geht eine etwa 80 m lange Brücke in den Hafen, an
welcher die Boote der nicht fern liegenden Schiffe
an Treppen landen. Zwei Krähne sind, je einer zu
jeder Seite der Brücke, zur Aufnahme größerer
Ballen 2c. angebracht. Ein Schienenstrang führt bis
zum Ende der Brücke und eine Wasserleitung, welche
ebenso weit reicht, erleichtert es den Schiffen, frisches
Wasser an Bord zu nehmen. Boote und Leichter
zur Empfangnahme der Ladung sind in genügender
Menge vorhanden.
Im Hafen lagen zwei englische und ein poriu-
giesisches Kriegsschiff, zwei Wachtschiffe abgetakelt,
wohl für die Kabel, außerdem einige kleinere Segler,
welche den Küstenverkehr vermitteln. Eine portu-
giesische Linie läuft Mossamedes zwei Mal monatlich
an und soll in der Hauptsache getrocknete Fische,
wohl für den Kongo und die nördlicheren afrikani-
schen Länder, ausführen. Versuchsweise wird in der
Kolonie Kaffee, Zucker und Kautschuk gebaut, aber
vorläufig noch in so beschränktem Maßstabe, daß nicht
einmal die Kolonie selbst viel davon hat, denn z. B.
Liberiakaffee soll in großen Mengen eingeführt werden.
Uebrigens schützen die Portugiesen ihre Dampferlinie
in der Weise, daß bei fremden Linien etwa der sieben-
fach höhere Ausfuhrzoll als bei Ausfuhr auf eigenen
Schlffen gezahlt werden muß. Der Ort Mossamedes
wird vom Ufer durch eine doppelte Palmenallee
(meist Kokospalmen) abgeschlossen und bildet mit
seinen weißen Häusern zwischen dem Grün der Bäume
ein liebliches Bild. Im Nordwesten schließen sich
an den Ort Garten= und Plantagenanlagen, die
mittelst Windmotoren bewässert werden, und welche
einen reichen Ertrag an Gemüsen und Früchten aller
Art abwerfen. Wasser ist allerdings dicht an der
Küste zu finden und viele Brunnen, kaum 100 Schritt
vom Ufer entfernt, versorgen die Stadt ausreichend.
Nach dem Innern zu nimmt die Landschaft einen
anderen Charakter an und erinnert lebhaft an unseren
Küstenstrich. Indessen sind die Bodenverhällnisse doch
weit bessere und soll das Land, wenn ja einmal
Regen fällt, was alle sechs bis sieben Jahre an der
Küste vorkäme, wie durch einen Zauberschlag in eine
grüne Wiese verwandelt werden, welche nach 14 Tagen
bis drei Wochen halbmannshohes Gras trägt. Dieses
Gras wird, bis der Samen reift, stehen gelassen und
dann von der Regierung freigegeben. Die Arbeiter
gehen hinaus und schneiden dasselbe, und soll es dann
in der ersten Zeit zu minimalen Preisen abgegeben
werden, welche sich aber mit vorrückender Jahreszeit
stetig steigern. Die Häuser sind meist aus Luft-
ziegeln gebaut, von verschiedenartigem Anstrich und
tragen flache Dächer. Die Straßen sind breit und
merkwürdigerweise sauber gehalten, zum Theil ge-
pflastert und mit Trottoirs auf den Seiten versehen.
Das Innere der Häuser und die Hofräume halten
indessen meist nicht, was das Aeußere verspricht.
Hotels und Restaurationen giebt es eigentlich nicht,
wenigstens habe ich nichts derartiges gefunden, was
mit einigem Recht diesen Namen tragen dürfte. Der
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Fremdenverkehr und -zuzug scheint eben sehr gering
zu sein. Das großartigste Gebäude des Ortes ist
jedenfalls das vor 15 Jahren erbaute Palais des
Gouverneurs. An erhöhter Stelle, aus rothen Ziegeln
erbaut, ist es, mehrere Stockwerke hoch, schon weit
von der See aus zu sehen. Hier ist auch das Innere,
wenlgstens das, was ich davon gesehen habe, mit
Eleganz und Geschmack eingerichtet. Ein schönes ge-
räumiges Treppenhaus führt in die Salons der
1. Etage. Hohe, parkettirte Säle mit eleganten Mö-
beln bilden die Empfangsräume des Gouverneurs
bezw. dessen Stellvertreters; kurz, das Ganze macht
einen gediegenen Eindruck. Einige 100 Schritt südlich
des Gouvernementsgebäudes ist eine steinerne Kirche
erbaut, geräumig genug, doch habe ich von architek-
tonischer Schönheit hier nichts entdecken können.
Wieder südlich hiervon befindet sich das Hospital,
welches einen hübschen, freundlichen Eindruck macht.
Mossamedes ist im Allgemeinen ein gesunder
Platz, doch kommen auch hier nach der Regenzeit
Fieber vor. Vor Allem scheint das Hospital aber
für Kranke, die von auswärts kommen, werthvoll
zu sein. Ich glaube, Mossamedes ist eine Art Sana-
torium für Benguela bezw. Angola. Eines der englischen
Kriegsschiffe, welches in nördlicheren Gewässern statio-
nirt war, lag auch der Gesundheit seiner Leute wegen
dort, jedenfalls hatte es für mehrere Tausend Mark
Gemüse gekauft, da dem nördlicheren Geschwader
Pflanzenkost fehlen sollte. Etwa 150 m nordöstlich
des Gouvernementsgebäudes liegt eine Citadelle.
Sie dient wohl hauptsächlich als Kasernement.
Leider konnte ich auch hier der Kürze der Zeit halber
das Innere nicht besichtigen. Sonst wäre von Bau-
lichkelten wohl nur noch das Gebäude der englischen
Telegraphenkompagnie zu erwähnen. Es liegt mehr
am Nordende des Ortes, während die oben be-
schriebenen gouvernementalen Bauten das Südende
des Städtchens bilden. Die Engländer haben hier
ein schönes zweistöckiges Tropenhaus (Eisen= und
Holzkonstruktion) aufgestellt, mit breiten Veranden
um dasselbe und hohen, kühlen und luftigen Zimmern
in demselben; das Ganze umgeben von einem hüb-
schen Garten mit blühenden Blumen und grünenden
Büschen und Bäumen.
Den Handel in Mossamedes scheint hauptsächlich
ein französisches Haus, Compagnie Frangaise de
Mossamedes, in Händen zu haben. Es glebt ja
auch sonst noch Kaufhäuser dort, das bedeutendste
ist aber jedenfalls im Besitze genannter Kompagnie.
Im Allgemeinen scheint der Platz aber, auch was
Handel und Wandel anbetrifft, trotz seiner günstigen
Bedingungen ein recht stiller zu sein. Als Zahl-
mittel in Mossamedes wird hauptsächlich Papiergeld
benutzt. Sonst kursiren in den Kolonien noch
Kupfer= und ganz kleine Silberstücke. Etwas leb-
hafter scheint nach dem dort Gehörten die Polizei
zu sein, die mit besonderer Strenge gegen die Ein-
geborenen vorgeht. Die Straßenpolizei und die
Beaufsichtigung der Gefangenen werden durch ein-