Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

geht eine etwa 80 m lange Brücke in den Hafen, an 
welcher die Boote der nicht fern liegenden Schiffe 
an Treppen landen. Zwei Krähne sind, je einer zu 
jeder Seite der Brücke, zur Aufnahme größerer 
Ballen 2c. angebracht. Ein Schienenstrang führt bis 
zum Ende der Brücke und eine Wasserleitung, welche 
ebenso weit reicht, erleichtert es den Schiffen, frisches 
Wasser an Bord zu nehmen. Boote und Leichter 
zur Empfangnahme der Ladung sind in genügender 
Menge vorhanden. 
Im Hafen lagen zwei englische und ein poriu- 
giesisches Kriegsschiff, zwei Wachtschiffe abgetakelt, 
wohl für die Kabel, außerdem einige kleinere Segler, 
welche den Küstenverkehr vermitteln. Eine portu- 
giesische Linie läuft Mossamedes zwei Mal monatlich 
an und soll in der Hauptsache getrocknete Fische, 
wohl für den Kongo und die nördlicheren afrikani- 
schen Länder, ausführen. Versuchsweise wird in der 
Kolonie Kaffee, Zucker und Kautschuk gebaut, aber 
vorläufig noch in so beschränktem Maßstabe, daß nicht 
einmal die Kolonie selbst viel davon hat, denn z. B. 
Liberiakaffee soll in großen Mengen eingeführt werden. 
Uebrigens schützen die Portugiesen ihre Dampferlinie 
in der Weise, daß bei fremden Linien etwa der sieben- 
fach höhere Ausfuhrzoll als bei Ausfuhr auf eigenen 
Schlffen gezahlt werden muß. Der Ort Mossamedes 
wird vom Ufer durch eine doppelte Palmenallee 
(meist Kokospalmen) abgeschlossen und bildet mit 
seinen weißen Häusern zwischen dem Grün der Bäume 
ein liebliches Bild. Im Nordwesten schließen sich 
an den Ort Garten= und Plantagenanlagen, die 
mittelst Windmotoren bewässert werden, und welche 
einen reichen Ertrag an Gemüsen und Früchten aller 
Art abwerfen. Wasser ist allerdings dicht an der 
Küste zu finden und viele Brunnen, kaum 100 Schritt 
vom Ufer entfernt, versorgen die Stadt ausreichend. 
Nach dem Innern zu nimmt die Landschaft einen 
anderen Charakter an und erinnert lebhaft an unseren 
Küstenstrich. Indessen sind die Bodenverhällnisse doch 
weit bessere und soll das Land, wenn ja einmal 
Regen fällt, was alle sechs bis sieben Jahre an der 
Küste vorkäme, wie durch einen Zauberschlag in eine 
grüne Wiese verwandelt werden, welche nach 14 Tagen 
bis drei Wochen halbmannshohes Gras trägt. Dieses 
Gras wird, bis der Samen reift, stehen gelassen und 
dann von der Regierung freigegeben. Die Arbeiter 
gehen hinaus und schneiden dasselbe, und soll es dann 
in der ersten Zeit zu minimalen Preisen abgegeben 
werden, welche sich aber mit vorrückender Jahreszeit 
stetig steigern. Die Häuser sind meist aus Luft- 
ziegeln gebaut, von verschiedenartigem Anstrich und 
tragen flache Dächer. Die Straßen sind breit und 
merkwürdigerweise sauber gehalten, zum Theil ge- 
pflastert und mit Trottoirs auf den Seiten versehen. 
Das Innere der Häuser und die Hofräume halten 
indessen meist nicht, was das Aeußere verspricht. 
Hotels und Restaurationen giebt es eigentlich nicht, 
wenigstens habe ich nichts derartiges gefunden, was 
mit einigem Recht diesen Namen tragen dürfte. Der 
  
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Fremdenverkehr und -zuzug scheint eben sehr gering 
zu sein. Das großartigste Gebäude des Ortes ist 
jedenfalls das vor 15 Jahren erbaute Palais des 
Gouverneurs. An erhöhter Stelle, aus rothen Ziegeln 
erbaut, ist es, mehrere Stockwerke hoch, schon weit 
von der See aus zu sehen. Hier ist auch das Innere, 
wenlgstens das, was ich davon gesehen habe, mit 
Eleganz und Geschmack eingerichtet. Ein schönes ge- 
räumiges Treppenhaus führt in die Salons der 
1. Etage. Hohe, parkettirte Säle mit eleganten Mö- 
beln bilden die Empfangsräume des Gouverneurs 
bezw. dessen Stellvertreters; kurz, das Ganze macht 
einen gediegenen Eindruck. Einige 100 Schritt südlich 
des Gouvernementsgebäudes ist eine steinerne Kirche 
erbaut, geräumig genug, doch habe ich von architek- 
tonischer Schönheit hier nichts entdecken können. 
Wieder südlich hiervon befindet sich das Hospital, 
welches einen hübschen, freundlichen Eindruck macht. 
Mossamedes ist im Allgemeinen ein gesunder 
Platz, doch kommen auch hier nach der Regenzeit 
Fieber vor. Vor Allem scheint das Hospital aber 
für Kranke, die von auswärts kommen, werthvoll 
zu sein. Ich glaube, Mossamedes ist eine Art Sana- 
torium für Benguela bezw. Angola. Eines der englischen 
Kriegsschiffe, welches in nördlicheren Gewässern statio- 
nirt war, lag auch der Gesundheit seiner Leute wegen 
dort, jedenfalls hatte es für mehrere Tausend Mark 
Gemüse gekauft, da dem nördlicheren Geschwader 
Pflanzenkost fehlen sollte. Etwa 150 m nordöstlich 
des Gouvernementsgebäudes liegt eine Citadelle. 
Sie dient wohl hauptsächlich als Kasernement. 
Leider konnte ich auch hier der Kürze der Zeit halber 
das Innere nicht besichtigen. Sonst wäre von Bau- 
lichkelten wohl nur noch das Gebäude der englischen 
Telegraphenkompagnie zu erwähnen. Es liegt mehr 
am Nordende des Ortes, während die oben be- 
schriebenen gouvernementalen Bauten das Südende 
des Städtchens bilden. Die Engländer haben hier 
ein schönes zweistöckiges Tropenhaus (Eisen= und 
Holzkonstruktion) aufgestellt, mit breiten Veranden 
um dasselbe und hohen, kühlen und luftigen Zimmern 
in demselben; das Ganze umgeben von einem hüb- 
schen Garten mit blühenden Blumen und grünenden 
Büschen und Bäumen. 
Den Handel in Mossamedes scheint hauptsächlich 
ein französisches Haus, Compagnie Frangaise de 
Mossamedes, in Händen zu haben. Es glebt ja 
auch sonst noch Kaufhäuser dort, das bedeutendste 
ist aber jedenfalls im Besitze genannter Kompagnie. 
Im Allgemeinen scheint der Platz aber, auch was 
Handel und Wandel anbetrifft, trotz seiner günstigen 
Bedingungen ein recht stiller zu sein. Als Zahl- 
mittel in Mossamedes wird hauptsächlich Papiergeld 
benutzt. Sonst kursiren in den Kolonien noch 
Kupfer= und ganz kleine Silberstücke. Etwas leb- 
hafter scheint nach dem dort Gehörten die Polizei 
zu sein, die mit besonderer Strenge gegen die Ein- 
geborenen vorgeht. Die Straßenpolizei und die 
Beaufsichtigung der Gefangenen werden durch ein-
	        
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