elngewirkt. Sansibar als volkreichste Stadt Ost-
afrikas und als Residenz des bedeutendsten ein-
geborenen Herrschers mußte an und für sich eine
gewisse Anziehungskraft ausüben, welche noch dadurch
erhöht wurde, daß nur an diesem Platze im Gegen-
satz zum Festlande keine Besorgnisse vor räuberischen
Ueberfällen gehegt zu werden brauchten. Sansibar
war auch der Punkt, von wo die Maskataraber,
welche lange Zeit allein das Innere bereisten, ihre-
Züge unternahmen. Die wichtigsten Handelsartikel
Ostafrikas waren Elfenbein und Sklaven. Die
Sklavenkarawanen brachten regelmäßig Elfenbein
mit, welches im Innern leicht erhältlich und in
Sansibar geschätzt war, mit geringer Mühe trans-
portirt werden konnte und somit die Möglichkeit
bot, die Kräfte der geraubten oder gekauften Sklaven
schon während des Marsches als Träger aus-
zunutzen. Als in diesem Jahrhundert der Sklaven-
handel zur See durch die Kriegsschiffe europäischer
Mächte beunruhigt wurde, lag keine Veranlassung
vor, ein neues Handelscentrum zu wählen, da die
zahlreichen arabischen Plantagen Sansibars und
Pembas einen steten Nachschub von Sklaven er-
heischten, die Nähe des ausführenden Festlandes
aber und die zahlreichen, vorzügliche Schlupfwinkel
bietenden Buchten der Insel die Ueberwachung des
Verkehrs zwischen Sansibar und dem Festlande
außerordentlich erschwerten. Auf dem ostafrikanischen
Kontinent selber trat eine Veränderung ein, die
alten, an guten Häfen gelegenen Handelsplätze waren
für die Sklavendhaus zu unsicher, die Händler
mußten solche Stellen auswählen, wo der flache
Strand ihnen ein unbehindertes Landen gestattete,
die tiefgehenden Kriegsschiffe aber zwang, in weiter
Ferne zu bleiben. So entstanden Kilwa Kivindje
und Bagamoyo. Legzteres vereinigte die erwähnten
Vortheile und hatte außerdem den Vorzug, daß
Segelschiffe zwischen diesem Orte und Sansibar bei
iedem Winde in kurzer Zeit verkehren konnten. In-
folgedessen wurde Bagamoyo der Hafen, durch welchen
der Verkehr Sansibars mit dem Innern Ostafrikas
in erster Linie vermittelt wurde, eine Stellung, die
es trotz mancher in letzter Zeit erlittener Einbuße
im Großen und Ganzen behauptet hat. Als nun in
den letzten Jahren der Sklavenhandel durch die
Bemühungen der europälschen Mächte, insbesondere
Deutschlands und Englands, lahm gelegt worden
war, hatte auch Sansibar vermöge seiner günstigen
geographischen Lage und der durch neue Dampfer-
linien erleichterten Schifffahrt nach Europa und
Indien so große Fortschritte gemacht, daß es, von
dem konservativen Geist der indischen Kaufmannschaft
unterstützt, Mittelpunkt des Handels blieb und mit
den anderen Handelszweigen auch das Elfenbein-
geschäft nach wie vor konzentrirte.
Der Elfenbeinhandel im Innern Afrikas wird
meistens durch Karawanen vermittelt, welche von
Arabern oder Negern geführt werden. Die Kara-
wanenleiter verschaffen sich die zur Ausrüstung
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nöthigen Mittel durch Aufnahme eines Darlehns bei
einem indischen, bisweilen auch bei einem europäischen
Kaufmann. Bei ihrer Rückkehr haben sie das er-
haltene Elfenbein abzuliefern, der Kaufmann zieht
von dem Erlöse zuerst sein Kapital nebst Zinsen ab,
der Rest des Gewinnes wird je nach Vereinbarung
ganz oder theilweise dem Karawanenführer aus-
gehändigt. Selten besitzt der Karawanenführer selbst
die Mittel, um seine Karawane auszurüsten, noch
seltener tritt es ein, daß ein im Innern ansässiger
Händler sein Elfenbein mit eigener Karawane nach
der Küste sendet. Nach den portugiesischen Häfen
wird das bereits im Innern aufgekaufte Elfenbein
häufig vermittelst Eisenbahn oder Flußdampfer ge-
bracht, nach den Städten der Benadirküste durch
die eingeborenen Besitzer oder die Häuptlinge, da
die allgemeine Unsicherheit in den Somaligebieten
den Karawanenverkehr erschwert. Die bedeutendsten
Ausfuhrplätze sind in Deutschostafrika Bagamoyo,
Saadani, Pangani, im britischen Protektorat Mom-
bana, Lamu, Kismayu, im portugiesischen Gebiet
Ibo, an der Venadirküste Maktiuhu. Von allen
diesen Plätzen ist Bagamoyo noch weitaus der
wichtigste, indeß ist auch die Bedeutung Mombassas
in letzter Zeit gestiegen.
Nach den von der hiesigen Zollverwaltung heraus-
gegebenen wöchentlichen Veröffentlichungen betrug der
Werth des nach Sansibar importirten Elfenbeins in
Rupien
im ersten
Halbjahr
1892 1893 1895“) 1896 1897
2375 821 1887 320 1 866 578 2136 944 1193082
Die Menge betrug, in englischen Pfund berechnet:
im ersten
1894“"“) 1895 1896 Halbjahr 1897
42 720 247 876 290 134 143200
Auf die verschiedenen Ursprungsländer vertheilt,
betrug die Einfuhr in englischen Pfunden aus:
im ersten
1894“) 1895 1896 Halbjahr 1897
Deutsch= ueie 346 300 196 128 232 747 103 294
Britise tafrika 58 350 37 127 44 158 33523
Benadirkuste 8310 8610 9565 4688
Portugiesischem
Gebiet 9760 6011 3844 1695
Hiernach haben die Zufuhren an Elfenbein im
Jahre 1895 abgenommen, sind aber seitdem wieder
gestiegen; zu bemerken ist die ständige und ins-
besondere im laufenden Jahre erhebliche Zunahme
des auf Britisch-Ostafrika entfallenden Antheils, welche
wohl auf Kosten der deutschen Küste stattgefunden
*) Für 1894 sind keine Veröffentlichungen ergangen.
Englische Konsulatsberichte 2 756 459 Rupien.
*#) Nach den Auszeichnungen des Vertreters der Firma
Heinrich Adolf Meyer.
Fur die früheren Jahre ist die importirte Menge nicht
zu ermitteln, die Zollstatistik giebt nur „Packages“ an,
deren Gewicht nicht angegeben ist und in jekenagan ver-
schieden war.