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Nichtamtlicher Theil.
Perspnal-Machrichten.
Deutsch -COstafrika.
Der zum Bauleiter bei dem Kaiserlichen Gouver-
nement bestimmte Architekt Paul Uhlig ist in Dar-
es-Saläm eingetroffen.
Der Lehrer Schroeder ist am 28. September
in Tanga und der Büreauassistent Werner am
19. Oktober in Dar-es-Saläm eingetroffen.
Ramerun.
Hauptmann v. Besser ist Anfang Oktober in
Kamerun eilngetroffen.
Im Auftrage des Baptistenmissions = Komitees
hat sich der Dr. med. Karl Schaufler, prakt. Arzt
aus Württemberg, nach Kamerun begeben, um dort
als Missionsarzt zu wirken.
Vogo.
HKolvnialrakk.
Am Donnerstag, den 18. November, trat unter
dem Vorsitz des Direktors der Kolonialabtheilung
Freiherrn v. Richthofen der Kolonitalrath zur
Herbsttagung zusammen. Der Vorsitende sprach zu-
nächst Seiner Hoheit dem Herzogregenten von
Mecklenburg-Schwerin den Dank des Kolonial=
raths für sein Erscheinen aus und theilte mit, daß
Seine Durchlaucht der Fürst zu Wied und die
Herren Ministerialpräsident Dr. v. Grimm, Pro-
fessor Dr. Ebert, Banquier von der Heydt,
Hofrath Dr. Mehnert, Professor Dr. Schwein-
furth, Kaufmann Thormählen, Regierungsrath
a. D. Freiherr v. Tucher und Direktor des Nord-
deutschen Lioyd Dr. Wiegand an der Theilnahme
verhindert seien. Er gab alsdann einen Ueberblick
über die wichtigeren Begebenheiten in den Schutzgebieten
seit der letzten Tagung des Kolonialraths. Ein-
gehender wurden seinerseits erörtert bezüglich Ost-
afrikas die Informationsreise des Gouverneurs nach
Uhehe und die Frage der Besiedelungsfähigkeit
dieser Landschaft; ferner die Wirksamkeit des Generals
Liebert für die stete Vermehrung fahrbarer Straßen,
sowie die Gestaltung der Arbeiterverhältnisse, welche
die Einfuhr von Kulis fast nur noch für die technisch
schwierigeren Betriebe der Tabaks= und Thee-
pflanzungen erforderlich mache; auch wurde der
Uebertritt des Königs Mwanga von Uganda auf
deutsches Gebiet erwähnt. Bezüglich Südwestafrikas
wurde die durch die Rinderpest dort geschaffene Lage,
die Niederlage der Hottentottenbande im Süden des
Schutzgebietes und die Heranziehung eingeborener
Stämme zu militärischer Ausbildung, bezüglich
Togos die Verhältnisse des Hinterlandes, bezüglich
Kameruns die günstige Entwickelung des Plantagen-
wesens und die Regelung der Arbeiterzufuhr be-
sprochen. Der Kolonialrath trat hierauf in die
Tagesordnung ein. Den ersten Gegenstand derselben
bildete der Etat für das ostafrikanische Schutzgebiet.
Bei der Berathung dieses Etats wurden besonders
eingehender Erörterung unterzogen: der Forstschutz
im Schutzgebiete, die Landvermessung, die Begründung
einer tropischen Versuchsstation, die Beschaffung eines
Dampfers für den Tanganyika, die Usambargeisenbahn,
die Heranbildung der Handwerker, die Vorbildung der
Beamten u. s. w. auf dem Orientalischen Seminar.
Auch die direkte Besteuerung der Eingeborenen, die
Vermessung des Schutzgebiets, die Ueberführung des
Tanganyikadampfers an seinen Bestimmungsort, sowie
die gegenwärtige Lage des Usambargeisenbahnunter-
nehmens wurden zum Gegenstand eingehender De-
batten gemacht.
Nach einer Pause trat der Kolonialrath um
2½ Uhr nachmittags in Berathung des Etats von
Kamerun ein. Es kamen hierbei insbesondere die
Verhältnisse des Botanischen Gartens in Victoria,
sowie des in Buea zu errichtenden Sanatorlums zu
eingehender Besprechung. Auch wurde die Frage
erörtert, auf welche Weise man den Bedürfnissen
der Eingeborenen bei der Schaffung von Kronland
am besten gerecht werden und auch dem Neger den
Betrieb von kleineren Plantagen und von Handels-
gewerben ermöglichen könne. Demnächst wurde zu
der Berathung des Etats von Togo übergegangen.
Hierbei beschloß der Kolonialrath auf Antrag Seiner
Hoheit des Herzogs Johann Albrecht zu
Mecklenburg, die Kaiserliche Regierung zu ersuchen,
mit thunlichster Beschleunigung für Besserung der
Landungsverhältnisse in Lome durch Anlegung einer
Landungsbrücke dortselbst sowie für Herstellung einer
Lokalbahn von Lome nach Klein-Popo Sorge zu
tragen. Im Anschluß an den Togo-Etat wurde so-
dann das deutsch-französische Abkommen über die
Abgrenzung des Schutzgebiets von Togo besprochen.
Die wirthschaftliche Lage des Schutzgebiets, welches
im letzten Jahre unter einer Epidemie und Trocken-
heit zu leiden hatte, sowie die Zollverhältnisse gaben
ebenfalls zu Erörterungen Anlaß.
Am Freitag, den 19. November, bildete den
Gegenstand der Tagesordnung die Berathung über
den Entwurf des Etats für das südwestafrikanische
Schutzgebiet. Vor Eintritt in die Tagesordnung
hab Herr Konsul Vohsen an der Hand der von