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Für Ballzähne (weiche, meist von weiblichen
Elefanten herrührende Zähne, mit geringer Krümmung
und Höhlung und, wie ihr Name zu erkennen giebt,
vornehmlich zur Fabrikation von Billardbällen ge-
braucht) — 10 bis 20 pCt. höher.
Für Kuteh-Zähne (weiche, große Zähne mit
großer Höhlung, hauptsächlich zum Export nach Indien
bestimmt, wo Fuß= und Armringe aus ihnen gearbeitet
werden) — gewöhnlich 10 pEt. niedriger, zur Zeit
beinahe den babuleia-Zähnen gleichwerthig.
Für weiche, kleine Zähne läßt sich ein allgemeiner
Preis nicht angeben, da hier zu viele Nebenumstände
wie Farbe, eine zur Verarbeitung geeignete oder
schöne Form und Liebhaberei mitsprechen, indeß sind
dieselben auch im Verhältniß billiger als die großen
Zähne. Harte Zähne, welche, bevor der Kongostaat
die Ausfuhr nach der afrikanischen Westküste lenkte,
häufiger auf den hiesigen Markt kamen, kosten in
jeder Sorte 20 bis 30 pCt. weniger, zur Fabrikation
von Billardbällen können sie wegen ihrer Sprödigkeit
selten gebraucht werden.
Wegen der Aussichten des hiesigen Elfenbein-
markts hat die Haltung des Kongostaates und sein
mit Erfolg gekröntes Bestreben, die Elfenbeinausfuhr
von der afrikanischen Ostküste abzulenken, vielfach und
auch in deutschen Kreisen Besorgnisse hervorgerufen.
Die Befürchtungen dürften nicht gerechtfertigt sein.
Der Kongostaat produzlrt fast nur härtere und
darum minderwerthige Sorten, während die Länder,
die bisher Sansibar versorgen, weiche und theuere
Sorten liefern. Der Grund hierfür liegt in der
geographischen Beschaffenheit der Länder. Im Kongo-
staat, insbesondere in dem viel Elfenbein produzirenden
Wanjema-Gebiet westlich des Tanganika, leben die
Elefanten in feuchten Weldern und sind darauf an-
gewiesen, sich von dem Laub der Bäume zu nähren,
in Deutsch-Ostafrika, Britisch-Ostafrika sowie im
Somaligebiet leben die Elefanten in der Steppe
und nähren sich von Gras. Der Unterschied der
Nahrung und Lebensweise bedingt auch den Unter-
schied des Elfenbeins und derselbe ist ein so konstanter,
daß man aus der größeren oder geringeren Weiche
der aus verschiedenen Gegenden stammenden Zähne
die örtliche Beschaffenheit ihres Ursprungslandes er-
kennen kann. So gehört das aus den Steppen der
Manat herrührende Elfenbein zu den weichsten und
geschätztesten Sorten. Wenn nun auch die Maß-
regeln des Kongofstaates das harte Elfenbein vom
hiesigen Markt fern halten, so wird doch dessen Be-
deutung für das theuere weiche Elfenbein nicht
beeinträchtigt werden.
Von großer Bedeutung ist dagegen das Fortschrelten
der Ugandabahn. Die hauptsächlichen Produktions-
geblete Deutsch-Ostafrikas liegen (von Sansibar aus
gerechnet) im nordwestlichen Theile desselben nicht
allzu weit vom Viktoria-Nyanza, für Britisch-Oftafrika
sind es Uganda, Uniorro und die angrenzenden,
an, "osttellen sich die Preise für die übrigen Sorten,
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wenig bekannten Länderstrecken. Das Elfenbein aus
allen diesen Gegenden wird von Karawanen gebracht,
welche von Städten der deutschen Küste, vor Allem
von Bagamoyo ausgehen und dahin zurückkehren.
Die größere Sicherheit im deutschen Gebiete, die
lästigen Trägerverordnungen im britischen bestimmen
die Karawanenführer, den längeren Weg durch
Deutsch-Ostafrika dem kürzeren von Mombassa aus-
gehenden vorzuziehen. Ein großer Theil des aus
Deutsch-Ostafrika exportirten Elfenbeins stammt des-
halb aus britischem Gebiet. Das Vorrücken der
Bahn wird hierin voraussichtlich eine Aenderung
hervorrufen, schon jetzt ist, wie vorhin erwähnt, ein
Theil des sonst über Deutsch-Ostafrika exportirten
Elfenbeins nach Mombassa gegangen; hat die Uganda-
bahn einmal den Viktorla-Nyanza erreicht, so wird
allgemein der schnellere und billigere Bahntransport
der Beförderung durch Träger vorgezogen werden.
Für Leute, die in direkter Handelsverbindung
mit Europa, Amerika oder Indien stehen, liegt keine
Veranlassung vor, ihr Elfenbein nach Sansibar statt
nach Mombassa, dem Ausgangspunkt der Bahn, zu
schaffen, da Letzteres elnen vorzüglichen Hafen bietet
und allen Absatzgebieten näher liegt. Es ist deshalb
wahrscheiulich, daß nach Vollendung der Bahn der
Elfenbeinhandel sich allmählich von Sansibar nach
Mombassa zlehen wird.
Aufbebung des Rolonialministeriums in Japan.
Das im April v. Is. geschaffene japanische
Kolonialministerium ist wieder aufgehoben worden.
Für die Angelegenheiten Formosas ist ein eigenes,
dem Kabinet unmittelbar unterstehendes Amt errichtet.
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Tikterakur.
J. Sturtz und J. Wangemann: Land und Leute
in Deutsch-Ostafrika. Erinnerungen aus der ersten
Zeit des Aufstandes und der Blockade. In
88 photographischen Orlginalaufnahmen. Zweite
Auflage. Berlin. E. S. Mittler und Sohn. In
Mappe mit Leinwandrücken Mk. 12,50.
Es ist erfreulich, daß die interessanten Photo-
graphien, welche während der Jahre 1888 und 1889
in Ostafrika gemacht worden find, nebst dem an-
sprechenden erläuternden Texte in zweiter Auflage
erscheinen konnten. Wie in kaum einer anderen
Veröffentlichung wird gerade darin ein treues Bild
der Verhältnisse in Ostafrika zur Zeit des Beginns
der deutschen Kolonisationsthätigkeit geboten, welches
uns in den Stand setzt, das inzwischen Gethane und
Erreichte richtig zu beurtheilen. Die meisten Orte
der deutschen Küste haben ihr Aussehen inzwischen
völlig verändert. Binnen wenigen Jahren wird man
sich der früheren Zustände kaum noch erinnern können.