichkeit in ihrer Heimath wieder anzusiedeln sucht. 
Ungoni, das Quellgebiet- des Rovuma, wie das 
nach Osten daran angrenzende Undonde, im Norden des 
mittleren Rovuma, ist, wie ich in der Afrikalitte- 
ratur vorhandenen Aeußerungen gegenüber hervor- 
heben möchte, ein fruchtbares, wasserreiches Land, 
ein nur durch Kulturland unterbrochenes Waldgebiet. 
Meiner Ansicht nach übertrifft besonders Ungoni an 
Wasserreichthum und Fruchtbarkeit das Waheheland. 
Zu weitaus größtem Theile weist es Ackerboden auf, 
der verschwindende Rest ist immer noch als Weide- 
land brauchbar. Ungoni und das Rovumathal sind 
überdies so gut bevölkert, daß dieser bisher nur 
wenig bekannte Theil unseres Schutzgebietes wohl 
werth sein dürfte, der Segnungen einer geordneten 
Verwaltung theilhaftig und dem das Eindringen 
unserer Kultur und Civilisation in erheblichem Maße 
erschwerenden arabischen und islamitischen Einflusse 
entzogen zu werden. 
  
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– 
versleigerung von Elfenbein in Bagamoyo. 
Am 8. September d. Is. wurde das dem Gou- 
vernement gehörige, in der Zeit vom 1. März 1896 
bis zum Auktionstage angesammelte Elfenbein, näm- 
lich 504 Elefantenzähne im Gewicht von 12 772⅛ 
Pfund und 40 Flußpferdzähne im Gewicht von 
34½ Pfund in Bagamoyo öffentlich versteigert. 
Die Betheiligung der aus Sansibar herbeigekom- 
menen und der in Bogamoyo ansässigen indischen 
Kaufleute war eine rege, während sich die euro- 
päischen und amerikanischen Kaufleute zurückhielten. 
Das Endergebniß betrug nach Abzug der Versteige- 
rungsunkosten 68 456,39 Rupien, zum jetzigen Kurse 
von 1,36 Mark = 93 100,990 Mark, und ist als 
ein günstiges zu bezeichnen. 
  
Ueber den Stand der Agavenpflanzung auf der plantage 
Rurazini bei Dav#-es- Salam 
liegt folgender Bericht vor: 
Es sind nunmehr im Ganzen 100 ha mit etwa 
110 000 Pflanzen von Fourcroya gigantea be- 
pflanzt, die ein prächtiges Wachsthum zeigen. Die 
von den Blüthenschäften abgefallenen Bulbillen 
kommen zunächst in 10 bis 15 cm Abstand in Saat- 
beete, von denen jetzt etwa 300 neu angelegt sind. 
Sehr selten kommt eines dieser Pflänzchen nicht an, 
Schaden thun ihnen nur Krähen und Ratten. Die 
etwa 15 bis 20 cm hohen Pflanzen werden nach 
elwa sechs Monaten mit je 3 m Abstand an ihren 
Standort versetzt, nachdem das Land vorher sorg- 
fältig geklärt ist. Die besten Umpflanzzeiten sind die 
Regenperioden. Es kommt nur äußerst selten vor, 
daß eine Pflanze nicht gedeiht. Von Zeit zu Zeit 
wird das Unkraut zwischen den Pflanzenreihen ent- 
fernt. Die Anlage ist im Mai 1895 begonnen, und 
es dürsten im Oktober 1897 die ällesten Pflanzen 
zur Ernte reif sein. Ihre Blätter haben dann eine 
Länge bis zu 1,85 m, bei einer größten Breite von 
22 cm, einer Dicke am Fuß von 6 cm und einem 
Gewicht von 2,2 kg. Wie viel Fasern die Blätter 
geben werden, läßt sich noch nicht feststellen. Ebenso 
bleibt noch zu entscheiden, wielange eine Pflanze 
Ertrag bringt und ob man durch Ausschlagen des 
Blüthenschaftes die Lebenszeit der Agave verlängern 
kann. Wurzelschößlinge treibt Fourcroyafast nie. 
Es wird durchweg eine slachellose Varietät gepflanzt. 
Die Maschinen, als Extraktor und Bürstenmaschine, 
sind bei Barraclough bestellt, ebenso eine zehnpferdige 
Lokomobile. Ein großer Brunnen ist fertig, so daß 
zu hoffen ist, daß mit Jahresschluß der Betrieb an- 
fangen kann, allerdings zunächst nur mit einigen 
Tausend ausgewachsenen Pflanzen. 
Zwischen den Agaven werden Kokospalmen ge- 
pflanzt, um, auch falls der Versuch mit den Agaven 
resultatlos sein sollte, das Land nutzbar zu machen.
	        
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